Oberhausen. Diebe haben 50 Gullydeckel in Oberhausen entwendet und für dutzende Gefahrenstellen gesorgt. Die Stadt konnte aber nur 25 Metalldeckel zuordnen.
Auf gefährlicher Diebestour waren in der Nacht zu Freitag zwei Männer in Oberhausen: Im ganzen Stadtgebiet hoben sie an mindestens 25 Stellen die Gullydeckel heraus. Beim Verladen von 50 gestohlenen Gullydeckeln wurden sie von der Polizei gestellt.
Gegen 6 Uhr alarmierte ein Zeuge die Polizei, weil er in der Alsenstraße im Oberhausener Stadtzentrum verdächtige Personen bemerkt habe. Wie Polizeisprecher Tom Litges auf Nachfrage erklärte, hätten zwei 25 Jahre alte Männer die Metalldeckel von einem Kleintransporter in eine Garage geladen. Noch vor Ort konnte die Polizei die beiden Täter festnehmen, die am Freitagvormittag vernommen wurden.
Oberhausener Gullydeckel weichen von Norm ab
Bereits in der Nacht habe es nach Angaben von Polizeisprecher Litges zahlreiche Meldungen von Oberhausenern gegeben, die überall in der Stadt auf die Gefahrenstellen hingewiesen hätten. Mit Verkehrsbaken habe man daraufhin versucht die offenen Gullylöcher abzusichern, die für Fußgänger und Autofahrer eine erhebliche Gefahr darstellen. Aufgrund der vielen Einsatzstellen habe man aber auch Streifenwagen zur Absicherung an den Löchern platziert.
Die Oberhausener Wirtschaftsbetriebe (WBO) waren nach Auskunft von Uwe Spee, Pressesprecher der Stadt Oberhausen, bis zum Freitagmittag damit beschäftigt, 25 der sichergestellten Metalldeckel - sogenannte Senkeinläufer - an den richtigen Stellen zu verteilen. Aber nur die Hälfte der 50 Deckel habe man Stellen in Oberhausen zuordnen können. Die Mitarbeiter der WBO seien mehrere Stunden "mit offenen Augen umhergefahren", so Spee. Dass die übrigen 25 zu weiteren Kanalöffnungen in Oberhausen gehören, ist nicht ganz ausgeschlossen. Deshalb bitten Stadt und Polizei die Bürger weiter wachsam zu sein und offene Schächte sofort unter der 110 zu melden.
Spee: "Vor der Situation stand die Stadt noch nie"
An einem Tag alle Gullys im Oberhausener Stadtgebiet abzufahren, ist für die Wirtschaftsbetriebe logistisch unmöglich. Denn insgesamt finden sich in der Ruhrgebietsstadt 21.031 Senkeinläufer - das sind die Kanalzugänge am Bordsteinrand - sowie 14.358 runde Schachtdeckel auf der Fahrbahn.
Besonders gefährlich seien die geöffneten Gullys für Kinder oder ältere Menschen, die dort hineinstürzen könnten. "Das ist ein erheblicher Eingriff in den Straßenverkehr", sagte Stadtsprecher Spee. Stürze man dort hinein, seien Knochenbrüche garantiert. Etwa ein Meter tief sei ein Auffangkorb für Laub angebracht, somit lande man bei einem Sturz durch einen Senkeinläufer nicht unmittelbar im Kanal - im Gegensatz zu Schachtdeckeln.
Für die Stadt Oberhausen wäre der Diebstahl - wäre er geglückt - höchstwahrscheinlich sehr teuer geworden. Da die Oberhausener Gullydeckel noch nach einer alten DIN-Norm gefertigt sind, hätten die betroffenen Kanalzugänge aufwendig umgebaut werden müssen, um für Deckel nach neuem DIN-Standard passend zu sein. "Wir haben Glück gehabt, dass die Gullydeckel wiedergefunden wurden", sagte Spee. Die mögliche Schadenshöhe kann er nicht beziffern, denn "vor der Situation stand die Stadt noch nie". (memo/sat)
Update 30. April 2018: Die Gefahr offener Gullyschächte ist nach Angaben der Stadttochter Wirtschaftsbetriebe (WBO) und der Polizei offenbar gebannt. „Am Samstag haben unsere Leute noch ein Kanalloch schließen können, Bürger haben keine weiteren Löcher im Stadtgebiet mehr gemeldet. Wir halten aber die Augen weiter offen“, sagt WBO-Geschäftsführer Karsten Woidtke. „Dafür hat der Landesbetrieb Straßen NRW die restlichen 18 Gullydeckel abgeholt, die haben welche vermisst.“ Die Löchersuche sei auch deshalb so schwierig gewesen, weil die Diebe im gesamten Stadtgebiet in mehreren unbelebten Seitenstraßen zugeschlagen haben.
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