Magic Academy

Zaubern ist keine Hexerei

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Drei Zauberer vl : Sascha Reuter 30, Michael Müller 48, Shabaz Malik 20 , in der Magic Academy an der Sprockhöveler Straße 111 in Witten am 03.06.2011 Foto: Walter Fischer / WAZ FotoPool

Drei Zauberer vl : Sascha Reuter 30, Michael Müller 48, Shabaz Malik 20 , in der Magic Academy an der Sprockhöveler Straße 111 in Witten am 03.06.2011 Foto: Walter Fischer / WAZ FotoPool

Foto: WAZ FotoPool

Witten. Harte Arbeit und keine Hexerei ist die Zauberei: Das haben die Schüler erfahren, die beim Projekt „Magie statt Mattscheibe“ der Magic Academy mitgemacht haben.

Was sie gelernt haben, zeigen sie am Tag der offenen Tür dieser besonderen Bildungseinrichtung am Samstag, 18. Juni.

RWE hat das Projekt mit 900 Euro gefördert. „Dafür haben wir Zaubermaterial gekauft, Kupferbecher für Spiele, Bälle, Seidentücher. Das ist alles sehr teuer“, sagt Susanne Malik von der Academy, die hervorgegangen ist aus der seit elf Jahren bestehenden Zauber-AG der Rudolf-Steiner-Schule Witten. Seit einem Jahr wird nicht mehr dort, sondern in einer Ex-Gaststätte an der Sprockhöveler Straße 111 das Zaubern vermittelt. Eine Bühne gibt es hier mit Backstage-Bereich, Kostüme, Zaubermaterial. In einer Ecke im Ex-Kneipenbereich - im heutigen Hexenkessel - parken Besen. Die Kurse und Workshops sind offen für alle. Lernen können die Teilnehmer auch mittels Videoanalyse.

Überhaupt hat sich im vergangenen Jahr viel getan: Denn jetzt gibt es auch einen magischen Zirkel in Witten. „In Bochum gibt es einen solchen Zirkel seit 21 Jahren, wir hatten auch immer Wittener Mitglieder. Die Kooperation mit der Academy hatte sich zunehmend verstärkt, darum haben wir uns jetzt zum magischen Zirkel Bochum und Witten zusammengeschlossen, einer Interessengemeinschaft für anspruchsvolle Zauberei. Wir arbeiten professionell, aber nicht hauptberuflich“ , sagt Michael Müller, Vorsitzender des Magischen Zirkels Bochum und Witten.

Vor der Aufnahme steht die Prüfung

Wer aufgenommen werden möchte, muss eine Aufnahmeprüfung bestehen. „Die besteht aus einem eigenen Programm sowie Fragen zu Theorie und Geschichte der Zauberei“, sagt Shabaz Malik, der noch an der Prüfung feilt. Etwa 20 Mitglieder hat der Zirkel. Die bringen sich auch ehrenamtlich ein in die Magic Academy, geben Kurse und Workshops.

Die Kooperation mit RWE entstand durch Sascha Reuter. „Ich arbeite bei einem Tochterunternehmen von RWE, bei Amprion. Das Unternehmen fördert mit dem Companius-Projekt gesellschaftliches Engagement von Mitarbeitern.“ Ziel der Workshops mit 15 Schülern im Alter von zehn bis 16 Jahren, die sich seit März zehn Mal für vier bis fünf Stunden trafen, war es , deren Fingerfertigkeit zu schulen. „Sie sollen nicht einfach nur irgendwie einen Knopf drücken, sondern ihre Motorik schulen, den Umgang mit dem Publikum, die Kunst des Ablenkens lernen. Soziale Kompetenzen erwerben sie in den Workshops, lernen viel über Psychologie“, erklärt Reuter, der sich selbst auf Kartenzauberkunststücke spezialisiert hat. Begeistert waren die Zauberlehrlinge bei der Sache: „Sie haben knüppelhart bei schönstem Wetter geübt“, freut sich Müller.

Und sie wissen nun: Einfach nur mit „Hex, hex“ wie bei Bibbi Blocksberg ist es bei der Zauberei nicht getan. Und so düster wie teils bei Harry Potter geht es in der Magic Academy auch nicht zu. Außerdem sprechen die hiesigen Zauberer nicht gerne von Tricks. Was sie bieten, sind Zauberkunststücke. Ein solches zu erlernen, „dauert vielleicht nicht immer unbedingt lange, aber es so zu präsentieren, dass es magisch wirkt, dauert manchmal Jahre“, so Müller.

Doctor Marrax zu Gast

Ohne Sponsoren kommt die Magic Academy nicht aus. Ostermann engagiert sich, spendete Stühle, übernimmt einen Teil der Miete. „Das könnte die Schule sich hier sonst nicht leisten“, so Susanne Malik. Doch noch fehlt auch manches. Ein Beamer fürs Close-Up-Zaubern fehlt. Dabei geht der Magier von Tisch zu Tisch, arbeitet interaktiv. Das könnte dann auf Leinwand übertragen werden. Eine Kostprobe dieser Zauberart gibt es ebenfalls am Tag der offenen Tür.

Magic Academy und Zirkel blicken in die Zukunft: Geplant sind regelmäßige Vorführungen - nicht nur von eigenen Leuten, sondern auch von hauptberuflichen Zauberern. So gastiert vom 14. bis 16. Juni Doctor Marrax in der Schule.

Und wer weiß: Dass die Schließung der A40 im Kulturhauptstadt-Jahr die Menschen magisch anzog, lag vielleicht auch daran, dass die hiesigen Zauberer mit einem Tisch dabei waren . . .

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