Oberhausen. Bastel-Schutzmasken? Einen offenen Brief, gewürzt mit Ironie und Humor, hat eine Erzieherin aus Oberhausen deshalb an Armin Laschet geschrieben.
Anfang dieser Woche sind die Kindergärten in Oberhausen in den eingeschränkten Regelbetrieb nach der Corona-bedingten Zwangsschließung Mitte März gestartet. Alle Kinder, die aktuell einen Kita-Platz haben, können also wieder in die Einrichtungen kommen – allerdings mit einer jeweils um zehn Stunden reduzierten Betreuungszeit.
Kita-Leitungen und -Träger, Erzieherinnen und Erzieher haben sich auf die Rückkehr der Kinder vorbereitet, sich Hygiene- und Raumkonzepte überlegt. Worauf sie nicht vorbereitet waren: Ein Teil der vom NRW-Gesundheitsministerium für Oberhausen gelieferten rund 50.000 Mund-Nase-Masken sind, wie andernorts auch, als Bastelsets in den Kindergärten angekommen.
Nina Benninghoff, 40-jährige Erzieherin aus Oberhausen, hat deshalb einen offenen Brief an den Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) geschrieben – gewürzt mit Ironie und Humor. Hier der Text:
Post an Laschet
„Lieber Armin, dein Kumpel Stampi hat uns vor einiger Zeit bei seiner Pressekonferenz versprochen, dass die Erzieher/innen in den Kitas mit genügend Schutzmasken ausgestattet werden. Heute [am Freitag, 5. Juni, Anm. d. Red.] sind diese dann auch endlich eingetroffen. So am letzten Werktag vor dem großen Wiedersehen am Montag mit allen Familien reicht das ja auch voll und ganz.
Basteln sehr vermisst – Strasssteinchen wären schön
Ganz besonders gefällt mir aber, dass das Masken sind, die wir noch selbst zusammenbauen müssen. Du hast bestimmt gedacht, dass wir Erzieher/innen das Basteln in der letzten Zeit sehr vermisst haben. Danke, dass du uns durch diese Schutzmasken hilfst, dass unsere Fähigkeiten nicht ganz verkümmern und wir unsere Kreativität wieder voll ausleben können.
Ich weiß, dass wir froh sein müssen, dass du uns diese besonderen Masken geschenkt hast. Doch wenn ich hier nach siebzehn Minuten endlich eine Maske zusammengewerkelt habe, kann sich die Basteltante in mir nicht mehr halten und hätte so gerne ein paar Strasssteinchen und Glitzer zum Verzieren dabei gehabt.
Vielleicht kannst du da was regeln, wenn wir den nächsten Satz Masken bei der zweiten Welle im Herbst bekommen? Ansonsten hab’ ich auch noch ein Paket Stoffmalstifte zu Hause rumfliegen.
Einhörner und Autos aus Lego
Die beigelegte Bauanleitung hätte echt nicht sein müssen. Wir bauen doch jeden Tag Häuser, Flugzeuge, Autos und Einhörner aus Legosteinen. Da schaffen wir es doch simple Masken mit links. Zumal in deiner Anleitung nach Schritt sechs der achte Schritt kommt. Wo ist Schritt sieben? Den hast du bestimmt vergessen, weil du so viel zu tun hast. Es sei dir natürlich verziehen. Du sorgst ja momentan dafür, dass alles wieder normal läuft und in NRW so gut wie keiner mehr weiß, was Corona ist.
Danke auch, dass du dich dafür verantwortlich fühlst, dass in unserem Leben keine Langeweile aufkommt. Zwischen unserem Job in der Kita, im Haushalt, in der Familie, beim Einkaufen und Homeschooling hat jeder von uns Erzieher/innen ja eine Menge Zeit, die wir mit dem Zusammenbauen der Masken verbringen können. Wer rastet, der rostet.
Wirklich sicheres Gefühl
Vielen Dank auch für den Hinweis auf der Rückseite der Bauanleitung. Dort steht geschrieben, dass die Anzahl der Komponenten nicht zu 100 Prozent aufgehen muss und man einzelne Materialien übrig behalten kann. Das ist doch voll super. Denn eben habe ich bemerkt, dass meine Küchenrolle alle ist. Das Filtermedium saugt besser. Du kennst uns und unsere Arbeit nicht, aber bist trotzdem so um unser Wohlergehen besorgt. Mit diesen Masken erleichterst du uns die Arbeit und gibst uns ein wirklich sicheres Gefühl.
Falls es wirklich flächendeckende Coronavirus-Tests in NRW für Erzieher/innen geben sollte, dann biete ich dir an, dass wir die einfach selbst machen. Jeden Tag verarzten wir Wunden, kühlen Beulen und wischen Erbrochenes weg, da können wir bei unseren Kollegen auch selbst den Abstrich machen. In der Bastelkiste mit Alltagsmaterialien haben wir noch Wattestäbchen rumfliegen.
Also, lieber Armin, besten Dank für alles. Und wenn der Markus dir das nächste Mal doof kommt, sag uns einfach Bescheid. Wir verhauen den dann. Mit dieser wunderbaren Maske erkennt der uns bestimmt nicht.“
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