Da kommt er angefahren, der Bürgerbus. Seniorin Johanna Dumm wartet schon an der Bank vorm Rathaus. Nachdem sie alle Einkäufe in der Stadt erledigt hat, geht’s jetzt zurück nach Hause.
Wer in einer Stunde alles ein- und aussteigt, erfährt die Hattinger Zeitung bei der Rundfahrt. Acht Plätze gibt es im Bürgerbus. Aber: „Der da muss frei gehalten werden“, sagt Johanna Dumm sofort nach dem Einstieg und deutet auf den Platz rechts neben ihr. „Da kommt gleich eine Dame mit einem Rollator.“ Sie legt den Sicherheitsgurt um. „Hier erfährt man immer die neusten Nachrichten“, sagt sie gut gelaunt, „ich treffe Leute von früher, die ich Jahre nicht mehr gesehen habe, die sonst nur mit dem Auto an mir vorbei rauschten, jetzt kein Auto mehr haben und mitfahren.“ So kommen sie ins Gespräch.
Seit dem Jahre 2005 fährt der Bürgerbus, hat bisher 77.340 Personen befördert und ist 200.000 Kilometer gefahren. „Die meisten Fahrgäste sind Senioren und Stammkunden“, sagt Josef Kettelhoit (77), der Vorsitzende von Bürgerbus Verein Hattingen. Er fährt heute auch mit.
Für ältere Damen und Herren, die nicht mehr gut laufen können, ist der Bürgerbus praktisch. Er fährt vorbei an Supermärkten, dann zum Reschop Carré, biegt links ab zum Busbahnhof.
„Da steht Herr Weber“, ruft Johanna Dumm, die schon einen Blick auf die Haltestelle geworfen hat. Die Fahrgäste kennen sich untereinander, mögen die familiäre Atmosphäre. „Grüß dich“, mit einem Händeschütteln steigen ein Mann und die Frau mit dem Rollator ein.
Sie scherzen und lachen, sehen aus den großen Fenstern hinaus. „Wir haben alle Zeit, es ist wie eine schöne Spazierfahrt“, findet Johanna Dumm.
Weiter geht’s an der Grundschule Bruchfeld vorbei bis ins Rosental, kleine Berge hinauf, durch enge Straßen, die ein großer Bus gar nicht hinaufkäme. An der nächsten Haltestelle steigt Johanna Dumm aus. „Ich bedanke mich“, sagt sie und wünscht allen einen schönen Tag. Busfahrer Hans Asbeck fährt weiter. Seit vier Jahren lenkt er den Bürgerbus ehrenamtlich -- wie alle der insgesamt 17 Fahrer. Am Homberg hat er ein paar Minuten Pause, vertritt sich kurz die Füße, macht das Radio an.
Dann startet er wieder den Motor. Im Südring steigt Erika Berster (71) dazu. „Ich mag die großen Busse mit den vielen Menschen nicht“, sagt sie, „der Bürgerbus ist übersichtlich und man trifft jemanden zum Reden.“
Auch die anderen Passagiere sind sich einig: „Der Bürgerbus ist bequem und günstig.“ Eine einzelne Fahrt kostet 1,50 Euro, ein Fünferticket fünf Euro. Die Mitgliedsbeiträge der 156 Mitgliedern sind wichtig für den Verein. Sie zahlen zwei Euro im Monat.
Nach einer Stunde erreicht der Bürgerbus wieder das Rathaus. Fünf Frauen warten schon mit ihren vollen Einkaufstaschen. Sie zeigen ihre Tickets. Die Fahrt geht weiter.
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