Hattingen. Schreibworkshop in der Stadtbibliothek fördert den Autorennachwuchs.Neun- bis 14-Jährige arbeiten kreativ an ihrer Leidenschaft – dem Schreiben.
Zwölf Kinder zwischen neun und 14 Jahren sitzen in einem Raum. Und es ist mucksmäuschenstill. Wahrlich eine Seltenheit. Sie befinden sich in einem abgetrennten Zimmer der Stadtbibliothek, sind aufmerksam, denken mit. In dem Schreibworkshop lernen die Kinder, wie sie zu Autoren werden. Behutsam entwickelt Autorin und Schreibtrainerin Pia Helfferich (40) aus Düsseldorf mit dem Nachwuchs kreatives Schreiben.
Vorgaben macht sie nicht, die Ideen müssen von den Kindern kommen. Sie bringt den Schreibbegeisterten aber bei, wie man eine Figur entwickelt. Die Vorstellung im Kopf ist gefragt. Eine Geschichte entwickelt sich anders, wenn die Figur schüchtern oder mutig, listig oder ängstlich ist. Also muss man sie vor dem Schreiben einer Geschichte gut kennen.
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt
„Was kann man alles über seine Figur wissen“, fragt die Autorin. Dann schießen die Nachwuchsschreiber ein Feuerwerk an Ideen ab. „Was hat die Figur für Freunde, aus welcher Familie kommt sie? Wie sind die Mitmenschen um sie herum, welche Charaktereigenschaften hat sie und welche Probleme? Es gibt viele Eigenschaften, die man der Hauptperson geben kann. Sie muss auch nicht unbedingt ein Mensch sein“, erklärt Pia Helfferich. Der Fantasie von Autoren sind keine Grenzen gesetzt.
Dann gibt es einen weiteren Anknüpfungspunkt. „Wenn man im Bus fährt und sich umsieht, was hätte eurer Figur da gefallen und was nicht?“ Die Schreibtrainerin zieht alle Register, um die Sinne der zehn Mädchen und zwölf Jungen zu schärfen, ihren Fantasiehorizont zu erweitern: Was hätte die Figur wohl einer Freundin geantwortet? Was ist ihr größtes Geheimnis? Wovor hat sie Angst?
Zeit und Raum für Ideen
Die Kinder lernen, wie man eine Figur systematisch facettenreich und interessant gestaltet. Dann gibt die Autorin Zeit, eine „Person“ zu entwickeln. Während die einen schon losschreiben, bleibt bei anderen erst einmal minutenlang ein leeres Blatt auf dem Tisch. Das stört die Schreibtrainerin nicht. Sie mischt sich nicht ein, lässt Zeit und Raum für Ideen. Es ist eben kein Klassenraum, in dem unter Zeitdruck eine Arbeit geschrieben werden muss. Diese kreative Gelassenheit ist förmlich zu spüren.
Bibliothekarin Heike Bein ist von dem Schreibworkshop begeistert. „So kreativen Kindern einen Schreibprofi an die Hand zu geben, ist einfach toll“, sagt sie und wundert sich nicht, dass es so still zugeht. „Die Kinder haben alle die gleiche Leidenschaft, das Schreiben. Manche sind schon zum zweiten Mal dabei und das Interesse kommt tatsächlich von den Kindern und nicht von ihre Eltern.“
Dieser Workshop ist eine Landesinitiative und heißt „Schreibland NRW“, ohne die die Veranstaltungen gar nicht stattfinden könnten, betont die Bibliothekarin. In Hattingen findet der Workshop zum dritten Mal statt, an je zehn Terminen.
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