Der Kinderbuchautor Stefan Gemmel hat eine große Leseförderaktion gestartet: „Deutschlands Kinder lesen ein Buch“.
Stefan Gemmel hat sich ein Einhorn ausgedacht, das nicht strahlend weiß ist, sondern struppig und eine Piratenklappe überm Auge trägt. Und eine Elfe, die nicht elegant fliegt, sondern flucht und sich ziemlich stur verhält. Der Buchautor hat großen Spaß daran, sich ungewöhnliche und lustige Figuren für seine Geschichten auszudenken. Und er erfindet viele witzige Namen.
In seinem neuesten Buch „Marvin – Das Buch aus Feuer und Freundschaft“ (Carlsen Verlag, 10 Euro) trefft ihr zum Beispiel einen Ohrelofanten, dessen Ohren genauso groß sind wie sein Rüssel. Es wachsen Pflanzen wie das Verpfeifdich, der Schleimdotterich oder die Spuck-Disteln. Und zwischen den Ästen der Bäume zwitschert eine Tagigall.
Er schreibt vor allem für Jungen
„Es stecken über 30 Fantasiefiguren in dem Buch“, sagt Stefan Gemmel, der zugibt, vor allem für Jungen zu schreiben. Warum? Der 49-Jährige sagt: „Ich war ein Nicht-Leser als Junge. Heute schreibe ich genau die Bücher, die ich als Kind gern gelesen hätte. Das muss ein Mix sein zwischen gruselig, mystisch, aber dann auch witzig, große Klappe, Wortspiele, das möchte ich alles drin haben.“
Bei einer Lesung schlug ihm einmal ein Mädchen vor, ein Buch über Einhörner zu schreiben. „Ich habe ihr gesagt, dafür sei ich der falsche Mensch, und es gebe auch schon ganz tolle Einhorn-Bücher. Da brüllte von hinten ein Junge: Ach, guck mal, das kann er nicht. Da hat er an meiner Ehre gekratzt.“ So dachte sich Stefan Gemmel ein Einhorn aus, das aussieht wie ein Pirat und kämpfen kann. Und so finden Jungs nun sein neues „Marvin“-Buch ziemlich cool.
Dreimal Weltrekord
Stefan Gemmel hat ein großes Ziel: Er möchte möglichst viele Kinder zum Lesen bringen. Dafür hat er schon dreimal einen Weltrekord aufgestellt. 2015 machte er bei der „schnellsten Lesereise der Welt“ 82 Lesungen in 13 Tagen in ganz Deutschland.
In diesem Jahr startete sein neuestes Projekt, unterstützt vom Bundesverband für Leseförderung. Es heißt „Deutschlands Kinder lesen ein Buch“. Alle Kinder in Deutschland sind eingeladen, sich mit einem einzigen Buch zu beschäftigen – dem „Marvin“-Buch. Was fällt dem einen dazu ein, was dem anderen? Es geht darum, Ideen einzureichen. Schulklassen können das machen, aber auch Familien, Freunde oder Vereine. „Wir hoffen, dass wir ganz viele Ideen bekommen, aus dem andere dann schöpfen können, die ihre Kinder ans Lesen bekommen wollen“, sagt Stefan Gemmel.
Geocaching-Weg mit zwölf Stationen
Eine Schule will die Kampfszenen als Ballett einstudieren. Außerdem wird ein Geocaching-Weg erstellt – mit zwölf Stationen zu wichtigen Figuren. Eine andere Schule bastelt Stolpersteine.
Die Leseförderaktion soll aber keine Werbeaktion für Stefan Gemmels Bücher sein. Im nächsten Jahr wird deswegen ein neuer Autor die Aktion fortführen. Und als Klasse muss man das „Marvin“-Buch auch nicht kaufen, man kann auch Leseproben anfordern, um mit ein paar einzelnen Seiten zu arbeiten.
1072 Orte machen bisher bei der Aktion mit, man kann sich aber bis Januar immer noch anmelden: Die Internetseite heißt: www.deutschlands-kinder-lesen.de
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Kindernachrichten