Vernissage

„Luther Flashs“ zeigt das moderne Gesicht der Reformation

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Jürgen Jaissle (links) und Gotthard Fermor sind die Ausstellungsmacher.

Jürgen Jaissle (links) und Gotthard Fermor sind die Ausstellungsmacher.

Foto: Michael Korte

Gladbeck.   500 Jahre nach Martin Luthers Thesenanschlag geben Jürgen Jaissle und Professor Dr. Gotthard Fermor im Luther Forum mit ihren Fotos Denkanstöße.

Ein Konzept, eine Spurenlegung, eine Umdeutung: Die Ausstellung „Luther Flashs“ erhellt in einem 24-teiligen Bilderzyklus mögliche Bedeutungen Luthers und der Reformation in unserer Zeit. Das „Kollektiv17“, bestehend aus Jürgen Jaissle und Professor Dr. Gotthard Fermor, zwei Schwergewichten evangelischer Kulturarbeit, zeigt im Martin Luther Forum Ruhr 500 Jahre nach dem Thesenanschlag in einem Bilderessay eine Annäherung an Martin Luther und die Reformation.

Die Ausstellung gehört zum Programm des Projektes „Der geteilte Himmel“ vom Martin Luther Forum Ruhr, dem Forum Kreuzeskirche Essen und dem Ruhr Museum, das anlässlich des 500. Reformationsjubiläums ein großes kulturelles und wissenschaftliches Veranstaltungsprogramm präsentiert.

Den Rand ins Zentrum gerückt

Strukturiert wurde die Vernissage durch fulminante Musikimprovisationen von Andre Enthöfer am Sopransaxophon und der Bassklarinette. In seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung lenkte Professor Dr. Harald Schroeter-Wittke, Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der Evangelischen Religionslehre mit Kirchengeschichte am Institut für Evangelische Theologie der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn, den Fokus auf die Phänomene, die den Bilderzyklus ausmachen.

So „rücken einige der Fotos den Rand ins Zentrum“: Ein gefüllter Einkaufswagen am linken Rand vor dem nur halb gezeigten Heck eines Autos auf einem sonst leeren Parkplatz – an seinem Henkel hängt eine Stofftasche mit dem Portrait Luthers.

Interpretationshilfe zu den Bildern

Das gestochen scharfe Foto kapriziert sich nahezu auf die Randständigkeit des historischen Luthers in der heutigen Zeit. Dass hierbei aber auch ein Bogen zu den historischen Gegebenheiten geschlagen wird, zeigt ein Blick auf den Lebensweg Luthers. Wittenberg war damals eine unbedeutende Universität, noch jung, nicht etabliert, und Luther veröffentlichte seine Thesen in einer „ungeeigneten“ Sprache, doch – wie bei Jesus – entwickelte sich aus dem Randständigen eine gesellschaftliche und religiöse Revolution.

Die Bilder sind nicht plakativ. Ihren Sinn zu entschlüsseln, hilft die beigelegte Bildlegende. Nicht ohne Humor lassen Jürgen Jaissle und Gotthard Fermor ihre Blitze einschlagen. Wenn in dem die Ausstellung teilenden Triptychon der Blick auf die Elbaue auf der linken Seite durch die sich gerade in Renovierung befindliche Thesentür und rechts durch das Schaufenster des Bettenparadieses eingerahmt wird, zeigt sich in den Kontrasten ein Bildwitz, der nachdenklich macht, der eine Umdeutung befördert, das uns eine neue Bewertung der Reformation ermöglicht.

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