Hattingen. Workshops und Vorträge im DGB-Tagungszentrum. Betroffene sehen sich mit vielen Problemen konfrontiert. Selbsthilfe ist wichtig.
„So tief im Westen waren wir noch nie“, sagt Manfred Ernst (69). Er ist einer von 76 Teilnehmern des achten Jahrestreffen der Wiedererwachten im Hattinger DGB-Tagungszentrum, das alljährlich an einem anderen Ort und jetzt gerade in Hattingen stattfindet.
Der Dinslakener, der seit 28 Jahren daheim seine durch einen medizinischen Behandlungsfehler ins Koma gefallene Tochter pflegt, weiß um die Probleme von aus dem Koma Erwachten. „Die Wiedereingliederung in Familie, Beruf und Freundeskreis ist nicht leicht. Ein Drittel der Menschen, die ins Koma fallen, sterben, ein Drittel bleibt im Komazustand, ein Drittel hat die Chance, da rauszukommen.“ Doch: „Auf die sind die Ärzte noch nicht so eingestellt. Denn die Probleme fangen dann erst an.“
Oft wären Ersparnisse schnell aufgebraucht für die Pflege. Viele könnten ihr Häuschen nicht mehr halten. „Da ist die Selbsthilfegruppe die erste Anlaufstation. Wir helfen bei dem Gang durch die Behörden. Denn erst einmal fällt man ja in ein tiefes Loch, muss die neue Lebenssituation realisieren“, sagt Ernst, der sich um die Selbsthilfegruppen Wachkoma in Dinslaken, Gelsenkirchen und Krefeld kümmert.
„WSWD - Wir sind wieder da. Aus dem Koma erwacht - Leben mit erworbenen Hirnschäden“ ist der Flyer zum Treffen überschrieben, zu dem Menschen aus ganz Deutschland kommen. 423 Wiedererwachte hat die Selbsthilfegruppe gelistet. „Tatsächlich werden es drei bis viermal so viele sein“, schätzt Ernst.
Ihn ärgert, dass einige Therapien, wie die robotikgestützte Gangtherapie mittels des so genannten Lokomat, die in der Reha-Phase Erfolge zeigten, für die ambulante Behandlung keine Zulassung haben. „Man kann dann einfach nicht weiter machen.“ Um die Verordnungspraxis und den Lokomat wird es in einem Vortrag bei dem Treffen gehen. Neuigkeiten bei Rechtsfragen stehen auf dem Programm. Hubert Hüppe, Behindertenbeauftragter der Bundesregierung wird über Therapiebedarf und Inklusion referierten. Doch im Mittelpunkt stehen die Workshops. „Es geht nicht nur um einen Erfahrungsaustausch, sondern es soll ganz konkrete Hilfen geben, wir haben auch eine Psychologin dabei“, so Ernst. So geht es u.a. um Selbstkompetenz und Motivationstraining. Die Gruppen werden teils auch aufgeteilt in Betroffene und Angehörige. Veranstalter ist der „Verein zur Hilfe für Cerebralgeschädigte Ceres“.
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