Witten. Jonas Heinevetter eröffnet am Freitag (20.10.) seine Ausstellung „Deep inside“ in Annen. Bilder entstanden nach einem Jahr voller Tiefschläge.
Das Innerste nach außen kehren – „das macht ein Künstler eigentlich immer“, sagt Jonas Heinevetter. Doch wenn er eine schwere Krise durchlebt hat, dann wirke die noch ganz anders in seinen Bildern nach. Dementsprechend können sich die Besucher bei seiner Ausstellungseröffnung am Freitag in der Galerie Himmelstropfen auf ganz besondere Eindrücke einstellen. „Deep inside“ – tief drinnen – hat der 38-Jährige sie betitelt.
Tiefschläge beeinflussten sein Schaffen
Nur wenige großformatige Arbeiten zeigt Heinevetter in der Galerie, die gleichzeitig sein Atelier ist. Doch diese Werke glänzen, im wahrsten Sinne des Wortes, mit einer Wucht, die jedoch nicht nur den leuchtenden Farben geschuldet ist, sondern die Tiefen einer Seele an die Oberfläche trägt. Jonas Heinevetter selbst bezeichnet die Schau als „außerordentlichste Ausstellung meiner künstlerischen Laufbahn“. Denn das letzte Jahr war geprägt von Tiefschlägen, die sein Schaffen beeinflussten. Heinevetter hat sich von seiner Freundin getrennt, durfte seinen Sohn nicht sehen, war pleite, hat den Tod eines geliebten Menschen erlebt.
Jene letzte Erfahrung spiegelt sich im Bild, auf dem ein Totenkopf den Betrachter unverhohlen anstarrt. Die dunkle Fläche sei mal grün gewesen, sagt der Künstler, der zur Materialschlacht neigt. Er habe eine Schicht auf die nächste getragen – und noch eine und noch eine. „Ich weiß nie so genau, wo ich lande.“ Sogar Kaninchenknochen habe er verarbeitet. Doch so martialisch geht er nicht immer vor. Denn Heinevetter mag vor allem Gold. „Das Metallische steht für Licht, für Sonne“, sagt er.
Es leuchtet in harmonischen Linien auf dem Körper des zusammengesunkenen Menschen oder dem Stamm eines Baumes, dessen Krone ebenfalls wahre Strahlkraft besitzt. Mit Goldfolie, die per Pinsel quasi aufgeklebt wird, erzielt Heinevetter diesen Effekt. Oft kommen Mischtechniken zum Einsatz. Öl und Acryl nutzt er ebenso wie Sand und Wachs, etwa bei dem Fisch im „Tiefenrausch“. „Ich lasse mich gern vom Material leiten.“ Das Element Wasser spielt eine große Rolle. Er kippt es sogar über die Leinwände, spült seine Bilder sozusagen in Form, so dass sich die verwendeten Bronzepigmente explosionsartig ausbreiten.
Aufrecht sei er durch seine Krise gegangen, sagt Jonas Heinevetter. Habe all seine Energie genutzt, um seine spirituellen Erfahrungen mit seinen Darstellungen zu verschmelzen. „Auch Tiefschläge geben einem etwas“, sagt er. „Es wäre doch schlimm, wenn Schmerz und Leid umsonst gewesen wären, wenn man nicht dagegen ankämpfen würde.“ Für ihn war es der Treibstoff, der ihn auch wieder zum Licht geführt hat.
Ein riesiges Bild steht am Boden. Unvollendet. Es zeigt ineinander verwobene Menschen, doch ein Großteil der Farbe fehlt. Vielleicht legt Heinevetter Nachtschichten ein, damit es bis zur Eröffnung fertig wird. An Energie mangelt es ihm nicht, er ist schließlich Widder. Und frisch verliebt. Zeit also, sich wieder anderen Dingen zuzuwenden. Deswegen auch will er sich ein Jahr Abstand gönnen von der Malerei und nur Auftragsarbeiten annehmen. Er weiß dieses Glück zu schätzen. Denn die Demut ist ihm nach der Krise keineswegs abhanden gekommen.
>> INFO
- Die Ausstellung „Deep inside“ von Jonas Heinevetter wird am Freitag ab 18 Uhr in der Galerie Himmelstropfen an der Geschwister-Scholl-Straße 3 in Annen eröffnet.
- Bis Donnerstag, 26. Oktober, ist der Künstler täglich von 10 bis 16 Uhr vor Ort im Atelier. Die Bilder sind aber noch bis 1. Dezember dort zu sehen.
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