Bücher

Essener: Familienvater startet als Autor mit Krimi durch

| Lesedauer: 6 Minuten
Autor Marc Friedrich wohnt mit seiner Familie in Essen-Horst.

Autor Marc Friedrich wohnt mit seiner Familie in Essen-Horst.

Foto: Dirk A. Friedrich / FUNKE Foto Services

Essen-Horst.  Eine pfiffige Journalistin stolpert in einen Mordfall: Davon handelt das Buch „Im Sternbild der Hydra“. Autor ist der Essener Marc Friedrich.

„Meine Polly ist ein echter Nerd“, beschreibt Marc Friedrich aus Horst die Heldin seines ersten Romans. Der Krimi mit dem spannenden Titel „Im Sternbild der Hydra“ spielt im Sommer 2001. Der 40-Jährige hat seinen ersten Roman seinen beiden Töchtern gewidmet.

Filme auf Videokassetten, alte Handys und den Zauberwürfel, das kniffelige 3D-Puzzle aus den 80er Jahren: Marc Friedrich liebt Dinge von gestern. Vor allem die „Nullerjahre“ (2000-2009) hat der Horster Autor, Jahrgang 1982, in bester Erinnerung. Da war er gerade volljährig, mit jeder Menge Ideen und Träumen. Auf dem Wohnzimmertisch in seinem Siedlungshaus hat Marc Friedrich fürs Interview ein paar Requisiten aus jener Zeit bereitgelegt, wie den Stapel DVD-Rohlinge und eine Spielkonsole mit Controller. Weil er die 2000er Dekade so mag, hat er die Story seines Buches in ihr angesiedelt.

Mit Lokaljournalismus kennt sich der Essener Autor aus

Seiner Protagonistin Polly schenkte er in etwa „sein“ Alter: Sie ist 19, ein pfiffiger Typ und möchte Astronomie studieren. Um das Studium zu finanzieren, jobbt sie bei einer Lokalzeitung. Nebenbei mag sie vieles, was Friedrich damals auch liebte: Sie spielt stundenlang Videospiele und schaut Unmengen an Filmen. Zudem macht sie etwas Illegales, das damals weit verbreitet war: „Sie brennt CDs am Computer und verkauft die silbernen Scheiben, so genannte Raubkopien“, so Friedrich.

Mit Lokaljournalismus, wie ihn Paulina, kurz „Polly“ betreibt, kennt sich der Essener Autor aus. Nach dem Studium (Anglistik und Kommunikationswissenschaft) volontierte er bei der „Westfalenpost“ im Sauerland und bei der „Westdeutsche Allgemeinen Zeitung“ an der Ruhr. Er übernahm selbst oft genug Termine. „Eine Weile war ich freier Mitarbeiter in Mülheim“, ergänzt Friedrich. Doch seine aufgeweckte Polly lebt und arbeitet im Münsterland, genauer in Neuenkirchen. „Das ist ein realer Ort, an dem meine Frau als Kind regelmäßig auf einen Bauernhof zum Reiten war.“

Seine Töchter sind für große Pferde zu klein, noch reicht das Holzgestell auf dem Rasen hinter der Terrasse. In der Siedlung hat Friedrich früher selbst gespielt und besuchte die Josefschule. „Ich war vier, als meine Eltern in dieses Haus gezogen sind.“ Fast jeden Abend zwischen 20 und 24 Uhr, wenn die Kinder im Bett waren, setzte er sich nach der Arbeit und dem Spielen mit den Töchtern in den vergangenen Monaten ans Laptop, um an seinem Krimi zu schreiben.

