Gelsenkirchen. Bei einer Demo in Gelsenkirchen gegen die Militäroffensive der Türkei fliegen Böller aus der Menge. Vier Polizisten werden leicht verletzt.
Die Einkaufsmeile Gelsenkirchens, die Bahnhofstraße, wurde am frühen Montagabend zum Schauplatz politischer Auseinandersetzungen. Die Organisatoren der Montagsdemonstration hatten erneut dazu aufgerufen, gegen den militärischen Einmarsch der Türkei in Nordsyrien zu demonstrieren. Mit bis zu 1000 Teilnehmern hatten die Veranstalter gerechnet – letztlich waren es etwa 600, die sich am Zug durch durch die City beteiligt haben.
Die Demonstranten skandierten lautstark ihren Unmut über das Vorgehen des türkischen Präsidenten Erdoğan gegenüber den Kurden. Kritik gab es dabei vor allem auch an deutschen Waffenexporten: „Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt“, riefen die Kurden immer wieder. Dabei verglichen sie auch Erdoğan mit Hitler. „Europa lässt Hitler in der Türkei weiterleben“, hieß es auf einem der Transparente.
Ebenfalls auf die Bahnhofstraße zog es aber auch eine große Gruppe nationalistischer Türken, die neben der türkischen Fahne auch Symbole der rechtsextremen Grauen Wölfe zeigten. Um ein direktes Aufeinandertreffen der verfeindeten Gruppen zu verhindern, hatte die Polizei im Vorfeld Unterstützung aus anderen Städten angefordert. Schon am Nachmittag reisten zahlreiche Polizisten nach Gelsenkirchen.
Böllerwürfe während Demonstration in Gelsenkirchen
Wie sich am Abend zeigte, war das auch nötig. Zwar bezeichnete Polizeisprecher Torsten Sziesze die Lage insgesamt als „ruhig“, angespannt war sie dennoch. "Es kam zu vereinzelten, ungezielten Böllerwürfen von beiden Seiten. Dabei wurde ein Polizeibeamter leicht verletzt. Zwei weitere Beamte erlitten bei Widerstandshandlungen leichte Verletzungen", erklärte ein Sprecher der Polizei Insgesamt wurden vier Strafverfahren eingeleitet.
Die Stimmung war während der gesamten Veranstaltung sehr emotional. Angesichts des politisch brisanten Themas ist das nicht verwunderlich. Erst in der Vorwoche, als es bei der Montagsdemonstration um dasselbe Thema ging, konnte die Polizei eine Eskalation gerade noch verhindern. Diesmal war man besser vorbereitet.
Türkei kämpft offiziell gegen YPG
Bundesweit hat es in den vergangenen Tagen zahlreiche Demonstrationen gegen den Einmarsch der Türkei gegeben. Die größte Kundgebung fand am Wochenende in Köln statt. Operation "Olivenzweig" nennt die türkische Regierung ihren Angriff im nordsyrischen Afrin. Zusammen mit arabischen Milizen bekämpft das türkische Militär Terrororganisationen im Nachbarland, so die offizielle Lesart aus Ankara. Die Terrororganisation, die eine Gefahr für die türkische Souveränität und Sicherheit an der Grenze darstelle, ist die kurdische YPG. Jene Organisation, die unterstützt und ausgerüstet von der US-geführten Koalition gegen den Islamischen Staat zu Felde zog. Die Türkei allerdings sieht in der YPG den syrischen Ableger der PKK, mit der Ankara seit Jahrzehnten in einem blutigen Konflikt steckt.
Viele Kurden fühlen sich von der internationalen Staatengemeinschaft und insbesondere auch von der Bundesregierung im Stich gelassen, die es bisher vermeidet, den türkischen Militärschlag zu kritisieren. Berlin äußerte zwar große Sorge, verwies aber zugleich auf "legitime türkische Sicherheitsinteressen an der Grenze zu Syrien", so Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Donnerstag.
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