Gelsenkirchen. Wie Beate Rafalski Tausenden Gelsenkirchenerin eine neue Aufgabe im Leben gab – und wie viele Menschen in der Stadt davon profitieren.
43 Berufsjahre stehen in der Vita von Beate Rafalski. Die letzten elf davon war sie bei der Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen aktiv, zuletzt als Geschäftsführerin. Nun ist die 65-Jährige in den Ruhestand gewechselt – und hat den Staffelstab an ihren Nachfolger Sebastian Westphal weitergereicht. Beide sind sich sicher, dass dies ein möglichst nahtloser Übergang wird. Denn bereits seit 2019 haben sie als Führungsduo ebenso vertrauens- wie wirkungsvoll die Geschicke und Geschäfte des Vereins geführt.
Engagierte Helfer und suchende Organisation zusammenbringen
„Die Arbeit hier habe ich als etwas Abwechslungsreiches und Sinnstiftendes erlebt. Ich war deshalb auch stets mit ganz viel Herzblut dabei“, zieht Rafalski ein positives Fazit zu ihrem Abschied von der Ehrenamtsagentur. Dieser im Jahr 2006 gegründete Verein kümmert sich um das Zusammenbringen von Menschen, die sich engagieren wollen, mit gemeinnützigen Organisationen, die ehrenamtliche Helfer suchen. Interessierte werden für ihre Aufgaben zudem beraten und qualifiziert – mit dem Ziel, das bürgerschaftliche Engagement in dieser Stadt weiter zu stärken.
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Ob im Seniorenheim oder bei den Tafeln, ob in einer Kita oder bei der Offenen Ganztagsschule, ob als Vorlesehelfer oder als Spaziergangs-Patin: Tausende Menschen haben dank der Ehrenamtsagentur bereits eine wichtige Aufgabe gefunden. Rund 250 Beratungsgespräche mit neuen Interessenten seien zuletzt pro Jahr geführt worden.
„Ein Ehrenamt muss immer auch Spaß machen“
„Wir sind überzeugt, dass es bald noch mehr werden“, sagt der neue Geschäftsführer Sebastian Westphal. Denn nun würden die zahlenmäßig starken Babyboomer-Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Und darin liege ein ungeheuer großes Potenzial. Oder wie Westphal es sagt: „Das ist ein personeller Schatz, den wir heben wollen.“ Und das Interesse bei diesen im Durchschnitt sehr gut gebildeten Altersjahrgängen sei schon jetzt spürbar.
Der neue Geschäftsführer (45) ist selbst gelernter Diplom-Sozialarbeiter, lebt mit Frau und drei Kindern in Ückendorf. Und er weiß genau, dass beim Werben um Hilfswillige eine Sache nicht zu kurz kommen darf: „Ein Ehrenamt muss immer auch Spaß machen.“ Denn das schaffe eine viel engere Verbindung. Vor allem in Zeiten, in denen es laut Beate Rafalski immer schwerer falle, Menschen zu finden, die sich mit ihrem Engagement auch mal längerfristig binden wollen.
Neue Stellvertreterin arbeitete vorher mit Flüchtlingen zusammen
Stellvertretende Geschäftsführerin der Ehrenamtsagentur ist nun Lena Uppenkamp. Die 30-jährige Essenerin bildet mit Westphal das neue Führungsduo. Die Sozialarbeiterin war zuvor im städtischen Integrationszentrum beschäftigt, das im Ückendorfer Wissenschaftspark beheimatet ist. Dort kümmerte sie sich auch um Flüchtlinge und Zugewanderte, die ihrerseits ein Ehrenamt übernehmen wollten, um ihre eigene Integration voranzutreiben und ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.
Beate Rafalski, die in der Feldmark lebt, will jetzt nach dem vollzogenen Wechsel in den Ruhestand erst einmal „in Ruhe meinen neuen Alltag sortieren und formen“. Ein Ehrenamt gehöre perspektivisch ganz sicher auch mit dazu, schließlich wolle sie „der Gesellschaft etwas zurückgeben“. Rafalski wisse derzeit nur noch nicht genau, welche Aufgabe es künftig sein soll. Aber da kann dann ja ganz bestimmt die Ehrenamtsagentur helfen.
Kontakte und Fakten zur Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen
Ein sehr erfolgreiches Projekt der Ehrenamtsagentur in Corona-Zeiten waren die „Lern-Buddies“. Dabei kümmerten sich rund 80 Studenten und Oberstufenschüler ehrenamtlich um insgesamt 200 hilfsbedürftige Grundschüler aus dem gesamten Stadtgebiet – und das in einer effektiven 1:1-Betreuung. „Das war eines der ganz wenigen Projekte, die wir während der Pandemie mit sehr viel Aufwand stemmen konnten“, blickt Sebastian Westphal zurück. 70 weitere Ehrenamtler engagierten sich damals als sogenannte „Impfbegleiter“ für ältere Menschen.
Wer für sich selbst noch ein passendes Ehrenamt sucht, kann Kontakt zur Agentur aufnehmen in den Geschäftsräumen an der Ahstraße 9 in der Altstadt oder unter: 0209 179 89 30.
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