Herne. Was meldete die WAZ Herne vor 20 Jahren? Was ist aus den Geschichten geworden? Juni 2003, Teil 2: Es ging um Wanne, eine Pianistin und die Wache.
Herner Schlagzeilen vom 9. Juni bis 15. Juni 2003 – und was daraus geworden ist.
8. Juni 2003
Die Herner Grünen bestätigen ihren Vorstandssprecher Dirk Gleba (37) für weitere zwei Jahre im Amt. Inhaltlich ging es bei der Mitgliederversammlung vor allem um die Agenda 2010 der von Gerhard Schröder geführten rot-grünen Bundesregierung. Aus Sicht des Grünen-Kreisverbandes gibt es noch Veränderungs- und Verbesserungsbedarf.
Und heute? Dirk Gleba ist noch immer Mitglied der Herner Grünen, hat sich aber längst aus der aktiven Politik zurückgezogen. Nach seinem Amt als Parteivorsitzender führte er im Rat - gemeinsam mit Dorothea Schulte - die Ratsfraktion. 2014 schied er dann aus dem Rat aus. Zur Agenda 2010 sagt er heute: „Sie war nicht perfekt und hatte einige Geburtswehen, war damals aber notwendig und brachte Bewegung in den Arbeitsmarkt.“
10. Juni 2003
„Thürmer-Siegerin spielt nebenbei ein bisschen Geige“, titelt die WAZ über die Hernerin Lujia Zhang. Die 18-jährige Pianistin setzte sich in Bochum beim 3. Thürmer-Klavierwettbewerb mit Werken von Bach, Chopin, Beethoven und Prokofjew gegen 59 andere junge Pianistinnen und Pianisten aus ganz Deutschland durch. In der Herner Musikschule erhält sie Theorieunterricht bei Lothar Przybyl, ihre Mutter lehrt in der städtischen Einrichtung Geige. Trotz des Erfolgs und ihres großen Talents ist sich Lujia Zhang nicht sicher, ob sie ihr Hobby Musik zum Beruf machen soll.
Und heute? Lujia Zhang ist nicht Pianistin, sondern Ärztin geworden. Ihre Mutter Yeling Yuan ist noch immer Geigenlehrerin an der Herner Musikschule. Der frühere Musikschulleiter Lothar Przybyl führt inzwischen die Herner Bädergesellschaft und die Revierpark Gysenberg GmbH. Und Jan Thürmer will die ehemalige Polizeiwache in Herne-Mitte in ein Zentrum für Musik und Klavierbau verwandeln.
12. Juni 2003
Die beiden städtischen Verwaltungsgebäude an der Markgrafenstraße sind marode, die Büros könnten eigentlich nicht mehr genutzt werden. Das erklärt Horst Tschöke, Chef des städtischen Gebäudemanagements, in der Bezirksvertretung Herne-Mitte. Eine Sanierung würde mindestens 800.000 Euro verschlingen. Von Investitionen, auch geringeren Aufwands, sehe man inzwischen ab.
Und heute? Markgrafenstraße 8 - das ehemalige Bergrevieramt - gibt es noch. Das (seit Jahren leerstehende) Gebäude sei aber schon lange nicht mehr in städtischem Besitz, so Stadtsprecher Christoph Hüsken. Das Haus Markgrafenstraße 10 - früher: Ordnungsamt – wurde inzwischen abgerissen worden. Auf dem Grundstück und der angrenzenden Fläche entstand der Neubau des Finanzamtes.
13. Juni 2003
Ins Innere der „Wache“ rinnt Regenwasser. Das städtische Gebäudemanagement (GMH) sieht für das Sodinger Jugendzentrum jedoch keinen akuten, sondern höchstens „mittelfristigen“ Handlungsbedarf, so heißt es in der Bezirksvertretung Sodingen. Grund für die Schäden: Vor Übernahme der früheren Polizeiwache durch die Stadt sei die Fassade mit einer ungeeigneten Farbe gestrichen worden, die das Ablaufen des Wassers verhindere.
Und heute? Der Zustand des Jugendzentrums an der Mont-Cenis-Straße hat sich weiter verschlechtert, Teile des Gebäudes können schon seit Jahren nicht mehr genutzt werden. Die „Wache“ soll nun abgerissen und am selben Standort als Stadtteilzentrum mit erweiterten Angeboten neu errichtet werden, so die (noch nicht besiegelten) Pläne des Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie in der Bezirksvertretung Sodingen.
14. Juni 2003
Knapp zwei Monate nach der Einführung des Einstiegs beim Busfahrer zieht die HCR eine positive Bilanz. Die meisten Fahrgäste hätten sich an die neue Regelung gewöhnt, berichtet das Nahverkehrsunternehmen. Zeitraubend wirke sich allerdings noch aus, wenn Fahrgäste nicht in den hinteren Busbereich durchgingen und somit die nachfolgenden Menschen blockierten.
Und heute? Einstieg beim Fahrer/bei der Fahrerin, Ausstieg hinten - das gilt nach wie vor bei den Bussen der HCR. Während der Corona-Pandemie sei diese Regelung allerdings ausgesetzt worden, berichtet HCR-Sprecher Dirk Rogalla. Mit dem Ende der Pandemie-Maßnahmen müssten Kundinnen und Kunden im Regelfall aber wieder vorne einsteigen. Und was sind Ausnahmen? „Zum Beispiel wenn an zentralen Haltestellen 50 Schülerinnen und Schüler einsteigen“, so der Sprecher des kommunalen Unternehmens. Noch nicht wieder in Betrieb gegangen sei das während der Pandemie ebenfalls ausgesetzte elektronische Einstiegskontrollsystem. Nach Einführung des Deutschland-Tickets wäre die technische Anpassung zu aufwändig, so Rogalla. Deshalb verzichte man „zunächst“ darauf.
15. Juni 2003
Einkaufen in der Wanner Innenstadt soll attraktiver werden. Nur wie? Das fragt sich die Werbegemeinschaft Wanne-Mitte. Uneinheitliche Öffnungszeiten, Leerstände und die Konkurrenz umliegender Städte machen den Kaufleuten zu schaffen. „Wanne hat ein Image-Problem“, erklärt Detlev Baumbach, Vorsitzender der Wanner Werbegemeinschaft.
Und heute? Wanne-Mitte ist als Einkaufsstandort eher noch unattraktiver geworden. Daran konnten auch die Millionen aus dem Stadtumbau wenig ändern. Aufschwung für Wanne-Mitte erhoffen sich die Stadt und Oberbürgermeister Frank Dudda nun durch den beschlossenen Bau des Rathaus-Carrées und durch das angestrebte Urban Arts Center Ruhr von Pottporus im ehemaligen Karstadt-Haus.
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