Berlin. Ab Montag streiken die Flugbegleiter bei der Lufthansa-Tochter Germanwings. Eurowings muss deshalb vor allem in NRW Flüge streichen.
- Die Kabinenwerkschaft Ufo hatte die Belegschaft dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen
- Die Flugbegleiter trafen mit dem Streik auch die Silvester-Urlauber
- Der Streik soll wie angekündigt am Mittwoch enden
- NRW ist besonders betroffen von den Ausfällen
Einige Reisende mussten für ihre Ausflüge zur Verwandtschaft oder für die Silvester-Feier im Ausland umplanen – aufgrund des Streiks bei der Lufthansa-Gesellschaft Germanwings fallen rund 180 Flüge aus. Viele, die eigentlich hatten fliegen wollen, hatten sich bereits im Vorfeld über die Ausfälle informiert.
Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo verzichtet indes auf eine Verlängerung des Streiks. „Wir werden den Streik wie geplant am Mittwoch beenden“, sagte ein Ufo-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Der Ausstand der Kabinengewerkschaft hatte am Montag begonnen und sollte drei Tage dauern. Allerdings hatte Ufo zwischenzeitlich eine Verlängerung des Ausstands angedroht.
Wie bereits an den beiden Vortagen mussten auch am Neujahrstag Tausende Passagiere bundesweit Einschränkungen hinnehmen. Am Mittwoch sollen mehr als 70 Flüge ausfallen, wie aus einer aktuellen Übersicht auf der Internetseite von Eurowings hervorgeht.
Streik bei Germanwings – Insgesamt mehr als 190 Verbindungen gestrichen
Insgesamt wurden im Zuge des dreitägigen Streiks über 190 Verbindungen gestrichen. „Wir müssen erstmal nichts mehr beweisen“, sagte der Ufo-Sprecher mit Verweis auf die ausgefallenen Flüge. Am kommenden Sonntag werde es ein gewerkschaftsinternes Treffen geben, um das weitere Vorgehen zu beraten. Bis zuletzt habe es keine Gespräche mehr mit der Arbeitgeberseite gegeben.
Germanwings ist mit rund 30 Flugzeugen und etwa 1400 Mitarbeitern für Eurowings unterwegs, soll aber mit dem Eurowings-Flugbetrieb verschmolzen werden. Das Management gebe den Mitarbeitern keine klare Perspektive für die Zukunft ihres Flugbetriebs, hatte Ufo-Vize Daniel Flohr kritisiert.
Offizieller Streikgrund sind Regelungen zur Teilzeit für Kabinenbeschäftigte, die laut Ufo unerfüllt sind. Germanwings hatte den Beschäftigten die Teilzeitregelungen der Lufthansa angeboten. Ufo lehnte aber ab, weil sie eigene Tarifregelungen zur Teilzeit will. Eurowings betrachtet den Streik als unangemessen und setzte sich zum Ziel, in den drei Tagen von geplanten 1200 Flügen mehr als 1000 durchzuführen.
Germanwings-Ausfälle: Vor allem innerdeutsche Strecken betroffen
Betroffen waren vor allem innerdeutsche Strecken von und nach Berlin-Tegel, Hamburg und Köln/Bonn. Dort waren besonders viele Germanwings-Maschinen stationiert. Aber auch einige Verbindungen nach Wien und Zürich fielen aus. Das geht aus einer Übersicht der Fluggesellschaft hervor, die sie auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat.
Eurowings bot Fluggästen eine Umbuchung oder Rückerstattung der gebuchten Tickets an. Bei innerdeutschen Flügen bestehe zudem die Möglichkeit, auf Züge der Deutschen Bahn auszuweichen.
Zukunft der Airline ist für die Mitarbeiter unklar
Die Zukunft des Flugbetriebs Germanwings ist seit Jahren unklar, die Gesellschaft soll zum Teil in der Nachfolgegesellschaft Eurowings aufgehen. 800 der 1400 Mitarbeiter arbeiten in der Kabine. Das Management biete den Mitarbeitern nach Ansicht der Gewerkschaft keine klare Perspektive. „Diese Perspektivlosigkeit zeigt sich auch in den Tarifthemen am Verhandlungstisch“, erklärte Ufo-Vorstand Flohr. Er erklärte die Verhandlungen am Freitag für ergebnislos und gescheitert.
