Peter Bartetzky

Der Profi an der Orgel

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Foto: WAZ FotoPool

Peter Bartetzky ist das, was man einen Vollblutmusiker nennt. Er lebt für die Musik. Und das seit fast 50 Jahren.

In diesen Tagen feiert er sein Jubiläum als Kirchenmusiker: Vor 40 Jahren saß er zum ersten Mal in St. Franziskus Ostacker an der Orgel. Mit gerade mal 15 Jahren.

Aqui vive un musico - hier lebt ein Musiker: Ein Schild mit diesem Satz begrüßt die Besucher im Hause Bartetzky im Herzen Hamborns. Auch im Haus finden sich überall Hinweise, welchen Beruf der 55-Jährige ausübt.

Geboren wurde Peter Bartetzky im oberschlesischen Gleiwitz. Mit seinen Eltern besuchte er stets die Sonntagsmesse. Was ihn immer am meisten interessierte, war die große Orgel. „Wenn wir in die Kirche gingen“, erinnert er sich an die Worte seiner Eltern, „ging dein Blick immer nach hinten zur Orgel“. Warum ihn dieses so große Instrument stets fesselte, weiß er nicht. Es war eben so. Die Begeisterung nahm nicht ab, sondern wurde größer. Und so stand für den jungen Mann, der mit acht Jahren den ersten Klavierunterricht erhielt, nach dem Abitur am Meidericher Max-Planck-Gymnasium fest: „Ich studiere Musik.“

Zunächst strebte er den Lehrerberuf an - als Musik- und Englischlehrer. Tatsächlich unterrichtete er einige Jahre am Abteigymnasium und am Bischöflichen Hildegardis-Gymnasium in der Stadtmitte. Aber der damals junge Mann, der in Duisburg und an der Essener Folkwang-Hochschule studierte, merkte bei einem Auslandssemester in Wien schnell, dass sein Herz mehr fürs Musizieren schlägt. Und so entschied er sich, zusätzlich die Staatliche Prüfung für Kirchenmusiker abzulegen. 1983 hatte er sie mit Auszeichnung bestanden und besuchte anschließend die Meisterklasse für künstlerisches Orgelspiel bei Prof. Rosalinde Haas. Ein Jahr später gewann er den hochschulinternen Wettbewerb für künstlerisches Orgelspiel und Improvisation, weitere zwei Jahre später legte er sein Konzertexamen ab und wurde zum Kantor fürs Dekanat Hamborn ernannt.

1988 erhielt er den Lehrauftrag für Musiktheorie an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule, den er bis heute mit Herz und Seele neben seiner Tätigkeit als Kirchenorganist und Chorleiter erfüllt. Den Schulunterricht indes gab er auf: Musik werde in den Schulen nur sporadisch und folglich oberflächlich unterrichtet. Die Motivation der Jugendlichen sei daher nicht sehr hoch. Anders an der Hochschule: Dort besuchen nur ausgesucht Interessierte seine Lehrveranstaltungen an zwei Tagen in der Woche. „Da kann ich mein Wissen anbringen.“

Ganz also ist Bartetzky nicht aus der Lehre ausgestiegen. Das würde auch seiner Philosophie widersprechen: „Als Musiker habe ich auch einen pädagogischen Auftrag“, sagt er. Sprich: Mit seinen Konzerten und der Begleitung von Gottesdiensten will er Jung und Alt, besonders aber den Nachwuchs, für die wunderbare Welt der Klassischen Musik begeistern. Denn er ist überzeugt: „Klassische Musik bringt dem Menschen Ruhe, sie lässt ihn abschalten, die hektische, laute Welt um sich herum vergessen.“ Kurzum: Klassik sei Balsam für die Seele. Ganz anders die „moderne Popular-Musik“, die Bartetzky zum großen Teil als „schlechte Musik“ einstuft. Weil sie schrill, laut und weitgehend inhaltsleer sei. „Diese Musik lässt die Sinne verkümmern“, ist er sich sicher. Und wagt folgende These: „Wenn Kinder mehr Klassik hören würden, gäbe es weniger traumatisierte, aggressive Kinder.“

Ein begrenztes Faible für „moderne“ Musik hat der Kirchenmusiker aber doch: Er liebt Jazz und Musicals. Allerdings als „Konsument“. Wenn er sich selbst an seinen Flügel daheim oder die digitale Orgel setzt, dann spielt er Klassik. Manchmal sogar mitten in der Nacht, mit Rücksicht auf seine Familie (er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter) dann allerdings nur elektronisch und mit Kopfhörer.

Mehrere Stunden pro Woche übt er für die zahlreichen kirchlichen Anlässe, bei denen er am Instrument sitzt. Das sind Gottesdienste, Trauungen, Beerdigungen, Silber- und Goldhochzeiten - durchschnittlich 20 pro Woche. Hinzu kommen viele Stunden an der Orgel, wenn er sich auf Konzerte vorbereitet. Rund 200 hat er im Laufe der Jahre gegeben, durchweg von ihm selbst zusammengestellte mit Werken aus verschiedenen Epochen.

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