Familienbande

Warum die erste Klassenfahrt doch nicht so wild war

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Die erste Klassenfahrt des Kindes ist ein großes Abenteuer für alle - und überrascht unseren Autor.

Die erste Klassenfahrt des Kindes ist ein großes Abenteuer für alle - und überrascht unseren Autor.

Foto: Lightfield Studios / Shutterstock/LightField Studios

Essen.  Der neunjährige Sohn unseres Autors hat seine erste Klassenfahrt hinter sich. Es lief wirklich anders als gedacht.

Bevor Sie sich die naheliegendste Frage stellen: Ja, Klassenfahrten sind heutzutage auch im November – eine dieser Altlasten der Pandemiezeit, wegen der viele Jugendherberge in der Hauptsaison offenbar immer noch lange im Voraus ausgebucht sind. Jedenfalls fand sie jetzt statt, die erste Klassenfahrt meines Sohnes.

Und ich würde Ihnen jetzt gerne witzige Geschichten darüber erzählen, wie wild die schlaflosen Nächte in Meschede waren, wie viele verbotene Dinge mein Junge getan hat, um die Augenringe der lieben Lehrerinnen bis zum Kinn hängen zu lassen. Aber statt sich an großem Schabernack zu beteiligen, klebte die dreiköpfige Clique meines Sohnes lieber ein Schild mit dem Appell „Bitte nicht stören!“ an ihre Zimmertür – die Jungs brauchten ihren Schönheitsschlaf und ihre Ruhe.

Die Klassenfahrt als Wellness-Urlaub?

Selbst als der „Mob“ (ich zitiere meinen Sohn hier sauber) vor der Tür stand, um einen Süßigkeitendieb zu suchen, den es angeblich gegeben haben soll. In solch’ einen Ärger wollte sich das Trio bloß nicht hereinziehen lassen – die drei futterten lieber gemütlich ihre Chipstüten und Bonbons im Bett. Die Klassenfahrt als Wellness-Urlaub?

Selbst der Koffer meines Sohnes war überraschenderweise gut aufgeräumt, als ich – mental vorbereitet auf verschmutzte, sorglos hereingeworfene Gummistiefel oder ausgelaufene Shampoo-Flaschen – im Anschluss der Klassenfahrt einen Blick reinwarf. Nicht mal eine Socke hatte Devin verloren, der normalerweise täglich irgendeinen wichtigen Gegenstand in der Schule vergisst. Und sogar sein Taschengeld von fünf Euro hatte mein Viertklässler nicht komplett ausgegeben.

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Nun kann es natürlich noch sein, dass seine Klassenlehrerin um eine Gegendarstellung bittet, sobald sie diesen Text hier gelesen hat, aber für den Moment bleibt der Eindruck: Dieser Junge gab den Musterknaben! Ich werde ihm eine WhatsApp mit dem Link zu diesem Text schicken, wenn er sich als pubertierender, sicher etwas unverschämter Teenager auf seine zweite Klassenfahrt aufmacht: Ja, unfassbar lieb bist du mal gewesen!

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.

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