Essen. Im August startet das 1. Essener Straßenkunstfestival. Zum dreitägigen Spektakel in der City werden Akteure von Japan bis Argentinien erwartet.
Magie aus Japan, Luftakrobatik aus Argentinien, Comedy aus Spanien: In der Essener City wird es vom 12. bis 14. August international. 18 Künstlergruppen aus 15 Nationen sollen dafür sorgen, dass das 1. Essener Straßenkunst-Festival in diesem Sommer richtig durchstartet. Premiere feiern sollte das Projekt eigentlich schon 2020. Nach zwei Corona-Jahren, in denen sich die Straßenkunst nur verhalten und verteilt über mehrere Wochen präsentieren konnte, geht das erste echte Straßenkunst-Festival diesmal komprimiert an einem Wochenende und noch einmal deutlich professionalisiert an den Start.
So liegt die Verpflichtung der Künstler mittlerweile in den Händen der österreichischen Event- und Erlebnisagentur Zeitenwanderer, die auch Festivals von Wien bis Werne bespielt. Eines nämlich hat man in den vergangenen zwei Jahren erkannt: „Die Künstler kommen nicht von alleine in eine Stadt“, sagt Stefan Schindler-Schulze vom Essener Kulturamt.
Die Künstler spielen „auf Hut“, die Stadt übernimmt die Spesen
Auftrittsmöglichkeiten gibt es im Sommer schließlich etliche. Von Würzburg bis Bremen, von Rosenheim bis Regensburg feiert man die Straßenkunst. Wer als Künstlerin und Künstler davon leben muss, wählt sorgfältig aus. Denn gespielt wird in Essen wie in den meisten anderen Städten „auf Hut“, also für das, was das Publikum bereit ist zu geben. Dass man mit ein, zwei Euro oder gar wenigen Cent nicht weit kommt, liegt auf der Hand. In traditionsreichen Straßenkunst-Städten weiß das Publikum längst, dass man Akrobatik und Comedy auch in kleinen Scheinen honorieren kann. Zwei extra eingerichtete Geldwechselstationen auf dem Kennedyplatz und an der Marktkirche sollen vom 12. bis 14. August dafür sorgen, dass es dem Publikum an Fünfern und Zehnern zumindest nicht fehlt.
Die Kosten für Spesen, Unterbringung und Catering übernimmt die Stadt. Insgesamt 100.000 Euro sind für das Spektakel inklusive Marketing etatisiert. Denn dass Festival soll weit über die Stadtgrenzen hinaus strahlen und zu einer dauerhaften Einrichtung in der Essener Festivallandschaft werden. „Wir haben fest vor, das Projekt weiter zu entwickeln“, sagt die neue Kulturamts-Leiterin Anja Herzberg. Dabei soll das Festival auch nachhaltige Auswirkungen für Essener Künstler haben, die allerdings nicht direkt beteiligt sind.
Mit dem Straßenkunst-Event wolle man auch ausloten, welche Auftrittsmöglichkeiten man möglicherweise für örtliche Künstler in der City etablieren könnte, sagt Stefan Schindler-Schulze. Dafür allerdings braucht es Sondernutzungsgenehmigungen, vielleicht sogar eine neue Satzung, die zunächst einmal politisch diskutiert und abgesegnet werden müsste. Und auch der städtische Einzelhandel muss mitziehen, wenn Musiker und Clowns in der City Aufstellung nehmen.
Es gibt Breakdance und Feuershows, Marionettentheater und Zirkusakrobatik
Dass Straßenkunst aber eben etwas ganz anderes ist als eine Panflöten-Combo oder ein Charly-Chaplin-Pantomime, davon soll sich das Publikum im August drei Tage lang überzeugen können. An insgesamt acht Spielorten zwischen Kennedyplatz und Flachsmarkt, Kettwiger Straße und Kopstadtplatz wird jongliert und musiziert, gezaubert und gelacht. Es gibt Breakdance und Feuershows, Marionettentheater und Zirkusakrobatik, Diabolo-Kunststücke und Straßentheater.
Auf dem Burgplatz wird für die Luft-Akrobatik der Wise Fools sogar ein eigenes Trapez aufgebaut. Alle anderen Akteure wechseln an den drei Festival-Tagen immer wieder ihre Standorte. Weltmeister verschiedener Straßenkunst-Sparten und preisgekrönte Artisten sind dabei, die das Publikum mit ihren professionellen Shows in den Bann ziehen sollen. Denn auch die Kunst der Publikumsansprache will gelernt sein.
Wie man so eine Menschentraube versammelt, das stellte die Essener Cyr-Artistin Gina Sibila beim Probelauf am Donnerstagvormittag schon einmal erfolgreich unter Beweis. Die Heisingerin ist eine der wenigen deutschen Künstler, die beim Straßenkunst-Festival dabei sind. Mit ihrem Cyr Wheel, der kleinen Schwester des Rhönrads, ist die Essenerin mittlerweile in ganz Europa unterwegs. Über ihr „Heimspiel“ in der Gemeinschaft vieler internationaler Künstler freut sich Gina Sibila ganz besonders. „Ich hoffe, das boomt richtig.“
Nicht unmaßgeblich wird sein, ob auch das Wetter mitspielt. Denn Straßenkunst ist nun mal ein Vergnügen unter freiem Himmel. Und die Hüte sollen im August eben nur zum Geldeinsammeln genutzt werden.
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