Elektromobilität

Preisvergleich: Das kosten etablierte und die neuen E-Autos

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Das ist die Firma BYD Company Limited

Das ist die Firma BYD Company Limited

BYD hat 2022 Elon Musks Tesla überholt und ist damit nun der weltgrößte Elektroautobauer.

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Essen.  Chinas Herausforderer haben ähnliche Einstiegspreise wie VW und Tesla, aber mehr Extras. 2024 greift BYD mit Kleinwagen an, Nio kommt nach Essen.

Da sich der Markt für gebrauchte Elektroautos erst ganz langsam bildet, sind sie für Menschen mit geringen Einkünften immer noch kaum bezahlbar. Trotz der Umweltprämie von bis zu 6750 Euro, die in den kommenden Jahren in großen Schritten weiter sinken wird. Auch die neuen chinesischen Marken kommen – noch – nicht mit extremen Billigangeboten nach Deutschland.

Der Seagull konkurriert mit beliebten Kleinwagen wie dem Renault Zoe

BYD will sein bisher günstigstes Modell „Seagull“ im kommenden Jahr nach Europa bringen. In China verkauft der Marktführer ihn zum Kampfpreis von unter 10.000 Euro. In Deutschland dürfte es das Doppelte oder eher noch mehr sein – was auch deutsche Hersteller, vor allem VW, umgekehrt ähnlich kalkulieren.

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Damit greift der Seagull in Deutschland beliebte Kleinwagen wie den Renault Zoe oder den Fiat 500 an, die jeweils bei über 28.000 Euro einsteigen, der Corsa E kostet ab 32.000 Euro. Selbst der Dacia Spring bleibt als derzeit günstigstes E-Auto beim Kaufpreis über 22.000 Euro. Nach Abzug der Umweltprämie von bis zu 6750 Euro für vollelektrische Autos liegt der Dacia in der günstigsten Version unter 16.000 Euro, im ADAC-Test sprach aber nicht viel mehr als der Preis für den wenig komfortabel zu fahrenden Billigwagen. Der Seagull könnte ebenfalls mit Prämie unter der 20.000er Marke bleiben.

Die Umweltprämie wird in großen Schritten gesenkt

In diesem Jahr zahlt der Staat bei reinen Batterieautos mit einem Nettolistenpreis unter 40.000 Euro noch 4500 Euro dazu, die Hälfte davon legt der Hersteller drauf, wodurch die Prämie auf 6750 Euro steigt. Bei Nettolistenpreisen zwischen 40.000 Euro und 65.000 Euro zahlt der Bund eine Umweltprämie von 3000 Euro, macht samt Herstelleranteil insgesamt 4500 Euro. Im kommenden Jahr geht es noch einmal deutlich runter – dann beträgt die Maximalprämie insgesamt 4500 Euro und wird noch für Autos mit Listenpreisen unter 45.000 Euro gezahlt.

Die chinesischen E-Autos kommen: Ein Besuch bei BYD Auto
Die chinesischen E-Autos kommen- Ein Besuch bei BYD Auto

Diese Grenze könnte Bewegung in die Preiskalkulation der Hersteller bringen. Die aktuell verfügbaren BYD-Massenmodelle liegen jedenfalls knapp drunter oder knapp drüber. Das SUV-Kompaktmodell Atto 3 gibt es ab ca. 42.000 Euro. Hinzu kommen im Laufe des Jahres der Kleinwagen Dolphin (ab etwa 35.000 Euro) und die auf der IAA vorgestellte neue Mittelklasse-Limousine Seal ab 47.000 Euro, die Teslas Model 3 herausfordern soll. Der Siebensitzer Tang und die Luxus-Limousine Han beginnen beide bei 69.000 Euro, liegen also bereits jetzt über allen Fördergrenzen.

Ausgerechnet Tesla hat einen Preiskampf eröffnet

Der US-Pionier Tesla hat in diesem Jahr mit mehreren Preissenkungen kräftig Druck gemacht auf die deutschen Konkurrenten, sein Model 3 beginnt inzwischen unter 43.000 Euro, je nach Ausstattung steigt der Preis aber schnell über 50.000 Euro. Hauptkonkurrent in der elektrischen Kompaktklasse des Atto 3 ist in Deutschland VW mit seinen Modellen ID.3 (ab 39.995 Euro) und ID.4 (ab 40.335 Euro). Die Einstiegspreise der Wolfsburger sind ähnlich, aber nicht vergleichbar, weil jeder BYD mit voller Ausstattung daherkommt, während VW seine Extras einzeln draufschlägt. Deshalb ist es ratsam, sich zu überlegen, wie komfortabel die Ausstattung und wie stark die Batterie sein soll und erst dann die Preise zu vergleichen.

Andere chinesische Hersteller greifen in noch höheren Preisklassen an. Den günstigsten Polestar etwa, der von Volvo und seiner chinesischen Mutter Geely gebaut wird, gibt es ab rund 48.000 Euro. Im Premiumsegment bewegt sich auch der Neuling namens Nio, dessen ET5 Mittelklasse-Limousine mit 47.500 Euro das günstigste Modell ist. Dies allerdings auch noch ohne Batterie. Die kann für 12.000 Euro extra gekauft – oder für 169 Euro im Monate gemietet werden.

Batterie Mieten statt kaufen – das Konzept von Nio kommt nach Essen

Der Sinn des Mietens ist ein völlig anderes Batterieladekonzept: Nio hat in China ein System mit Batterie-Tauschstationen aufgebaut und will dies auch in Europa versuchen. Das spart unterwegs vor allem Zeit: In den Batteriewechselstationen werden die Akkus in wenigen Minuten vollautomatisch gewechselt, wieder aufgeladen und dem nächsten Kunden eingebaut. Das geht fixer als jedes Schnellladen. Und das Risiko fällt weg, dass irgendwann die Batterie vor Ablauf der Garantiefrist schlapp macht und der Wagen somit den Großteil seines Werts verliert.

Nio fristet in Deutschland noch ein Nischendasein, das die Chinesen nun verlassen wollen. Seinen ersten Verkaufsshop hat Nio bereits in Düsseldorf eröffnet und ist gerade dabei, einen weiteren in der Essener Innenstadt einzurichten. Er soll demnächst öffnen, erfuhr unsere Redaktion auf Nachfrage.

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