
„PingPongParkinson ist auch Prävention“, so Michael Baltus, PPP-Landesleiter NRW.
Foto: André Hirtz / FUNKE Foto Services
Herne. Der DSC Wanne-Eickel Tischtennis betreibt ein Gesundheitsangebot für Parkinsonerkrankte. Das Angebot ist viel mehr als nur Präventionssport.
Die Tischtennisabteilung des DSC Wanne-Eickel hat seit einiger Zeit ein besonderes Gesundheitsangebot. Parkinsonerkrankte können sich mit Schläger und Ball an die Tischtennisplatte stellen. Die Herner WAZ-Redaktion hat die Gruppe besucht.
Die Förmlichkeiten sind schnell aus dem Weg geräumt. Eine Begrüßung, ein Händeschütteln, ein kurzes Gespräch. Dann geht es schnell in die Umkleide und noch schneller an die Platte. Denn dafür sind sie hier: zum Tischtennisspielen. Dabei hatten einige von ihnen schon lange gar keinen Schläger mehr in der Hand. Doch beim DSC Wanne-Eickel Tischtennis haben sie Spaß gefunden, an einer Sportart, die ihnen nicht nur Bewegung bringt. Der Tischtennis-Verein ist seit Februar Standort von PingPongParkinson.
Appell: Bleibt nicht zu Hause
Die Abteilung ist zugleich Selbsthilfegruppe wie Bewegungsangebot. Sie richtet sich allerdings nicht ausschließlich an Parkinsonerkrankte. Jeder, der sich bewegen und fit halten will, ist willkommen. „Bleibt nicht zu Hause hocken“, appelliert DSC-Vorsitzender Roland Sturm, der die Abteilung binnen weniger Woche Anfang des Jahres mitbegründet hat und den Kontakt zu PingPongParkinson suchte.
„Der ganze Vorstand war dafür, also haben wir gesagt: ‚Lasst es uns machen.‘“ PPP ist selbst noch ein junger Verein. Er wurde 2017 von Nenad Bach, einem Musiker, in den USA gegründet. Nach seiner Diagnose stellte er fest, dass sich durch das Tischtennisspielen die Symptomatik seiner Krankheit verbesserte. Das ist durch medizinische Studien allerdings noch nicht hinreichend belegt.
1100 PPP-Mitglieder in Deutschland
Das dürfte den über 1100 PPP-Mitgliedern in Deutschland aber ziemlich egal sein. Die Bewegung allein tut gut. Das bestätigt auch Michael Baltus, PPP-Landesleiter NRW, der beim Stützpunkt in Wanne-Eickel vorbeischaut. Schnelle kurze oder weite Bewegungen mit dem Arm sind eigentlich unüblich. Die Anforderung der Motorik und der Koordination kommt ganz natürlich. „Es ist auch eine Art Prävention“, sagt Roland Sturm. Das vielleicht prominenteste PPP-Mitglied ist der frühere TV-Moderator Frank Elstner (81). Er nahm vor wenigen Tagen an einem großen Turnier in Düsseldorf teil. „Wenn man so eine Diagnose vom Arzt bekommt, hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man verzweifelt oder man kämpft. Ich habe mich fürs Kämpfen entschieden“, so TV-Veteran Elstner. Eine Möglichkeit: Tischtennis spielen.
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Doch PingPongParkinson ist nicht nur für die Fitness da. Es geht auch um das Beisammensein. „Bei uns herrscht überall Herzlichkeit und Freundlichkeit“, sagt Baltus. „Bei Turnieren mag es zwar einen Sieger geben, aber wir sind alle eine Familie. Das ist einmalig.“ Er könne nur jedem empfehlen anzufangen. Erst vor 18 Monaten hat er selbst angefangen, und „es hat mich sofort voll gepackt“. So auch Sabine Lensing, die fast seit Beginn beim DSC mit dabei ist. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt sie. „Die Gemeinschaft hier ist schön und es gefällt mir, aktiv zu sein.“
Die Krankheit steht nicht mit an der Platte. Das ist einer der Grundsätze von PingPongParkinson. Und wenn die Spieler mal Pause machen, dann nur für ein kleines Quätschchen. Kommt die Frage „Wollen wir weiterspielen?“ auf, heißt die Antwort nie „Nein“.
Die PPP-Gruppe des DSC Wanne-Eickel trifft sich während der Schulzeit dienstags (18 – 20 Uhr) in der Sporthalle der Gesamtschule Wanne-Eickel. Für Anmeldung und Infos: roland.sturm@dsc-wanne-eickel-tt.de