Für den Krimi suchte der Essener ein halbes Jahr nach einem Verlag

Ende 2019 hatte er mit diesem Projekt begonnen. In Tabellen hielt er zunächst die Biografien der Charaktere fest. „Die Figuren dürfen sich im Verlauf der Handlung ja nicht widersprechen.“ Bei 350 Buchseiten immer alles im Kopf zu behalten, sei komplex. Die Handlung habe er sich um Polly herum ausgedacht. „Zuerst gab es diese Figur“, erklärt er den Aufbau. Zur Schauplatzrecherche fuhr er nach Neuenkirchen. Dort finde sich fast alles, was im Krimi vorkommt. Die große Ausnahme sei der „Palazzo“. Das heruntergewohnte Hochhaus ist frei erfunden und der Tatort des Mordes, in dessen Aufklärung Polly als rasende Reporterin gerät.

Bei den Details nahm es Friedrich sehr genau. „Ich habe mit Hilfe des Internets unter anderem die Länge des Schattens von diesem Gebäude errechnet, den es zu einer bestimmten Uhrzeit wirft.“ Etwa ein halbes Jahr verging für die Suche nach einem passenden Verlag. „Junge, lokale Krimis gehören längst nicht bei allen zum Programm“, weiß Marc Friedrich. Wichtig sei es, sich als Autor penibel an die Vorgaben zu halten, die Verlage auf ihren Homepages angeben. Und noch ein Tipp: „Nie gleich das ganze Manuskript schicken, das nervt die Mitarbeitenden nur.“

Das Manuskript des Esseners war im Juli 2022 fertig

Auch Anrufe solle man gut überlegen, um womöglich nicht gleich abzublitzen. Meist würden ein kurzes Exposé, eine Leseprobe von zehn bis 20 Seiten und ein Lebenslauf zur Vorauswahl verlangt. So war es jedenfalls bei ihm. Und Geduld brauche man auch. Aber jenen Freitag im April 2022, als er die ersehnte Zusage per Telefon erhielt, wird der Horster nie vergessen. „Das war ein unglaublich gutes Gefühl.“ Dann ging die Arbeit weiter. Die erste Fassung seines ansprechend bildhaft geschriebenen Krimis erschien der Lektorin zu lang. „Auf ihr Anraten habe ich mutig gestrichen. Das fiel mir schwer, doch der Story hat es am Ende gut getan.“

Im Juli 2022 war das endgültige Manuskript fertig. Während die junge Familie den Herbsturlaub in den Niederlanden verbrachte, trafen die ersten druckfrischen Exemplare in einem Paket in Horst ein. „Die Schwiegereltern haben uns den Karton gebracht, damit ich mein Werk schnell in den Händen halten konnte.“ Was ihr Papa da geschrieben hat, können seine Töchter (4 und 1) noch nicht verstehen. Später sind sie sicher stolz. Vor allem auf die Widmung. Die lautet: „Greift nach den Sternen. – Papa“. Dass er einmal Bücher schreiben würde, habe Friedrich immer gehofft. Ganz nach dem Motto des Romans: „Wer an sich glaubt, kann alles erreichen.“

Protagonistin stolpert bei einem Pressetermin in einen Mordfall

Zurück zum Buch: Die Titel gebenden Krimi-Sterne stehen gut für die sympathische Polly. Nur die Mörder des „Katzenmanns“, den die junge Frau tot in seiner vermüllten Wohnung auffindet, müssen die am Südhimmel leuchtende Hydra fürchten. „Das Sternbild der großen, vielköpfigen Wasserschlange war bereits in der griechischen Antike bekannt. In der Mythologie wachsen der Hydra zwei neue Köpfe, wenn sie beim Kampf einen verliert. Und ihre Mitte ist unsterblich“, so Friedrich.

Für Zeitungen schreibt er übrigens nicht mehr. „Nach der Ausbildung und vier Redakteursjahren in Menden im Sauerland habe ich 2019 die Schreibtischseite gewechselt und bin in der Unternehmenskommunikation gelandet.“ Bei einem Pressetermin in einen Mordfall gestolpert, wie Polly, sei er allerdings nur in der Fantasie, nicht in sechs Journalistenjahren. „Zum Glück!“

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Essen