Oberhausen. Nach den Sommerferien nimmt die Girls Academy in Oberhausen ihren Betrieb auf. Die Stadt beklagt jedoch fehlendes Engagement von Unternehmen.
Mädchen in Oberhausen sollen noch in diesem Jahr die Möglichkeit erhalten, eine Akademie nur für Mädchen zu besuchen: die Girls Academy. Ziel ist es, den Teilnehmerinnen ein Jahr lang Einblicke in sogenannte MINT-Berufe zu ermöglichen. Ein Berufsfeld, das vorrangig männliche Bewerber anzieht. Mit der Girls Academy sei die Hoffnung verknüpft, Mädchen für einen MINT-Beruf in einem regionalen Unternehmen zu gewinnen, berichtet Insa Larson vom ZDI-Zentrum der Hochschule Ruhr-West (HRW) im Oberhausener Gleichstellungsausschuss.
„MINT“ steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Pro Schuljahr sollen zukünftig etwa 20 Schülerinnen der Klassen acht bis 13 aus unterschiedlichen Oberhausener Schulen an Workshops in Unternehmen aus diesen Bereichen teilnehmen können. Begleitend ist eine AG geplant, die im Lab4U, dem ZDI-Schülerlabor an der Marktstraße 148 in Oberhausen stattfinden wird. Los geht es bereits nach den Sommerferien.
Absolventinnen der Oberhausener Girls Academy können zu Vorbildern werden
Dann will die Girls Academy in Zusammenarbeit mit den Oberhausener Schulen Schülerinnen finden, für die sich das Angebot eignet. Mithilfe eines Fragebogens sollen dann 20 Bewerberinnen gefunden werden, die in den darauffolgenden Monaten verschiedene Unternehmen aus dem MINT-Bereich besuchen. Ergänzt werden die Exkursionen unter anderem durch Bewerbungstrainings und Workshops zum Thema „Eigene Stärken erkunden“. Später können die Absolventinnen für andere Mädchen Vorbilder sein, erklärt Insa Larson. Davon gebe es im MINT-Bereich nämlich noch viel zu wenig.
Das Konzept hat die HRW gemeinsam mit der Oberhausener Gleichstellungsstelle entwickelt. 47.500 Euro soll das Projekt jährlich kosten. Davon wird auch eine halbe Personalstelle für die Koordination finanziert. Die ursprüngliche Idee war, Unternehmen aus der Region, die ja letztlich ebenfalls von der Girls Academy profitieren sollen, auch finanziell an dem Projekt zu beteiligen – so dass 50 Prozent der Kosten gedeckt sind. „Das ist uns nicht gelungen“, stellt Oberhausens Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki im Gleichstellungsausschuss mit Bedauern fest.
Das Projekt läuft vorerst bis Mitte 2026
Ein paar Betriebe konnten aber von der Idee überzeugt werden: Die EVO, die Emschergenossenschaft und die Gemeinschafts-Müll-Verbrennungsanlage (GMVA) haben zugesagt. Sie steuern insgesamt 11.000 Euro jährlich zum Projekt bei, die restlichen 36.500 Euro bringt die Stadt Oberhausen ein, die mitsamt der SBO ebenfalls Ausbildungspartner der Girls Academy sein wird.
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Das Projekt läuft vom 1. April 2023 bis zum 31. Juli 2026. Kurz vor dem Ende, nach drei Durchläufen, wollen Stadt und HRW evaluieren, wie sich die Girls Academy auf die Berufsorientierung von Mädchen im MINT-Bereich ausgewirkt haben wird – und wie es danach weitergeht. „Wenn fünf von 20 Mädchen in MINT-Berufe starten, ist das schon ein Erfolg“, sagt Britta Costecki.
FDP fragt: Was ist mit den Jungs?
Unter den im Gleichstellungsausschuss anwesenden Politikerinnen und Politikern stößt die Oberhausener Girls Academy auf breite Zustimmung. Jonas Thiel (FDP) möchte allerdings im Sinne der Gleichstellung wissen, warum sich das Angebot ausschließlich an Mädchen und nicht auch an Jungs richtet. Immerhin gebe es auch Berufe, etwa in der Pflege, in denen Männer in der Unterzahl sind und für die man Schüler begeistern könnte.
Das Gleichstellungsministerium des Landes NRW sei mit dem Auftrag auf die Gleichstellungsstelle Oberhausen zugekommen, ein Angebot für Mädchen zu schaffen, erklärt Costecki. Denn Oberhausen sei etwa bei der Frauenerwerbstätigkeit schlecht aufgestellt. „Auch eine Boys Academy ist erstrebenswert“, stimmt sie Thiel zu. Jetzt ständen aber erst einmal die Mädchen im Fokus.
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