„Die Christuskirche bleibt im Dorf“ hieß es Ende April 2015 in der NRZ, als die Landeskonservatorin Andrea Pufke das Gotteshaus am Lindenhof unter Denkmalschutz gestellt und damit den geplanten Abriss verhindert hatte. Diese Überraschung präsentierten Jürgen Liebich, Leiter des Stadtplanungsamtes, und der damalige Pfarrer der evangelischen Gemeinde Broich-Saarn, Thomas Jantzen, vor einem Jahr auf einer Bürgerversammlung am Lindenhof. Für die Gemeinde, die kurz vor dem Verkauf des Areals an der Waldbleeke in Saarn stand, bedeutete das: zurück auf Los. Sie muss vorerst einen Kirchenbau erhalten, den sie nicht mehr braucht. „Was wie in Zukunft geschieht, müssen wir erst in unseren Gremien besprechen und entscheiden“, sagte Pfarrer Jantzen. Den Hoffnungen einiger Gemeindemitglieder, in der neuen Lage den Kirchenbetrieb fortzuführen, erteilte er jedoch eine klare Absage. „Das Presbyterium hat es so beschlossen. Wir können uns den Unterhalt dieser Kirche nicht mehr leisten. Wir investieren unser Geld lieber in Menschen als in Steine“, so Jantzen. Etwas Ohnmacht, aber mehr Aufbruchswille war bei den Besuchern zu erkennen: „Wir haben uns auf den Abschied eingestellt. Warum soll die Kirche nun bleiben?“, fragte eine Nachbarin. Anlieger wollten wissen, wie viele Neubauten erlaubt seien und wie die Gemeinde den entstehenden Verlust – geminderter Verkaufserlös – auffangen könne. Von den Denkmalpflegern wird kein Zuschuss kommen. „Wir lassen die Gemeinde jetzt nicht im Regen stehen. Kreative Lösungen sind gefragt, wie der Kirchenbau zukünftig sinnvoll und nachhaltig zu nutzen ist. Das ist auch eine Chance“, erklärte Jürgen Liebich. Die Stadtplaner wollten einen Wettbewerb ausschreiben, für den sich anwesende Architekten bereits interessierten.
Hier hat sich leider im Laufe des Jahres nichts getan. Der Investor, der vor einem Jahr kurz vor der Vertragsunterzeichnung stand, zog sich nach der Denkmalschutz-Ankündigung zurück. Wie geplant hatte die Evangelische Kirchengemeinde Broich-Saarn die Nutzung der Christuskirche und des benachbarten Gemeindezentrums Lindenhof zum 1. Juni aufgegeben. Beim Gottesdienst zur Entwidmung der Kirche kamen viele Emotionen hoch und es wurde ein großes Abschiedsfest gefeiert. Zahlreiche alte Schätzchen aus dem Inventar von Kirche und Gemeindezentrum wurden mittlerweile verkauft. Die Erlöse kamen der Jugendstiftung Broich-Saarn zugute. Auf die Frage nach einer möglichen Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes wurde bislang keine Antwort gefunden. Wie Thomas Jantzen bereits letztes Jahr sagte: Es müsste ein Investor her, der eine Idee hat, wie er die Kirche in ein Konzept integrieren kann, das sich für ihn rechnet. Das bleibt schwierig.
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