Buchholz. In mancher Amtsstube strahlt zur Zeit womöglich ein weißer Fleck auf leicht vergilbter Tapete. Denn eine neue Ausstellung im Zentrum für Aus- und Fortbildung der Stadt an der Lüderitzallee bringt Werke aus städtischen Diensträumen, aus dem Depot sowie aus Nachlässen Duisburger Künstler an die Öffentlichkeit.
Aus dem Büro von Ute Saalmann stammt ein abstraktes Bild von Jutta Freudenberger mit dem Titel „Punt“, was auf ein Goldland im alten Ägypten oder einen Spielzug im American Football hinweisen könnte. Die Leiterin der Duisburger Kulturbetriebe hat sich dazu bereit erklärt, bis zum Ende der Ausstellung am 26. November auf dieses Kunstwerk zu verzichten.
Wie andere Amtsleiter hat Ute Saalmann die Möglichkeit genutzt, ihr Büro aus dem reichhaltigen Kunst-Fundus der Stadt zu bestücken. Dieses Depot, das in Lagerräumen des Lehmbruck-Museums untergebracht ist, umfasst zahlreiche Werke einheimischer Künstler. Die Bilder hat die Stadt in den letzten Jahrzehnten gezielt angekauft, um die örtliche Kunstszene zu fördern - in diesem Jahr übrigens noch keine.
Sehenswerte Bilder, die sonst im Verborgenen schlummern oder in Büros hängen, die nur einigen Auserwählten zugänglich sind, sollen ein breiteres Publikum finden. So lautet die Intention der Ausstellungsmacher Klaus-Dieter Brüggenwerth und Gerd Losemann.
Bei Uwe Stemmler vom städtischen Fortbildungszentrum fanden sie ein offenes Ohr. „Wir machen seit rund 15 Jahren Ausstellungen hier, meist mit Künstlern aus dem Umkreis. Wenn gerade kein Bild hängt, werde ich mittlerweile darauf angesprochen“.
In den Pausen versammeln sich die Nichtraucher unter den Seminarteilnehmern gerne vor den Bildern im Treppenhaus. Die städtischen Mitarbeiter und die Besucher der VHS-Kurse, die ebenfalls an der Lüderitzallee laufen, nehmen sich dann Zeit, einzelne Werke in Ruhe zu betrachten.
Die aktuelle Ausstellung bietet ein breites Spektrum. Eine Installation von Jochen Duckwitz, Meisterschüler von Joseph Beuys, ist zu sehen. Ebenso eine Skulptur von Hans-Jürgen Vorsatz, der mit einer großen Plastik im Hauptportal des Duisburger Arbeitsamtes vertreten ist. Das Bild von Josef Müller hängt ansonsten im Büro der Kulturhauptstadtbeauftragten Dr. Söke Dinkla. Eine Arbeit des Duisburger Künstlers Wilhelm Wiacker, der die Tür-Intarsien der alten Mercatorhalle gestaltet hat, wurde aus dem Depot ans Licht geholt.
Lokalkolorit ist auch in den Bildern selbst vertreten. So fotografierte Dieter Brüggenwerth 2008 ein leerstehendes Hochhaus in Homberg-Hochheide, installierte in einigen düsteren Fensterhöhlen verschiedene Figürchen und schuf so ein gespenstisch anmutendes Szenario, wie es nicht nur in Duisburg anzutreffen ist.
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