Duisburg. Vier Schwäne haben sich an einer Landstraße im Duisburger Süden verirrt und drohten zu dehydrieren. Für die Rettung kamen Helfer bis aus Essen.
Wenn das Thermometer die 30-Grad-Marke überschreitet, spielen einem die Sinne manchmal einen Streich. Das war auch der erste Gedanke einer Duisburgerin, die am Dienstagmittag aus dem Augenwinkel vier weiße Punkte am Straßenrand entdeckte. "Ich wollte meinen Sohn von der Schule abholen, da dachte ich plötzlich, ich hätte eine Schwanenfamilie an der Düsseldorfer Landstraße gesehen. Aber es war ja auch ganz schön heiß, also habe ich das erstmal auf die Sonne geschoben", sagt Angela Mikoteit. Verdrängen ließ sich der Gedanke an die drei mutmaßlichen Schwäne aber nicht.
"Die Sache hat mir keine Ruhe gelassen, also bin ich mit meinem Sohn nochmal hingefahren und hab dann auch tatsächlich die Schwanenfamilie entdeckt", berichtet die 45-Jährige. Die waren auch schon ganz schön mitgenommen von ihrem unfreiwilligen Landgang. Zwar hatten aufmerksame Anwohner schon Wasser bereit gestellt - für die vier Schwäne war das aber eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Hilfe musste her und zwar schnell, um die Tiere vor einem Hitzeschlag zu schützen.
Behörden schoben sich die Verantwortung zu
Vor allem die jungen Tiere waren sichtlich mitgenommen und auch die Mutter kämpfte mit der Sonne. "An der Stelle gab es kaum Schutz, die Tiere waren der Hitze also völlig ausgeliefert. Einzig der Vater versuchte noch standhaft zu bleiben und die Familie zu beschützen", sagt die 45-Jährige. Viel schwieriger als erwartet gestaltete sich fortan die Suche nach passenden Helfern. "Erstmal fühlte sich niemand zuständig für die Sache. Weder die Feuerwehr, das Ordnungsamt noch das nächste Tierheim wollten helfen. Die haben sich gegenseitig die Verantwortlichkeiten zugeschoben", berichtet Angela Mikoteit. Die Wende brachte schließlich ein Anruf bei der Essener Tierrettung.
"Als wir den Anruf aus Duisburg bekamen, haben wir erstmal auf die zuständige Feuerwehr verwiesen. Die sind eigentlich für solche Fälle zuständig. Als die Frau dann aber kurz darauf nochmal anrief und ihre mittlerweile ganz schön verzweifelte Situation beschrieben hat, habe ich mich spontan dazu entschieden nach Duisburg zu fahren, um mir ein Bild von Lage zu machen", sagt der Leiter der Essener Tierrettung Stephan Witte. Am Ort des Geschehens angekommen, war dem Tierretter ziemlich schnell klar, dass eine Rettung der vier Schwäne nur mit vereinten Kräften funktionieren würde.
Zwei Großfahrzeuge der Feuerwehr kamen zur Hilfe
Nach einem weiteren Versuch bei der Duisburger Feuerwehr entschlossen sich die Einsatzkräfte schließlich dazu, den Tierrettern unter die Arme zu greifen. "Es ist schon schade, dass erst wir anrufen müssen, damit schnelle Hilfe kommt. Was zählt ist aber, dass die dann schnell kam und die Feuerwehr alles dafür getan hat um den Tieren zu helfen", sagt Witte. Zwei Großfahrzeuge der Feuerwehr rückten an, zusätzlich noch ein Wagen der Polizei. Das erfreute vor allem den jüngsten Helfer vor Ort.
Angela Mikoteits 12-jähriger Sohn Marco hatte geduldig auf die Rettung der gefiederten Tiere gewartet und die Wasserlieferungen aus dem nächsten Supermarkt unter seine Fittiche genommen. "Der fand den ganzen Einsatz ganz schön spannend. Als die Schwäne schließlich eingefangen waren und wir in einer Kolonne mit Tierrettung, Feuerwehr und Polizei zur Seenplatte gefahren sind, hat er sich besser beschützt gefühlt als Angela Merkel", sagt Mutter Angela. Sichtlich erleichtert war auch die verirrte Schwanenfamilie.
"Vielleicht ist die Geschichte eine Motivation"
"Als die Vier endlich zurück ins Wasser durften hat man ihnen die Freude angemerkt. Die waren zu dem Zeitpunkt schon ziemlich dehydriert und dementsprechen froh, endlich wieder in gewohnten Gefilden zu sein", berichtet der Leiter der Essener Tierrettung. Vier Stunden waren die vier Schwäne in der Obhut ihrer spontanen Retter Angela und Marco Mikoteit gewesen. Die 45-Jährige wird den Tag und ihre neuen gefiederten Freunde so schnell nicht vergessen.
"Ich war gleich heute Morgen an der Seenplatte spazieren und hab nach ihnen geschaut. Das werde ich ab jetzt jeden Tag machen. Und vielleicht ist die Geschichte ja auch eine Motivation sowohl für die Behörden als auch für die Menschen, etwas mehr auf die Tiere in ihrer Umgebung zu achten."
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