Freizeit

Viel Ärger um Knöllchen für Sportler am Essener Baldeneysee

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Jürgen Konrad, Ehrenvorsitzender vom Kanu-Polo-Club Rothe Mühle freut sich über die vielen Gäste und ärgert sich über die Park-Kontrollen.

Jürgen Konrad, Ehrenvorsitzender vom Kanu-Polo-Club Rothe Mühle freut sich über die vielen Gäste und ärgert sich über die Park-Kontrollen.

Foto: Kerstin Kokoska

Essen.   Der Kanu-Polo-Club Rothe Mühle erwartet 1400 Turnier-Gäste. Viele kommen aus dem Ausland und erhalten Strafzettel, weil die Umweltplakette fehlt.

Der Wochenend-Trip nach Essen endete für die Sportler aus Spanien mit ziemlichen Ärger: Mit dem Reisebus waren die Nationalauswahl und mehrere Vereins-Mannschaften zum Deutschland-Cup im Kanu-Polo am Baldeneysee angereist. Sportlich gilt das weltweit größte Turnier als Höhepunkt, die Atmosphäre rund um den Baldeneysee als einzigartig. Doch mit der guten Stimmung war es schnell vorbei: Als die Spielerinnen und Spieler zu ihrem Bus zurückkehrten, zierte ein Strafzettel über fast 100 Euro den Reisebus. Nicht, weil er hinter der Regattatribüne falsch abgestellt war – sondern weil keine grüne Umweltplakette hinter der Windschutzscheibe klebte.

Sorgfaltspflicht der Halter

Die aber ist im Ruhrgebiet vorgeschrieben: „Grundsätzlich müssen alle in die Umweltzone einfahrende Fahrzeuge, auch ausländische Busse, über eine gültige grüne Umweltplakette verfügen“, teilt die Stadt dazu nüchtern mit, und fügt hinzu: „Es besteht eine Sorgfaltspflicht der Kfz-Halter, sich im Vorfeld über bestehende Bedingungen zu informieren – das betrifft auch die Bedingungen im Ausland.“ Der TÜV und die Dekra würden auf Ihren Internetseiten in unterschiedlichen Sprachen „die Beantragung einer grünen Plakette online anbieten“. Dies sei geltendes Recht.

Schreiben an die Stadt

Darüber kann Jürgen Konrad, der für den Ausrichter-Club, den Kanu-Sportverein Rothe Mühle, die am Samstag beginnenden 47. Internationalen Deutschland-Cup federführend organisiert, nur den Kopf schütteln: „Ich sehe schon die Politessen auf unserem Parkplatz.“ In einem Schreiben an die Stadt hat er im Vorfeld versucht, Verständnis für die Sportler aus dem Ausland, vor allem aus dem Osten zu wecken: Es sei nun mal so, dass sie überwiegend mit dem Auto anreisten. „In diesem Jahr wird unsere Veranstaltung von 132 Mannschaften aus 21 Nationen besucht, bestimmt kommen gut 1400 Sportler und Betreuer, die sich auf die Veranstaltung und den See freuen.“

Von den verschärften Kontrollen der Umweltplakette seien die ausländischen Delegationen besonders betroffen: „Sie gehen ihrem Sport nach, kommen anschließend zu ihrem Fahrzeug und finden dann einen Strafzettel vor. Man muss hervorheben, dass sie eine Umweltplakette aus ihren Ländern oft nicht kennen – und werden mit 80 Euro plus 12 Euro Verwaltungsgebühren bestraft. Für uns als Ausrichter ein unmöglicher Vorgang.“ Und über 90 Euro seien für Sportler aus der Ukraine, Polen oder Russland viel Geld.

Es gilt die Umweltzone

Dabei bemühten sich der Kanu- Club, neben dem Sport „vor allen Dingen die Attraktivität des Baldeneysees mit seinem Umfeld den Aktiven, Betreuern und den Schlachtenbummlern, schmackhaft zu machen“. Dies gelte im übrigen ebenso für die Ruderregatten, die Segel- oder Drachenboot-Veranstaltungen: „Doch alle Bemühungen der Ausrichter werden durch die Besuche der Verkehrsüberwachung zunichte gemacht. Sie ruinieren damit nicht nur unsere Veranstaltungen, sondern auch den guten Ruf der Sportstadt Essen“, zeigt sich Konrad verärgert, der auf eine Antwort der Stadt wartet. Gegenüber dieser Zeitung wollte sich die Stadt nicht äußern, wie mit dem Problem am Wochenende verfahren werde: „Es gilt die Umweltzone.“

Park-Ärger an der Lerchenstraße

Der „Ruf der Sportstadt“ leidet nach Auffassung vieler Sporttreibender ohnehin unter dem manchmal ausuferndem automobilen Andrang bei Veranstaltungen und schönem Wochenend-Wetter am See. Der Parkdruck führt letztendlich zu weiterem Ärger: Dass auf der Lerchenstraße in Fahrtrichtung Stadtwald auf dem Fahrradstreifen geparkt werden darf, auf der gegenüberliegenden Seite aber nicht, sorgt immer wieder für eine „Knöllchenflut“. Mancher Autofahrer versteht da die Welt nicht mehr. Dabei ist für die Stadt auch hier die Situation ganz klar: „Der Fahrradstreifen wird von Radfahrern vor allem in der freundlichen Jahreszeit intensiv genutzt – und nur bei zwei, drei Großveranstaltungen mit sehr, sehr hohem Besucheraufkommen zum Beparken freigegeben. Es handelt sich stets um Einzelfallentscheidungen.“

Und nur in einem einzigen Fall sei die Stadt bislang davon abgerückt: Beim WDR-4-Konzert am „Seaside Beach“ im Juli vergangenen Jahres wurden tatsächlich beide Seiten zum Parken freigegeben, bei einem gleichzeitigen Tempo-30-Limit. An dieser Linie will die Stadt festhalten: „Wir müssen an die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer denken.“

Die Sportler kommen aus ganz NRW

Der Parkdruck sorgt inzwischen auch weiter nördlich für ähnlichen Unmut. So weiß Markus Fischer, für die FDP im Ausschuss für Sport und Bäder, über die Probleme auswärtiger Schwimmer, die bei den vielen regionalen Großveranstaltungen im neuen Hallenbad am Thurmfeld keinen Parkplatz finden und sich serienweise Knöllchen in den Wohnquartieren abholen: „Die Sportler kommen aus ganz NRW – die können kaum mit Bus und Bahn anreisen.“

Doch eine andere Lösung sieht die Stadt hier nicht: „Wir empfehlen die Anreise mit dem ÖPNV. Jeder Falschparker wird jedenfalls bei Kontrollen aufgeschrieben. Da können wir keine Ausnahmen machen.“

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