Ausstellung

Künstler will nicht denken, sondern machen

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„Schluss mit dem Denken. Malen.“ fordert Klaus Heckhoff. Er stellt ab Freitag, 8. April 2016, 18 Uhr,  24 Arbeiten in der Galerie an der Ruhrstraße 3 aus

„Schluss mit dem Denken. Malen.“ fordert Klaus Heckhoff. Er stellt ab Freitag, 8. April 2016, 18 Uhr, 24 Arbeiten in der Galerie an der Ruhrstraße 3 aus

Foto: FUNKE Foto Services

Mülheim.  Klaus Heckhoff tauschte Ölfarbe und Pinsel gegen Computer und Maus. Seit sechs Jahren arbeitet er digital und genießt die unmittelbare Inspiration.

Klaus Heckhoff findet die Inspiration für seine Kunst in den Bildern, die ihn umgeben. Diese nimmt er und setzt sie am Computer zu neuen zusammen, formiert Einzelteile zu einem eigenen großformatigen Ganzen. Der Betrachter kann so einiges (wieder-)erkennen: Ein Selbstporträt van Goghs springt mal ins Auge, dort erinnert die Pose an den gekreuzigten Jesus, mehrfach zeigt sich der Umriss eines Rettungsrings. Jedoch wirft die neue Zusammenstellung Fragen auf und liefert, möchte man meinen, viel Stoff zum Nachdenken – dabei fordert Klaus Heckhoff: „Schluss mit dem Denken. Malen.“

Unter diesem Titel steht die Ausstellung des Künstlers, die Freitag in der Galerie an der Ruhr eröffnet wird. Das Denkverbot erteilt der gebürtige Mülheimer, der in Düsseldorf lebt und arbeitet, allerdings nur sich selbst. Keine durchdachten Kunstwerke will er kreieren, sondern sich während seines Schaffens inspirieren lassen. „Ich will, das meine Bilder mich selbst überraschen.“

Möglich sei das, weil er vor rund sechs Jahren Pinsel und Ölfarben beiseitelegte und stattdessen zu Computermaus und Paint-Programm griff. Klaus Heckhoff erstellt seine Arbeiten digital. Eigene Kunst und fremde, Bilder aus den Nachrichten und aus der Werbung nimmt er als „Fragmente“, kombiniert er am Computer, übermalt und ergänzt sie, indem er die Maus wie einen Pinsel nutzt. Farbintensive Werke entstehen so, die im Großformat auf Folie gedruckt werden.

"1000-mal mehr Möglichkeiten"

Der Prozess am PC ermögliche es ihm, seine „Augen mit Bildern zu bombardieren“. Dadurch könne er „sofort sehen“ und kreative Chancen erkennen. Klaus Heckhoff bezeichnet das als „visuelle Intelligenz“. Als er noch in Öl malte, musste er das Bild vorher vor ­seinem geistigen Auge gestalten und es später „nachmalen“. „Teilweise habe ich da ein Bild einen Monat mit mir herumgetragen“, berichtet er und meint das intensive Nachdenken über die Kunst. Heute sei das Schaffen unmittelbarer. „Pur“ nennt er die digitale Kunst zudem: „Die Romantik der Ölmalerei, der Geruch, der Weinfleck auf der Leinwand, der Daumenabdruck des Künstlers – das ist alles weg.“

Klaus Heckhoff möchte es nicht zurück. Das digitale Arbeiten gebe ihm „1000-mal mehr Möglichkeiten. Ich kann mir das traditionelle Arbeiten nicht mehr vorstellen.“ Die Technik ist für ihn ein Hilfsmittel, um neue künstlerische Wege zu beschreiten, abseits bekannter Sehgewohnheiten. Auch deshalb will er Schluss machen mit dem Denken, denn das sei anerzogen, Ausdruck des Kulturkreises und meist wenig überraschend. Er hält es lieber mit dem Chemiker Louis Pasteur, der einst sagte: „Zufall trifft nur den vorbereiteten Geist.“

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