Brückenschäden

Essen: Mängel an neuer Kampmannbrücke – Risse aufgetaucht

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Die Kampmannbrücke verbindet die Stadtteile Heisingen und Kupferdreh und gilt auf der Ruhrhalbinsel als Landmarke.

Die Kampmannbrücke verbindet die Stadtteile Heisingen und Kupferdreh und gilt auf der Ruhrhalbinsel als Landmarke.

Foto: Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services

Essen-Heisingen/Kupferdreh.  Lange Bauzeit, gestiegene Kosten und besprühte Wände: Die neue Kampmannbrücke wurde 2019 eröffnet. Jetzt sind Schäden an dem Bauwerk aufgetaucht.

Erst verzögerte sich der Bau, dann wurde sie deutlich teurer und schließlich kurz nach ihrer Fertigstellung schon beschmiert: die Kampmannbrücke, die die Stadtteile Kupferdreh und Heisingen verbindet. Nun hat die Stadt zudem erste Schäden beseitigen lassen müssen.

Es sind Risse im Boden auf den Gehwegen der Kampmannbrücke, die so offensichtlich sind, dass selbst Spaziergänger sie bemerkten. Mancher wunderte sich, dass auf der gerade einmal zwei Jahre alten Brücke solche Schäden sichtbar werden.

Bauwerk gilt durch Größe und Bauart als Schrägseilbrücke als imposante Landmarke

Am 20. Dezember 2019 wurde die Kampmannbrücke feierlich eröffnet und ersetzt seitdem ihren Vorgängerbau, der 1950 als Provisorium errichtet wurde und zuletzt völlig marode gewesen ist. Das neue Bauwerk gilt seitdem schon durch seine Größe und Bauart als Schrägseilbrücke als imposante Landmarke auf der Ruhrhalbinsel. Ragen doch ihre beiden Pylonen 27 Meter in die Höhe und sind auch von weitem schon zu erkennen. Ihren Namen verdankt das Bauwerk einem früheren Inhaber einer Schnapsbrennerei in Kupferdreh. Er ließ 1895 die erste Brücke bauen, die schon seinen Namen trug.

Zu den unschönen Tatsachen des jüngsten Bauwerks zählt, dass dieses bereits zwei Wochen nach Eröffnung Ziel illegaler Sprayer wurde, die die Brücke mit großen, schwarzen Schriftzügen beschmiert haben. Ertappt wurden sie nicht, doch die Bürgerschaft Kupferdreh und ein Fachmann sorgten dafür, dass diese Schmierereien wieder verschwanden.

Zur Geschichte vor der Eröffnung zählen zudem 38 Monate Bauzeit und ein erster Anlauf, den die Stadt bereits 2005 unternahm. Schließlich gestaltete sich manche Etappe wie die Suche nach Kampfmitteln aufwendiger als gedacht und auch die Tatsache, dass die Brücke am Naturschutzgebiet liegt, brachte manche erschwerende Vorgabe mit sich. Schließlich stiegen die Kosten auf 14,3 Millionen Euro und haben sich selbst nach Fertigstellung nochmals um 2,1 Millionen Euro erhöht. Nun kommen die Schäden hinzu.

Der Mangel hat laut Stadt keinerlei Auswirkungen auf die Standsicherheit des Bauwerks

„Es ist in der Tat so, dass Mängel in Form von oberflächlichen Rissen aufgetreten sind“, bestätigt Stadtsprecherin Jacqueline Schröder. Das sei vor allem an einer Stelle auf dem Gehweg (auch Kappe genannt) der Fall. Diese hätten jedoch keinerlei Auswirkungen auf die Standsicherheit des Bauwerks und auch nichts mit der Verkehrsbelastung oder dem Tragverhalten der Brücke zu tun, versichert sie.

„Die Risse könnten im Zuge des sogenannten Schwindens des Betons entstanden sein, vereinfacht gesagt, der Austrocknung des Betons, die auch noch nach der Erhärtung stattfindet“, erklärt Jacqueline Schröder, was passiert sein könnte. Eine andere Ursache könnten zeitweilige Verformungen durch Veränderung der Außentemperatur sein. „So dehnen sich die Bauteile im Sommer entsprechend ihrer Materialeigenschaften unterschiedlich stark aus. Hierbei kann es zu Zwangsspannungen kommen, die sich bei Betonbauteilen in Rissen äußern“, ergänzt sie.

Zu beklagen war während der Bauzeit der Brücke der Tod eines Arbeiters aus Polen

Da die Risse innerhalb der Gewährleistungsfrist aufgetreten seien, habe die Stadt diesen Mangel bei der damaligen Auftragnehmerin angezeigt. „Diese hat die Risse ordnungsgemäß nachbehandelt, sie wurden aufgeweitet und vergossen, um einem Wassereintritt vorzubeugen und auch die Verkehrssicherheit dauerhaft zu erhalten“, beschreibt die Sprecherin das Vorgehen. Die Maßnahme habe die Risse zunächst optisch hervorgehoben, was jedoch nicht zu beanstanden sei.

Zu beklagen war während der Bauzeit der Brücke der Tod eines Arbeiters aus Polen, der ins Wasser stürzte und erst Tage später unweit der Brücke gefunden wurde. Zu seinem Gedenken ist eine Tafel auf der Brücke angebracht, die er mit seinen Kollegen als Schweißer errichtete.

Doch selbst vor diesem Gedenken machten Täter nicht Halt. Dass diese Tafel beschädigt worden ist, gehört ebenfalls zur noch jungen Geschichte der Brücke. Dass der Bauleiter, der den Verunglückten und dessen Familie gut kannte, sie abnahm, um sie instandsetzen zu lassen, auch. Heute können Passanten den Text darauf lesen, der von dem tragischen Unglück erzählt.

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