Wirtschaft

Flüchtlingen auf dem lokalen Arbeitsmarkt eine Chance geben

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Mit einer Fachtagung für Wattenscheider Unternehmer sollen berufliche Zukunftsperspektiven für Flüchtlinge verbessert werden. Das Foto zeigt (v.l.) Constanze Steinweg (Koordination IVAF Zukunft Plus), Ximena Leon (bobeq), Nina Baumann (bobeq Projektsteuerung).

Mit einer Fachtagung für Wattenscheider Unternehmer sollen berufliche Zukunftsperspektiven für Flüchtlinge verbessert werden. Das Foto zeigt (v.l.) Constanze Steinweg (Koordination IVAF Zukunft Plus), Ximena Leon (bobeq), Nina Baumann (bobeq Projektsteuerung).

Foto: Manfred Sander

Wattenscheid-Mitte.   Fachtagung soll helfen, Unternehmern die Angst vor der Beschäftigung von Flüchtlingen zu nehmen. Ein junger Iraker schreibt Erfolgsgeschichte.

Viele Unternehmen scheuen nach wie vor davor zurück, Flüchtlinge einzustellen. Vor allem, wenn diese lediglich einen Duldungsstatus haben und somit keine Berechtigung zu arbeiten. Die Awo setzt sich mit „Bobeq“, ihrer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft, für diese Klientel ein. Das Projekt wird durch den Bund und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Bedenken nehmen

Um Arbeitgebern die Bedenken zu nehmen, Flüchtlinge zu beschäftigen, bieten Bobeq und das angegliederte Projekt „Zukunft plus“ jetzt eine Fachtagung an. „Wenn diese Menschen einen Job nachweisen können, gibt ihnen das Ausländerbüro eine Aufenthaltsgenehmigung auf Probe“, erklärt Mustafa Calikoglu von der Awo Wattenscheid.

Seit drei Jahren in Deutschland

Einer, der trotz der widrigen Umstände am Ende eine Erfolgsgeschichte schreiben konnte, ist Adil Miko Kecho. Der 26-Jährige floh aus dem Irak, weil er als Jeside religiös verfolgt wurde. Vor drei Jahren kam er nach Deutschland. Zwei Mal schon bekam er einen Abschiebungsbescheid, weil der Krieg in seinem Heimatland beendet ist. Zweimal klagte er dagegen, ständig in der Angst, jederzeit Wattenscheid verlassen zu müssen.

Sprachkurse verwehrt

Über Bobeq bekam er die Chance, in der Pflege zu arbeiten. Doch weil er nicht zu den Flüchtlingen mit Bleibeperspektive gehört, sind ihm Sprachkurse verwehrt, aus dem Job wurde nichts. Heute kann er gut Deutsch, hat es sich selbst beigebracht, weil er den starken Willen besitzt, sich in Deutschland zu integrieren.

Mehrere Wochen Dauer

Dann bewarb er sich im Hotel Tryp in Leithe, das suchte sofort einen Mitarbeiter. Doch die Bearbeitungsphase zwischen Ausländerbüro und Jobcenter dauert mehrere Wochen.

Adil Miko Kecho gab nicht auf. Seit zwei Monaten nun macht er eine Ausbildung zum Hotelfachangestellten im Wald- und Golfhotel im Lottental. Die dauert drei Jahre. „Es gefällt mir gut, das ist meine Richtung“, sagt er, zumal er in Kurdistan bereits in einem Hotel tätig war. „In meiner Heimat gibt es dafür keine Ausbildung, da erlernt man den Job in der Praxis.“

Hürden überwinden

Rund 2000 Menschen sind in Bochum in der Situation, dass sie Arbeit suchen, aber ohne Aufenthaltstitel wenig Chancen haben. Um diese Geflüchteten mit Arbeitgebern zusammenzubringen, engagieren sich die Mitarbeiter von Bobeq und Zukunft plus. Wie Nina Baumann und Constanze Steinweg: „Es ist nicht immer einfach, Hürden zu überwinden. Betriebe haben ihr Produktionsziel vor Augen, wollen nicht noch für soziale Betreuung zuständig sein. In diese Lücke stoßen wir.“

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