Klimaschutz

Vermummte zünden Rauchfahnen bei Klima-Demo in Essen

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Einige Teilnehmer der Klima-Demonstration verstießen gegen das Vermummungsverbot.

Einige Teilnehmer der Klima-Demonstration verstießen gegen das Vermummungsverbot.

Foto: André Hirtz / FUNKE Foto Services

Essen.  1000 Klimaaktivisten demonstrierten in Essen friedlich gegen den Braunkohleabbau. Einige wenige fielen laut Polizei aber unangenehm auf.

Mit einem Demonstrationszug durch die Essener Innenstadt haben am Samstag nach Angaben der Polizei etwa 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegen den Kohleabbau in Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier protestiert. Ein Bündnis aus 70 Initiativen hatte dazu aufgerufen. Das Motto: „Die Kohle muss im Boden bleiben.“ Der Veranstalter sprach von bis zu 1500 Teilnehmern.

Nach Angaben der Polizei verlief der Protest weitgehend friedlich. Mit zwei Ausnahmen: Als der Demonstrationszug die Unterführung am Hauptbahnhof zwischen Freiheit und Willy-Brandt-Platz passierte, wurde in der Menge Pyrotechnik gezündet. So auch als die Demonstranten die Altenessener Straße erreichten; dort sei ein sogenanntes Rauchfass entzündet worden, als der Protestzug die ehemalige Trasse der Rheinischen Bahn unterquerte.

Laut eines Polizeisprechers sei eine Gruppe von 15 bis 20 Personen während des Protestzuges immer wieder auffällig geworden. Weil einige sich nicht an das Vermummungsverbot hielten, und trotz Aufforderung dieses zu unterlassen, weiter dagegen verstießen, wurde der Protestzug angehalten. Die Polizei nahm nach Angaben des Sprechers Personalien auf erstattete gegen die Betroffenen Anzeige.

Die Veranstalter der Klima-Demonstration hatten mit 2000 Teilnehmern gerechnet

Die Veranstalter der Demonstration hatten mit 2000 Teilnehmern gerechnet. Etwa halb so viele machten sich am Nachmittag von der Huyssenallee auf den Weg. Dort hatten sie sich im Schatten des RWE-Turms zunächst zu einer Kundgebung versammelt.

Ziel des Protestzuges, war der RWE-Campus im nördlich der Innenstadt gelegenen Eltingviertel, dessen Tore schließlich symbolisch mit einer Menschenkette blockiert wurden.

Dem Aufruf zur Demonstration waren Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Generation Fridays for Future gefolgt, wie auch ältere Jahrgänge, darunter der 71-jährige Peter Blenkers aus Mülheim, der nach eigenen Worten schon in der Anti-Atomkraftbewegung in den 1970er Jahren aktiv war. Die Unternehmenspolitik des RWE-Konzerns sehe er seit Jahrzehnten kritisch. Der Kohleabbau in Lützerath sei in seinen Augen eine Machtdemonstration.

Mitglieder der Bewegung Fridays for Future haben Zukunftsängste

Auch Katrin von den Driesch war zur Demo nach Essen gereist. Sie kommt aus dem Kreis Heinsberg und wohnt etwa 20 Kilometer entfernt vom Abbaugebiet. Sie sei schon bei Demonstrationen um den Erhalt des Hambacher Forstes dabei gewesen, berichtete sie. „Juristisch ist RWE im Recht. Ich hoffe dennoch auf ein Einlenken der Politik und des Konzerns“, sagte sie über Beweggründe, erneut zu demonstrieren.

Joy aus Wuppertal gehört der jungen Generation der Klimaschutzbewegung an. Die 17-Jährige war mit Freundinnen aus Wuppertal nach Essen gekommen, um sich dem Demonstrationszug anzuschließen. Sie könne nicht nachvollziehen, dass Braunkohle zur Energiegewinnung genutzt werde, obwohl dies klimaschädlich sei. „Ich mache mir Sorgen um die Zukunft“, sagte die junge Frau.

RWE hatte den Kohleabbau in Lützerath gegen Proteste durchgesetzt. Im Januar wurde der Ort von der Polizei geräumt, nachdem Aktivisten Gebäude besetzt hatten. Der Kohleabbau soll im rheinischen Revier bis 2030 weitergehen. Klimaschutzinitiativen wollen dies verhindern. Ziel des Aktionsbündnisses sei ein Moratorium, um auf diesem Wege zu erreichen, dass die Kohle im Boden bleibe, sagte Roland Schumann vonseiten der Veranstalter.

Für die Klimaschutzbewegung ist Lützerath längst zu einem Symbol geworden. Es gehe darum, den gesellschaftlichen Diskurs aufrechtzuerhalten, um die Politik dazu zu bewegen, mehr für den Klimaschutz zu tun, so Schumann.

An der Marktkirche versammelte sich eine Demo zum Aktionstag gegen Rassismus

Am späten Nachmittag löste sich die Kundgebung vor dem RWE-Campus auf, nachdem heftiger Regen niedergegangen war. Bis dahin verlief die Veranstaltung nach Angaben der Polizei ohne weitere Vorkommnisse.

Roland Schumann zog am Abend ein positives Fazit. „Es war eine schöne, bunte und sehr laute Veranstaltung und ein gutes Zeichen. Es geht weiter.“ Das Abbrennen von Rauchfahnen und Verstöße gegen das Vermummungsverbot wollte er auf Nachfrage nicht ausdrücklich verurteilen. Es überwiege der positive Eindruck der Veranstaltung.

Ohne besondere Vorkommnisse verlief nach Angaben der Polizei auch für die Protestkundgebung aus Anlass des Internationalen Aktionstages gegen Rassismus vor der Marktkirche, wo sich etwa 30 Teilnehmer versammelt hatten.

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