Ausbildung

Herne: Elisabeth-Gruppe rekrutiert Pflege-Azubis in Marokko

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Celina Linke (l.) und Sabine Dreßler (r.) zeigen den marokkanischen Auszubildenden Oussama Elkholfi, Fadwa Fagrouch und Ayoub Mouhou (v.l.) den Campus der St. Elisabeth Gruppe.

Celina Linke (l.) und Sabine Dreßler (r.) zeigen den marokkanischen Auszubildenden Oussama Elkholfi, Fadwa Fagrouch und Ayoub Mouhou (v.l.) den Campus der St. Elisabeth Gruppe.

Foto: Martin Leclaire LECLAIRE PHOTOGR

Herne.  Die Herner Elisabeth-Gruppe hat ihre Ausbildungs-Bemühungen erweitert. In einem Pilotprojekt hat sie drei Auszubildende in Marokko rekrutiert.

Die Herner St. Elisabeth-Gruppe legt großen Wert auf Ausbildung, was sich nicht zuletzt im jährlichen Ausbildungsforum spiegelt, bei dem mehrere hundert junge Menschen medizinische Berufe hautnah kennenlernen können. Darüber hinaus hat die Krankenhausgruppe nun ein Pilotprojekt initiiert - und dabei den Blick nach Marokko geworfen.

Mit Oussama Elkholfi, Ayoub Mouhou und Fadwa Fagrouch haben drei junge Marokkaner am 1. Oktober an der Pflegeschule in Börnig ihre dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen. „Wir haben die drei Auszubildenden aus Marokko aus einer Vielzahl an Bewerbern ausgewählt“, erklärt Sabine Dreßler, Leitung der Pflegeschule. Neben den theoretischen Inhalten am Campus in Herne lernen sie in Praxiseinsätzen den Pflegealltag in den Einrichtungen der Gruppe kennen und rotieren dafür auf verschiedenen Stationen mit unterschiedlichen Fachrichtungen. Begleitet werden sie von erfahrenen Ausbildungsleitern und Pflegekräften.

Unterstützung nach der Ankunft

Celina Linke ist für die marokkanischen Azubis Hauptansprechpartnerin. Sie hat bereits ihre Pflegeausbildung abgeschlossen und studiert den Masterstudiengang „Pädagogik und digitales Lernen“ am Börniger Campus. Nach der Ankunft der Marokkaner in Herne musste viel erledigt werden: Konto eröffnen, Meldebescheinigung bei der Stadt Herne abholen, Untersuchung beim Hausarzt oder den Campus kennenlernen. „Am ersten Tag waren wir auch zusammen einkaufen und haben die Umgebung erkundet“, erzählt Celina Linke.

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Die marokkanischen Auszubildenden haben vor allem die Qualität der Pflegeausbildung und Deutschlands guter Ruf überzeugt. „Ich finde es sehr gut, dass die Elisabeth-Gruppe verschiedene Einrichtungen hat, so kann ich während der Ausbildung viele Fachbereiche kennenlernen“, sagt Oussama Elkholfi. In Marokko gebe es nur die Möglichkeit einer privaten Pflegeausbildung, bei der man jeden Monat Geld bezahlen müsse, erzählen die Auszubildenden. Ein entsprechendes Studium sei zwar kostenlos, aber dafür seien die Zugangsvoraussetzungen sehr beschränkt. Außerdem verdiene man während des Studiums kein Geld, anders als bei der Ausbildung in Deutschland.

Berufswunsch Pflege

Die Marokkaner haben bereits Erfahrung im pflegerischen Bereich. Ayoub Mouhou hat nach dem Abitur eine zweijährige Ausbildung zum Fachtechniker Betriebsmanagement abgeschlossen. Die technische Arbeit hat den 23-Jährigen aber nicht angesprochen, sodass er sich nach einem Pflegebasiskurs für diesen Bereich entschieden hat. Fadwa Fagrouch hat nach ihrem Abitur Praktika im Bereich Pflege und Erste Hilfe gemacht. „Ich finde besonders die Kinderkrankenpflege spannend und möchte mich gerne dahingehend spezialisieren“, so die 20-Jährige. Oussama Elkholfi hat nach dem Abitur mehrere Praktika im Krankenhaus gemacht. Der 22-Jährige findet besonders die Arbeit im OP spannend und könnte sich eine Weiterbildung in dem Bereich vorstellen.

Voraussetzung für die Pflegeausbildung

Neben pflegerischer Vorerfahrung waren unter anderem gute Deutschkenntnisse Voraussetzung für die Ausbildung in Deutschland. Alle drei lernen seit etwa einem Jahr Deutsch und beherrschen weitere Sprachen. Um den Dreien den Einstieg zu erleichtern, bekommen sie jeweils einen deutschen Tandempartner, der ihnen hilft, die Sprachkenntnisse kontinuierlich zu verbessern. Der Campus hat zudem einen Kurs zur Sprachförderung initiiert. „Im Kurs arbeiten wir viel mit Texten, um das Sprachverständnis auch über die Alltagssprache hinaus zu fördern“, erklärt Celina Linke.

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„Die Sprache wird in Deutschland erstmal eine Hürde sein. Ich muss mich noch daran gewöhnen, die ganze Zeit eine Fremdsprache zu sprechen“, erzählt Ayoub Mouhou. Außerdem sehen die marokkanischen Auszubildenden die neue Kultur als Herausforderung. „In Deutschland ist das Leben anders als bei uns. Das fängt schon beim Bus fahren und Einkaufen an. „Mir ist direkt aufgefallen, wie ruhig es hier ist. Bei uns hört man immer Leute auf der Straße reden“, ergänzt Fadwa Fagrouch. Doch Celina Linke ist zuversichtlich, dass die drei die kommenden Herausforderungen meistern.

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