Zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung wegen gewerbsmäßiger Untreue und Rückzahlung der unterschlagenen Gelder verurteilte gestern das Amtsgericht Mülheim die Ex-Geschäftsführerin der Haus & Grund GmbH Marita Sprenker.
Richter Bernd Fronhoffs folgte damit dem Strafmaß, das Staatsanwalt und Verteidiger in ihren Plädoyers gefordert hatten. Sprenker hatte schon 2005 gestanden, seit 2000 rund 400 000 € von Hauseigentümern auf ihr Privatkonto umgeleitet zu haben. Während die Haus & Grund GmbH den Schaden auf 536 000 € plus Zinsen und Anwaltskosten in 154 Fällen beziffert, erkannte das Amtsgericht nur 394 000 € in 137 Fällen an. Mehr als drei Jahre waren von der fristlosen Kündigung Sprenkers bis zur Urteilsverkündung vergangen. Fronhoffs erklärte dazu: „Wirtschaftsverfahren dauern länger. Obwohl wir natürlich nicht sagen können: Wir waren schnell.”Marita Sprenker führte ein komfortables Leben. Sie als Geschäftsführerin von Haus & Grund und ihr Mann als Jurist in Duisburg hatten ein gutes Aufkommen. Ende 1999 geriet das Paar in finanzielle Bedrängnis: Immobilienkäufe in Ostdeutschland erwiesen sich für sie nicht als Steuersparmodell, sondern als Flop. „Die soliden Einkünfte mit einem gewissen sozialen Umfeld”, so drückt es der Kölner Staranwalt Prof. Norbert Gatzweiler aus, „drohten zerstört zu werden”. Und so habe sich Marita Sprenker in einen „Sog, aus dem sie aus eigenen Kräften nicht mehr heraus kam” begeben. Im Jahr 2000 begann sie damit, Mietzahlungen und Geld, das Eigentümer der Haus & Grund GmbH anvertrauten, auf ihr Privatkonto umzuleiten. Von Jahr zu Jahr mehr. Im Februar 2005, als der Schatzmeister der Firma die Untreue-Fälle aufdeckte, waren knapp 400 000 € zusammen gekommen. Haus & Grund spricht von deutlich mehr. Geld von Menschen, die Sprenker gut kannte, mit denen sie sogar befreundet war. Nach über 20 Jahren im Unternehmen erhielt die studierte Juristin die fristlose Kündigung. „Sie war erleichtert und räumte ihr Fehlverhalten ein”, erklärte der Verteidiger für seine Mandantin. „Für mich begann eine schlimme Zeit, die man verarbeiten muss”, erzählt Sprenker mit ernster Miene. Sie meldete private Insolvenz an und machte eine Psychotherapie und stellte sich nach eigenen Angaben die Frage: „Kämpfen oder untergehen. Ich habe gekämpft.” Die 54-Jährige gründete eine Immobilien-Beratungsfirma und hat inzwischen ein Netto-Monatseinkommen bis zu 4000 €. Damit bezahlt sie ihre Schulden von 400 000 € ab und überweist Haus & Grund monatlich 500 €. Warum sie die Unterschlagung nicht beendet habe, als der Aufsichtsrat von Haus & Grund sie im Herbst 2003 erstmals auf Unregelmäßigkeiten bei der Ausstellung von Schecks hingewiesen hatte, will Richter Bernd Fronhoffs wissen. „Ich hatte nicht den Mut und habe mich geschämt”, antwortet die Angeklagte und betont ihre Reue. Einziger Zeuge der Verhandlung ist Aufsichtsratschef Michael Weßel. Er hatte im Vorfeld den schleppenden Fortgang des Prozesses kritisiert und die Befangenheitsfrage des Gerichts gestellt. Entsprechend forsch fällt seine Vernehmung aus. Warum die Untreue vier Jahre lang nicht auffiel? Dem Steuerprüfer und dem damaligen Schatzmeister sei der Betrug nicht aufgefallen, antwortet er. Warum die Strafanzeige erst eine Woche nach Kündigung bei der Staatsanwaltschaft einging? Man wollte ganz sicher gehen. Warum ein Sachverständiger den Schaden niedriger bewertete als der Gutachter von Haus & Grund? Das zu ermitteln sei nicht seine Aufgabe. Ankläger, Verteidiger und Gericht sind sich einig. Richter Bernd Fronhoffs verurteilt Marita Sprenker zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe. Kommentar
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