Soziales

Beratungsstelle für Männer: Awo sieht im Kreis Wesel Bedarf

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Im Kreis Wesel ist die Zahl der Strafanzeigen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt zuletzt gestiegen. (Symbolfoto)

Im Kreis Wesel ist die Zahl der Strafanzeigen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt zuletzt gestiegen. (Symbolfoto)

Foto: Fabian Sommer / dpa

Kreis Wesel.  Die Awo im Kreis Wesel macht die Erfahrung, dass Beratungsangebote für Männer fehlen – für Täter und Opfer von Gewalt. Was sie vorschlägt.

Es gibt Anlaufstellen wie Schwangerschafts- oder Konfliktberatungen, die Familienhilfe oder explizit Einrichtungen für Frauen – aber was ist mit Beratungsmöglichkeiten für Männer und Jungen in Krisen und bei Gewalttätigkeit im Kreis Wesel? Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) sieht hier eine Versorgungslücke und hat sich daher mit dem Anliegen an den Kreis gewandt, eine solche Beratungsstelle auf den Weg zu bringen. Es geht dem Verband um Angebote für Männer, die gewalttätig werden und häusliche Gewalt ausüben sowie auch um Angebote für Männer, die selbst Opfer von Gewalt werden und sich in schwierigen Lebenslagen befinden. Dies war kürzlich Thema im Ausschuss für Soziales und Arbeit.

Awo-Beratungsstellen haben Versorgungslücke festgestellt

„Gewalttätige Männer gibt es in jeder Bevölkerungsschicht“, schreibt der Verband. Männer gingen mit Krisen anders als Frauen um, ihren Bewältigungsstrategien seien häufiger destruktiver, Alkohol, Drogen, Aggressionen und Gewalt werden genannt.

Gleich mehrere Beratungsstellen hätten den Vorstand der Awo auf den Bedarf hingewiesen. Die Flüchtlingsberatungsstellen, genauso die Beratungsstelle für Paare und Familien oder die Frauenberatung würden von zahlreichen Fällen häuslicher Gewalt und familiärer Konflikte berichten, von Männern ginge meistens die Gewalt aus. Die genannten Beratungsstellen könnten die Männer aber nur punktuell an andere Stellen verweisen, etwa im Fall von Obdachlosigkeit, bei Drogen- oder Alkoholkonsum. „Eine kontinuierliche, individuelle Beratungsarbeit, die diese Männer benötigen, findet hiermit nicht statt und führt häufig dazu, dass die Männer wiederholt zu Tätern werden.“ Hilfreich sei eine solche Stelle auch für Polizei, Gerichte und Ärzte, findet die Awo. Die Awo zieht in der Vorlage Zahlen zur häuslichen Gewalt der Kreispolizei heran, denen zufolge die Zahl der Strafanzeigen von 2021 auf 2022 gestiegen sind – von 503 auf 539.

Diskussion im Kreis Weseler Ausschuss: Erfahrungswerte sollen eingeholt werden

Es gehe bei der Arbeit zugleich auch um Prävention, etwa mit Workshops in Schulen, um Sensibilisierung der Öffentlichkeit sowie um Netzwerkarbeit. Die Awo weist auf Männerberatungen in der Umgebung hin, unter anderem in Krefeld und Bocholt. Zudem führt sie aus, warum sie sich als geeignete Trägerin einer solchen Beratung sieht. Im aufgestellten Finanzierungsplan beziffert die Awo die Kosten auf 40.500 Euro – bei einer geplanten halben Stelle. Das werde der Bedarfslage nicht gerecht, sei aber ein Anfang.

Die SPD begrüße die Initiative, meldete sich Doris Beer im Ausschuss zu Wort. „Bei der Prävention anzusetzen, halte ich für sehr sinnvoll.“ Hans Wilhelm Jenk (CDU) schließt sich an, sein Vorschlag: Die Verwaltung solle jemanden aus einer Beratungsstelle in der Nachbarschaft um Erfahrungswerte bitten, er oder sie könne dem Ausschuss berichten. Elisabeth Hanke-Beerens (Grüne) bittet darum, in Erfahrung zu bringen, welche Möglichkeiten es zur Finanzierung auch auf Bundes- und Landesebene gibt. Vermutlich sei es schwierig, das Gesamtvolumen im Kreishaushalt abzudecken. (acf)

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