Gelsenkirchen-Schalke. Großküchenhersteller Phoeniks siedelt sich auf dem ehemaligen Werksgelände der Schalker Eisenhütte an. Was der Neu-Gelsenkirchener plant.
Durch die Corona-Krise sind viele Unternehmen arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Umso bemerkenswerter die Entscheidung, das Produktfolio ausgerechnet in einer Zeit auszuweiten, in der sich angesichts einer sich aufbauenden vierten Infektionswelle kaum Voraussagen zur Zukunft treffen lassen. Gewagt hat den Schritt die Gustatus Gruppe mit der neu gegründeten Tochter Phoeniks. Das Icon, ein weißes K auf rotem Grund, kommt nicht von ungefähr: Produziert wird modulare Großküchentechnik am alten Küppersbusch-Traditionsstandort in Schalke.
Küppersbusch-Technik genießt weltweit hohes Ansehen - Tradition durch Übernahme fortsetzen
„Wir nehmen die Herausforderung gerne an, einen neuen Standort aufzubauen“, sagt Erhard Ikas, Geschäftsführer der Gustatus Holding GmbH bei der Vorstellung des Newcomers am Mittwoch im Gewerbepark an der Magdeburger Straße. Bei der Abwägung, ob solch ein Schritt eine „einmalige Chance“ oder doch eher ein hohes „unternehmerisches Risiko“ ist, spielte ein Faktor eine entscheidende Rolle, der insbesondere auf Gelsenkirchen ein Licht wirft, dessen Strahlkraft höchst willkommen ist in einer strukturell gebeutelten Kommune: Made in Germany.
Und das liegt am technischen Know-how von Küppersbusch, welches bis auf das Jahr 1875 zurückreicht. Das Gelsenkirchener Traditionsunternehmen hatte sich 2020 aus der Großküchentechnik zurückgezogen, seine Produkte genießen ungebrochen „weltweit höchste Wertschätzung“, sagt Torsten Hehner, Geschäftsführer Vertrieb bei Phoeniks. Zusammen mit Holger Burgtorf, der der Phoeniks Produktion GmbH vorsteht, führt Hehner die Gustatus-Tochter. Auf Messen in China und im arabischen Raum stehe das signifikante K von Küppersbusch nach wie vor für herausragende Qualität. Der Name Phoeniks, angelehnt an der mythologischen Geschichte des Phönix, ist daher Versprechen und Botschaft zugleich an Kunden und Mitbewerber.
Strategie: Gelsenkirchener Firma will Preisdiktat durch einen Marktführer verhindert
Mitbewerber ist ein gutes Stichwort. Denn eine Rolle spielten auch strategische Überlegungen, wie Erhard Ikas ohne Umschweife erklärt. Ohne die millionenschwere Übernahme einiger Teile von Küppersbusch durch die Gustatus Gruppe, wären demnach die Kräfteverhältnisse auf dem Markt, deutlich ungleicher verteilt worden. „Es hätte nur noch einen Marktführer gegeben und damit womöglich ein Preisdiktat.“ Gemeint ist die niedersächsische MKN GmbH & Co. KG, zu der Gustatus nunmehr durch ein größeres Produktportfolio aufschließen kann. Zur Einordnung: Der Umsatz von MKN beläuft sich auf rund 85 Millionen Euro, der Umsatz der Gustatus-Gruppe auf rund 50 Millionen (beide 2019).
Dabei soll es aber nicht bleiben. Mit dem Familienzuwachs will die Gustatus Gruppe ihre Marktpositionierung im Segment Großküchen durch Schwerpunktsetzung auf Digitalisierung und Vernetzungsfähigkeit der Geräte weiter ausbauen. Zielgruppen sind größere Hotels, Universitäten und Krankenhäuser oder Justizvollzugsanstalten, die in kurzen Zeitfenstern hohe Gästeaufkommen bewältigen müssen. Angesprochen werden zudem Betriebskantinen, Seniorenheime sowie Caterer und Air-Flight-Caterer mit Zentralküchen und unterschiedlichen Ausgabesituationen.
Großküchenhersteller Phoeniks: Umsatz soll wachsen, Personalstärke ebenfalls
„Wir haben uns zu Beginn einen Umsatz von sechs Millionen Euro zum Ziel gesetzt“, sagt Erhard Ikas. Darüber hinaus strebe man eine lineares Wachstum an. Die nächste Zielmarke wäre also dann zwölf Millionen Euro Umsatz. Einher gehen soll damit auch eine personelle Aufrüstung durch zusätzliche Fachkräfte. 45 der ehemals 157 Küppersbusch-Mitarbeiter haben bei Phoeniks eine Neuanstellung gefunden, ihre Zahl kann und soll sich, wenn der Markt es hergibt, ebenso stetig vergrößern. Zudem will Phoeniks die Küppersbusch-Tradition als Ausbildungsbetrieb fortführen.
Oberbürgermeisterin Karin Welge und Wirtschaftsförderer Christopher Schmitt, freuten sich, dass Phoeniks sich die „Keimzelle des Industriestandorts Gelsenkirchen“ als Firmensitz ausgesucht hat. „Das tut dem Stadtteil Schalke gut, aber das tut vor allem auch Gelsenkirchen gut“, sagt Welge. „Denn so bleiben Know-how und Arbeitsplätze erhalten und Qualität made in Gelsenkirchen finden ihren Weg in die Welt.“
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