Am Samstag hatte Germanwings-Geschäftsführer Francesco Sciortino noch versucht, den Streik mit einem Gesprächsangebot abzuwenden. Beim offiziellen Streikgrund, einer Regelung zur Teilzeitarbeit, biete die Lufthansa-Tochter den entsprechenden Tarifvertrag des Mutterkonzerns mit sofortiger Wirkung an. Die Gewerkschaft Ufo sah darin jedoch keinen Grund, den Aufruf zur Arbeitsniederlegung zurückzunehmen.
Germanwings-Streik: Lufthansa verurteilt den Streikaufruf
Hinter den Kulissen hatten die beiden Schlichter im Tarifkonflikt bei der Lufthansa auch an den Feiertagen versucht, den Konflikt beizulegen. Doch der frühere Ministerpräsident Brandenburgs, Matthias Platzeck (SPD), und der Ex-Chef der Arbeitsagentur, Frank-Jürgen Weise, blieben erfolglos.
In den vergangenen Wochen sei auf jede erdenkliche Art versucht worden, den Konflikt zwischen den Kabinenmitarbeitern und dem Lufthansa-Konzern auf friedlichem Weg zu einer Lösung zu bringen, erklärte Ufo-Vorstand Flohr. „Nichts davon hat Lufthansa aufgenommen, Gespräche sind gar nicht erst zustande gekommen.“
Die Lufthansa-Gruppe verurteilte den Streikaufruf. „Hier wird offensichtlich ein Arbeitskampf missbraucht, um persönliche und finanzielle Interessen des Vorstandsbeauftragten der Gewerkschaft durchzusetzen“, schimpfte Konzernvorstand Detlef Kayser am Freitag. „Der Konflikt ist für uns kaum lösbar, da Ufo sich seit Wochen weigert, schriftlich mitzuteilen, was die konkreten Inhalte der Forderungen ihres Beauftragten sind.“ Lösungen für die festgefahrene Situation will die Lufthansa in einem Moderationsprozess erarbeiten.
Ufo-Vizechef Flohr forderte die Fluggesellschaft unterdessen auf, den Pfad einzuschlagen, den die bisherige Lufthansa-Arbeitsdirektorin Bettina Volkens eingeschlagen hatte. Sie hatte mit dem früheren Ufo-Chef Nicoley Baublies eine umfassende Schlichtungsvereinbarung vorgestellt – wenig später musste sie Anfang Dezember ihren Posten räumen.
Im Tarifkonflikt der Ufo mit der Lufthansa geht es um ein breites Spektrum an Themen. Bei der Kerngesellschaft Lufthansa fordert die Gewerkschaft zwei Prozent höhere Löhne, höhere Spesen und Zulagen sowie bessere Möglichkeiten für Saisonkräfte hinsichtlich des Wechsels in reguläre Arbeitsverhältnisse.
Lufthansa-Streik im November: 1500 Flüge fielen aus
Bereits im November hatte Ufo bei vier Lufthansa-Töchtern zum Warnstreik und bei der Lufthansa-Kerngesellschaft zu einem zweitägigen Streik aufgerufen.Rund 1500 Flüge fielen aus, 200.000 Passagiere mussten sich einen anderen Weg ans Ziel suchen. Mit der hohen Streikbereitschaft der Flugbegleiter und den daraus folgenden heftigen Auswirkungen auf den Flugplan hatte vorher kaum jemand gerechnet – nach einem heftigen internen Machtkampf war es unklar, wie viele Mitarbeiter noch zu der Gewerkschaft stehen.
Auch bei der Lufthansa-Cateringtochter LSG Sky Chefs rumort es derzeit. Wegen des beschlossenen, aber noch nicht vollzogenen Verkaufs an den Schweizer Weltmarktführer Gategroup verlangt die Gewerkschaft Verdi tarifliche Absicherungen für die betroffenen Mitarbeiter. Befürchtet werden Sparmaßnahmen unter dem neuen Eigentümer, denn die Sparte ist bislang nicht sonderlich ertragreich. Arbeitsgerichte hatten einen Streikaufruf vor Weihnachten gestoppt. Dennoch kam es zu Einschränkungen bei der Verpflegung an Bord der Lufthansa-Maschinen. (dpa/fmg)
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