Essen. Die Uniklinik Essen muss am Donnerstag und Freitag voraussichtlich wieder Operationen absagen. Das Krankenhaus wird bestreikt.
Die Uniklinik Essen wird am Donnerstag, 23. November, und am Freitag, 24. November, bestreikt. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten während der laufenden Tarifauseinandersetzung bereits einmal für einen Tag in den Streik gerufen. Das Klinikum hatte an dem Tag geplante Operationen absagen müssen, die Notfallversorgung war durch eine Absprache mit Verdi gesichert.
Die Gewerkschaft verhandelt aktuell mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) über die Gehälter der 1,2 Millionen Landesbeschäftigten. Die Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent, mindestens 500 Euro mehr Gehalt, Azubis sollen 200 Euro mehr erhalten und unbefristet übernommen werden.
Mehr Gehalt statt Applaus gefordert
Die Gewerkschaft kritisiert, dass bereits zwei Verhandlungsrunden ohne ein Angebot der Arbeitgeber zu Ende gegangen seien. Die Verhandlungskommission der TdL lehne die Verdi-Forderungen als überzogen und mit dem Hinweis ab, dass die Kassen leer seien, und es nicht Aufgabe der Arbeitgeber sei, die Inflation auszugleichen.
„Wir erleben seit Jahren Reallohnverluste. Gerade für die unteren Lohngruppen bedeutet das, dass der Monat oft länger ist als das Gehalt,“ erklärt Jonas Schwabedissen, Intensivpfleger und Verdi-Vertrauensleutesprecher an der Uniklinik Essen. „Die Kollegen und Kolleginnen sind sauer. Sie wurden in der Pandemie beklatscht und erleben jetzt, dass die Arbeitgeber Applaus offenbar für die neue Leitwährung in den Sozialbetrieben halten. Applaus zahlt keine Miete, kein Benzin oder Lebensmittel!“
Gewerkschaft setzt auf große Streikbeteiligung
Die verantwortlichen Politiker und Politikerinnen hätten offenbar noch nicht verstanden, dass in den Kliniken die Personalflucht massiv sei – auch wegen der Gehälter, die in den kommunalen und kirchlichen Häusern höher sind. „Gerade in der Pflege gehen viele in die Leiharbeit. Dort gibt es mehr Geld und verlässliche Arbeitszeiten,“ ergänzt der Gesundheits- und Krankenpfleger Schwabedissen.
Der Zorn der Beschäftigten lasse sich auch an der Streikbeteiligung ablesen. „Wir konnten in den letzten Streiktagen an den Unikliniken in NRW bis zu 2000 Streikende zählen. Das ist mit Blick auf die extrem dünne Personaldecke sehr viel.“ Auch diesmal betont Verdi, dass der Notdienst an allen bestreikten Kliniken von den Beschäftigten sichergestellt werde.
„Die Besetzungen sind teilweise kaum niedriger als im Alltag, viele Beschäftigte sind gerade krank,“ beschreibt Bernt Kamin-Seggewies, stellvertretender Verdi-Geschäftsführer in Essen. „Wenn ich mir das angucke, dann mache ich mir wirklich Sorgen um die Zukunft der Versorgung von kranken Menschen in diesem Land. Die Haltung der Arbeitgeber ist mir ein Rätsel.“
Veranstaltung zum Streik
In Essen gibt es am Donnerstag (23.11.) eine Veranstaltung mit dem Sozialwissenschaftler Heiner Dribbusch, der sich seit Jahren mit dem Thema Streik und Tarifpolitik beschäftigt. Die Veranstaltung wird online übertragen und kann ab 10.15 Uhr unter diesem Link verfolgt werden: https://uni-due.zoom.us/j/66537987978?pwd=VTFDbGJhdGxW-NEFEQ1poQi85UWZmQT09#success
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