Oberhausen. Ist die Grundschule vorbei, stellt sich die Frage: Wo soll mein Kind weiter lernen? Helena (10) hat sich entschieden – das war nicht einfach.
Der neue Ranzen wartet bereits. Eine Nummer größer, eine Nummer stabiler erscheint er neben seinem Vorgängermodell. Doch das Ausschlaggebende ist etwas ganz anderes: „Auf dem neuen Ranzen sind keine Einhörner mehr drauf“, sagt Helena Gernandt, blickt zu ihrer Mutter und muss lachen. Aufs Gymnasium mit einem Fabelwesen auf dem Rücken? Für eine Zehnjährige „einfach nur peinlich“. Die fünfte Klasse, das ist für viele Kinder und vor allem für viele Eltern der Beginn einer ganz neuen Zeitrechnung.
Welche Schule soll es sein? Was ist das Beste für mein Kind? Solche Fragen stellen sich viele Eltern, die ihrem Kind eine möglichst gute Bildung wünschen. In Oberhausen gab es auch für Helena einige Schulen, die infrage gekommen seien, erklärt ihre Mutter Christina Terzi. „Es ist dann letzten Endes das Elsa geworden, weil sich Helena dort am wohlsten gefühlt hat.“ Doch bis zur Entscheidung war es ein langer Weg.
Der Schulweg war ein wichtiges Kriterium
„Seit dem letzten Herbst haben wir uns die weiterführenden Schulen angeschaut“, betont die 44-Jährige. Hier der Tag der offenen Tür, da die Website angeklickt, um das Bildungsangebot zu checken. „Was uns natürlich auch wichtig war, ist der Schulweg. Der sollte selbstständig machbar für sie sein.“
Ein Busticket wird Helena nicht bekommen. Ihre Mutter wird sie vorerst zur Schule auf dem Rad begleiten. Zehn Minuten brauchen die beiden bei normalem Verkehr. Wenn das Wetter schlechter wird, kann sie immer noch mit dem Bus fahren. Überzeugt hat Helena am Elsa-Brändström-Gymnasium vor allem die „Freie Lernzeit“. „Da kann ich mir ein Thema selbst auswählen und zwei Stunden pro Woche dafür lernen.“
Bewertet wird diese Arbeit natürlich trotzdem – dazu sollen die Kinder in der Lernzeit ihre schwachen Fächer verbessern. Ihre Mutter fand die Idee und das ganze Konzept der Montessoripädagogik (Motto: „Hilf mir, es selbst zu tun.“) spannend: „Dort helfen sogar manchmal die älteren Schüler den jüngeren in Fächern, die nicht so gut laufen.“
Ihre Klassenkameraden kennt Helena noch nicht
Wer Helenas zukünftige Klassenkameraden sind, weiß die Zehnjährige allerdings bisher nur vom Papier. „Ich kenne eigentlich niemanden, aber meine Freundinnen von der Grundschule sehe ich ja weiter beim Judo.“
Die neue Schule hat sich Helena auch nach der Atmosphäre ausgesucht. „Überall hängen Bilder oder etwas Gebasteltes – das fand ich schön.“ Den Tag der offenen Tür hätten sie und ihre Eltern damals zwar verpasst: „Dann gab es aber noch ein Angebot der Direktorin, sich den Alltag anzuschauen. Das hat mich davon überzeugt, dass es die richtige Schule ist“, bekräftigt die Mutter.
Abitur nach acht oder neun Jahren?
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die anderen Schulen wie das Bertha-von-Suttner-Gymnasium oder die Willy-Brandt-Schule im benachbarten Mülheim-Styrum hätten durchaus attraktiv gewirkt, meint Christina Terzi. Letztlich könne man überall auf engagierte Lehrer treffen. Leider gebe es immer weniger Lehrer – und das überall.
Gerade im vierten Schuljahr ihrer Tochter sei deshalb viel Unterricht ausgefallen, weil es für die Lehrerin von Helena keinen sofortigen Ersatz aufgrund einer Schwangerschaft gab. „Die Schule hat da alles versucht und das Beste draus gemacht – das Niveau ist natürlich trotzdem irgendwo gefallen.“
Zwei Tage vor dem Schulstart sind weiterhin ein paar Fragen offen, darauf reagiere sie jedoch eher gelassen, sagt Christina Terzi. Ob sie acht oder neun Jahre bis zum Abitur braucht? Weiterhin unklar. „Dafür gibt es die ersten Elternabende, dort wird sich sicher einiges klären.“ Neue Bücher und Hefte sind bestellt. Helena ist also bereit. Auf ins neue Zeitalter.
>>> Was das Gesetz über Schulempfehlungen sagt
In NRW erhalten die Eltern mit dem Halbjahreszeugnis der Klasse 4 eine Schulformempfehlung.
Mit diesem Zeugnis melden Eltern ihr Kind bei der Schule ihrer Wahl an – weicht der Wunsch von der Empfehlung ab, bieten die weiterführenden Schulen Beratung an. Das heißt im Klartext: Auch wenn der Schüler eine andere Empfehlung hat, gilt in NRW der Elternwille, solange die Schule genug Plätze hat.
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