Heilpraktikerin Ulrike Frehn, Musiker Heinz Küpper und der VHS-Fotoclub gestalten ein Multimediaprojekt rund um die Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin
KUNST UND GESUNDHEITHaben Sie manchmal so ein Sausen im Ohr? Oder Ihnen wird schwindelig, ein bisschen schwarz vor Augen? Aber Sie müssen trotzdem schneller, höher, weiter? Und können nicht aufhören? Sie haben eine Chance: Ein Herzinfarkt ereilt Sie und Sie überleben. Wie, schlimm. Nicht unbedingt. Sie könnten auch für den Rest Ihres Lebens zitternd durch die Gegend laufen. Schlaflos, ausgebrannt. "Burn-Out-Syndrom" nennt sich das. Und Ulrike Frehn, Heilpraktikern mit dem Schwerpunkt Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hat eine Reihe Patienten mit diesem Problem - und es werden immer mehr.
Sie alle erzählen die gleiche Geschichte: Großer Druck lastet auf ihnen, Schnelligkeit statt fundierter Arbeit ist gefragt. Sie müssen immer gut drauf sein, haben aber keine Freude mehr. Kommunikation findet zwar statt, aber es ist nur leeres Gewäsch. Vorlieben werden unterdrückt oder nicht mehr wahrgenommen. Ernährung findet auf niedrigstem Niveau statt. "Und manche Menschen werden nur durch drastische Erkrankungen sozusagen zurückgerufen", sagt Ulrike Frehn.
Nach den Lehren der TCM beruhen alle Vorgänge unserer Welt auf dem Zusammenwirken der fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Sie erzeugen, ergänzen und begrenzen einander, sie bedingen einander, gehen ineinander über. Jeder Mensch vereint diese fünf Elemente in sich. Wobei stets eines davon in verschiedenen Lebensphasen leicht überwiegt. Dem sollte man gerecht werden. Dann besteht ein Gleichgewicht und der Mensch ist gesund. Wer sich also in der Metall-Phase (50 bis 60. J.) befindet, sollte nicht unbedingt regelmäßig die Nächte durchtanzen. Oder sich eben in seinem Job überfordern. Frehn: "Ein bisschen vom Element Feuer kann aber nicht schaden, um beweglich zu bleiben."
Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Die Prinzipien der TCM-Lehre sind mit gesundem Menschenverstand leicht nachvollziehbar. Schließlich blickt sie auf eine 5000-jährige Geschichte zurück.
Zusammen mit dem ehemaligen Leiter der Musik- und Kunstschule, Heinz Küpper, und dem VHS-Fotoclub zieht die Heilpraktikerin aus, um Bürgern mit einem Multimediaprojekt die fünf Elemente näherzubringen. An drei Abenden im VHS-Gebäude (s. Info-Kasten). Es sind medizinisch philosphische Betrachtungen - ohne den moralisch erhobenen Zeigefinger. Darauf legt Ulrike Frehn Wert. Sie will nur zeigen, dass die Elemente großen Einfluss auf uns haben. "Metall ist das Symbol für Trauer. Ist sie zu stark, erkranken manche Menschen an einer Bronchitis."
Musiker Heinz Küpper hat sich die Aufgabe gestellt, dieses Experiment in Musik zu kleiden. Nicht gerade leicht, bedenkt man, dass die chinesiche Musik fünf statt unserer zwei Tongeschlechter hat. Sie werden in ihrer Wirkung verschiedenen Emotionen zugeordnet: Freude, Ruhe, Aggressivität zum Beispiel. Ähnlich den fünf Elementen. Und die haben ihre eigenen Instrumente. Zupfinstrumente für Wasser, die Rohrflöte für Feuer, das Horn für Holz, Stein-Percussion für Metall und die Trommel für die Erde.
Durch monatelange Forschungsarbeit hat sich Küpper die chinesische Musik zunächst nähergebracht, ihre Stilmerkmale erarbeitet. Mit Hilfe eines Synthesizers, eines Mischpultes, zweier Rechner und zweier Bildschirme hat der Musiker ein Werk geschaffen, das in seiner Komplexität für sich allein stehen könnte. Zusammen mit Frehns Vortrag und den Photographien der VHS-Fotoclub-Mitglieder - 600 standen zur Auswahl - ist jedoch ein Projekt entstanden, das hohen künstlerischen Wert besitzt und darüber hinaus von gesundheitlicher Bedeutung ist. Denn in einem Punkt ist sich Ulrike Frehn sicher: "Zwar gibt es wie immer Gegenströmungen, aber der gesellschaftliche Kollaps scheint programmiert."
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