Studentenaustausch

Enge Bande geknüpft

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Das Gelsenkirchener Ehepaar Lina Kalder und Martin Deinert haben in diesem Jahr zum zweiten Mal Deutschstudentinnen aus Weißrussland im Rahmen der Raduga-Stiftung zu Gast. Hier sitzen die beiden mit den Studentinnen Marina (v.l.) und Kristina  (beide 24) im Garten ihres Hauses in Gelsenkirchen-Buer zusammen.

Das Gelsenkirchener Ehepaar Lina Kalder und Martin Deinert haben in diesem Jahr zum zweiten Mal Deutschstudentinnen aus Weißrussland im Rahmen der Raduga-Stiftung zu Gast. Hier sitzen die beiden mit den Studentinnen Marina (v.l.) und Kristina (beide 24) im Garten ihres Hauses in Gelsenkirchen-Buer zusammen.

Foto: WAZ

Gelsenkirchen.  Linda Kalder und ihr Mann Martin Deinert aus Gelsenkirchen nehmen Studierende auf für die Zeit ihres Gastaufenthaltes – kostenlos. Ihr Antrieb: Jüngeren den Weg ebnen.

Die Welt wächst im Kleinen zusammen. Familien, die Schüler oder Studenten kostenlos beherbergen und bewirten, spielen dabei die tragende Rolle. Sinn und Zweck des Austausches ist das Kennenlernen des Gastlandes. Das schult beiderseitig die interkulturelle Kompetenz, die Sprachkenntnisse und die Gäste lernen in der Fremde, selbstständig zu werden. Als Brückenbauer zwischen den Nationen darf man getrost auch das Ehepaar Linda Kalder und Martin Deinert aus Gelsenkirchen bezeichnen.

Ihr Haus ist des Öfteren Heimstatt für Studierende – aktuell für Marina Res und Kristina Sacharevskaja (beide 24) aus dem weißrussischen Turow. Beide studieren Deutsch auf Lehramt, werden in gut einem Jahr Jüngere mit den Tücken deutscher Grammatik und Rechtschreibung vertraut machen.

„Wir wollen jungen Menschen auf ihrem Weg begleiten, gerade Studenten, die wenig Spielräume haben“, sagt Linda Kalder. Die frühere Primaballerina und der Finanzamtsleiter räumten spontan das letzte Hinderniss aus dem Weg, als Ilse Engmann vom Raduga-Verein (Tschernobyl-Hilfe) auf der Suche nach einer Unterkunft für Marina und Kristina verzweifelt bei ihnen anrief. „Wir haben unseren Urlaub verschoben“, sagt Martin Deinert und zwei Zimmer zur Verfügung gestellt. Unter einer Bedingung: „Wir wollten unbedingt zwei Studierende aufnehmen, damit es ihnen mit einem alten Ehepaar nicht zu langweilig wird“, witzeln die Herbergseltern.

Haus der Gasteltern ist ideal

Bleierne Stille ist nicht zu befürchten, denn weder zählen Linda und ihr Mann Martin zum alten Eisen, noch sind sie vom Sternzeichen Couch-Potato. Im Gegenteil. Sie ergänzen das Raduga-Programm – Besuchen in der Veltins-Arena, der Ruhr-Universität oder dem Haus der Geschichte – um Ausflüge ins Bergbaumuseum, zur Cranger Kirmes oder Zeche Zollverein. Nicht zu vergessen: Shopping, das Revier ist voll mit Konsumtempeln – ein Muss für zwei Studentinnen, und wenn es auch nur ein Schaufensterbummel ist.

Das Haus der Gasteltern mit angegliederter Tanzschule ist ideal als Heimstatt, es bietet Gästezimmer, ein Art Café als Aufenthaltsraum und einen Garten – genug Rückzugsmöglichkeiten für jedermann.

„Wir haben gern Menschen um uns herum“, sagen Linda Kandler und Martin Deinert. Ihre Leidenschaft für den Tanz hat dazu geführt, dass mitunter kleine Heerscharen von Tanzgruppen aus nah und fern im Übungsraum campieren, weil das Haus seine Kapazitätsgrenze erreicht hat. Und schon einmal hatte das Gelsenkirchener Paar Raduga-Studenten zu Gast, seinerzeit zwei junge Männer. Würden Sie es wieder tun? „Jederzeit“, sagt das Paar. „das ist doch gerade das Schöne daran, Neues kennen zu lernen. Marina, Kristina, ihr könnt bleiben, wir geben euch den Schlüssel, wenn wir im Urlaub sind.“

So entstehen Freundschaften, Brücken über tausende Kilometer hinweg.

Gelsenkirchen finden Marina und Kristina „ausgesprochen grün“

Wir finden es hoch spannend, Deutschland kennen zu lernen“, sagen Marina und Kristina. Mit der Geschichte des Ruhrgebiets sind die beiden 24-Jährigen noch nicht vertraut, wohl aber haben die Frauen freudig registriert, „wie warmherzig und offen uns die Menschen hier empfangen haben.“ Im Vergleich zu ihrer Heimat, der Kleinstadt Turow (Turau) im Süden Weißrusslands, finden die zwei Prädikats-Abiturientinnen Gelsenkirchen „ausgesprochen grün“.

Straßen, Häuser und Autos seien viel besser in Schuss als zu Hause, und erst die vielen Erholungsmöglichkeiten – Revierpark, Sportparadies, Zoom – das alles hat Marina und Kristina sehr beeindruckt. „Hier gibt es auch viel mehr Geschäfte und Cafés“, sagt Kristina, die eine Cousine in Melle/ Osnabrück hat. Am Wochenende heiratet sie und Kristina wird sie zu ersten Mal in ihrem Leben sehen.

Kurios, was für Geschichten der Austausch schreibt . . .

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