Unsere Kolumnistin ist nicht mehr die allerjüngste. Ob es daran liegt, dass sie mit ihrem persönlichen Passwortmanagement nicht zurechtkommt?
Die Zahl der Gedenk- und Aktionstage, die neben den ganz offiziellen Feiertagen übers Jahr anstehen, hat neuerdings inflationäre, ja nahezu irrwitzige Ausmaße angenommen. Wer möchte, kann jeden Morgen aufstehen und etwas anderes begehen. Zum Beispiel den Schokoladeneis-Tag, den Tag des Kuschelns oder den Tag des Radiergummis. Oder auch den „Alles-was-du-machst-ist-richtig-Tag“ oder den Internationalen Tag der Kissenschlacht. Bekloppt!
Daneben gibt es aber auch Tage, deren Erinnerungsgehalt einem etwas sinnvoller erscheint. So wird zum Beispiel immer am 1. Februar der „Ändere-dein-Passwort-Tag“ begangen. Und am ersten Donnerstag im Mai folgt der „Weltpassworttag“. Beide Termine verfolgen zweifellos ein hehres Ziel, nämlich an den sorgsamen Umgang mit Passwörtern zu erinnern. Sowas schadet ja nie.
Verschlüsselungstechnik für Hundenamen
Wie ich jetzt darauf komme? Keine Sorge, ich bin nicht gehackt worden. Wäre ja katastrophal und vermutlich auch kein Kolumnenstoff, sondern ein Fall für die Kriminalpolizei, wenn jemand in meinem Namen und vor allem auf meine Rechnung Amazon oder Zalando leerkaufen würde. Die Sache ist zum Glück etwas harmloser: „Ihr Kennwort ist abgelaufen. Bitte geben Sie ein neues ein“, mäkelt der Computer, und ich finde, dass sein ansonsten immer freundlich blinkender Bildschirm dabei besonders frech und fordernd aussieht. Kein Problem, soll er haben – äh, wenn da nicht das alte Passwort wäre. Das will er sich einverleiben, sonst gibt’s kein neues. Das ist natürlich gut gemeint und zu meiner eigenen Sicherheit, wenn ich nur irgendeine Erinnerung daran hätte, wo ich es aufgeschrieben haben könnte. Sowas machen alte Leute ja gerne – sich für wichtige Informationen Notizzettel oder ganze Büchlein anlegen, die sie aber dann so gut verstecken, dass sie sie selbst nicht mehr wiederfinden.
Laut einer Umfrage sollen die gängigsten Passwörter übrigens password und 123456 sein. Franzosen und Deutsche, so heißt es, nutzen dabei besonders gerne die Geburtsdaten von Familienmitgliedern, während die Briten überdurchschnittlich häufig die Namen ihrer Haustiere verwenden, was vermuten lässt, dass dort öfter sowas wie „Bailey23“ oder „Poppy2017“ eingetippt wird. Ich persönlich hätte ja Angst vor Unholden, wenn ich bei zufälligen Treffen mit anderen Tierbesitzern den Namen meines Vierbeiners frank und frei herumerzählen würde. Oder hat jemand Erkenntnisse, dass die Briten bei Spaziergängen ihre Hunde sicherheitshalber nur noch verschlüsselt rufen? Also zum Beispiel „B., mach Platz!“, oder „P., fang das Stöckchen!“. Aber wahrscheinlich ist es nur die naive, weltfremde Fantasie einer Non-Digital-Native, dass Netzkriminelle in Parks herumlungern und darauf lauern, dort supergeheime Kennwörter abzugreifen.
Wo genau könnte der Zettel mit dem Geheimwort herumliegen?
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik empfiehlt als sicheres Passwort etwas im Stile von q7yPv8!x§B. Das ist natürlich nicht so eingängig und genau das soll es ja auch nicht sein, hat aber auch noch einen weiteren Vorteil: Wenn man 20 unterschiedliche Kennwörter dieser Stilart nutzt, kann man nebenbei ganz famos sein Gedächtnis trainieren, indem man versucht, sich alle auswendig zu merken.
Was mich betrifft: Ich bin ganz sicher, dass ich auch so ein tolles Passwort benutzt habe, weiß es aber nicht ganz genau: Ich habe immer noch keine Ahnung, wo ich es hingekritzelt haben könnte.
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