Umweltverschmutzung

Viele Fragen an den Sündenbock

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Rund 40 Bürger kamen zum Gespräch bei der Firma Sita.

Rund 40 Bürger kamen zum Gespräch bei der Firma Sita.

Foto: WAZ FotoPool

Man könnte die Arbeit der Firma Sita an der Südstraße als eine Art Fegefeuer bezeichnen: „Wir sanieren die Sünden der Industrie in den 50er bis 80er-Jahren“, so sieht es Heinrich Hörmeyer, der Störfallbeauftragte des Herner Standortes eines Unternehmens, das weltweit agiert und insgesamt 18 000 Mitarbeiter beschäftigt. Für die Nachbarn – das sind Anwohner in unmittelbarer Nähe sowie Restaurants, ein Möbelhaus, Skaterplatz, Schulen, Spielplätze, Kindergärten im weiteren Umfeld– ist das Fegefeuer manchmal so gar die Hölle an sich, wenn die gelagerten verseuchten Böden an warmen und trockenen Sommertagen zum Himmel stinken. Proteste gab es immer wieder. Am Dienstagabend lud das Unternehmen auf Drängen der SPD zum zweiten Mal zu einem Infoabend und konnte die Gemüter der rund 40 anwesenden Bürger mächtig herunterkühlen. Am Ende gab es sogar Dank für die verbesserte Informationspolitik – nach langen Jahren der Verschlossenheit.

„Vor einiger Zeit entsprach es nicht der Firmenphilosophie, offen mit den Fragen der Öffentlichkeit umzugehen“, freute sich auch der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Udo Sobieski über die verbesserte Transparenz. Mehrfach hatten Bürger eine Umweltverträglichkeitsprüfung der Anlage gefordert, SPD und Grüne waren hier gleichermaßen aktiv. Und nun soll sie endlich kommen: „Es gibt zwar schon eine Umweltverträglichkeitsprüfung von 1995 und Fortschreibungen. Wir wollen das Ganze aber jetzt vollkommen neu aufrollen, mit Öffentlichkeitsbeteiligung“, kündigte Hörmeyer an.

Er und seine Kollegen, Vertriebsleiter Jürgen Thiel und Betriebsratsvorsitzender Karsten Schmidt, sowie drei Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg konnten in der knapp zweistündigen Veranstaltung die Bedenken der Bürger weitestgehend zerstreuen. So stellte Hörmeyer klar, dass fast alle giftigen Bestandteile des verseuchten Bodenmaterials verbrannt werden und der Rest auf Deponien landet. Die Abgase aus dem Schornstein belasteten die Umwelt nur mit einem Bruchteil dessen, was der Autoverkehr und die Kraftwerke hinterließen.

Die Geruchsbelästigung, das machte Vertriebsleiter Jürgen Thiel deutlich, sei zwar bedauerlich und man untersuche weiterhin deren Ursachen, sie sei aber nicht gesundheitsgefährdend. Auch die Dekontaminierung von Bauschutt aus dem Atomkraft Würgassen, die im vergangenen Jahr für Aufsehen sorgte, sei völlig unproblematisch gewesen. Der Schutt habe lediglich giftige Farbe enthalten, sei aber keineswegs verstrahlt gewesen.

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