Essen-Stadtwald/Holsterhausen. Kristina Mohr arbeitet als Therapeutin und Saxofonistin. Mit roter Nase spielt sie für traumatisierte Kinder und unterrichtet Frauen in ihrer Kunst.
Der Berufsalltag von Kristina Mohr ist weder langweilig noch grau, sondern tendenziell eher bunt. Die 48-Jährige hat gleich drei Berufe: Sie ist Diplom-Psychologin, die Entspannungstraining anbietet, Saxofonistin und – staatlich geprüfte Clownin. Die gebürtige Hamburgerin ist über Schwerte nach Essen gekommen, lebt heute in Holsterhausen. „Ich wollte einen beruflichen Neuanfang, wollte mich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen“, blickt sie zurück. Als sie selbst an einem Clowns-Workshop teilnahm, ließ sie das Thema nicht mehr los. Berufsbegleitend absolvierte sie eine dreieinhalbjährige Ausbildung zur Clownin in Hannover. „Meine Berufe lassen sich wunderbar vereinbaren und passen gut zu meinem ganzheitlichen Ansatz“, freut sich Kristina Mohr, ihre Berufung gefunden zu haben.
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt heute in den Clownsseminaren, die sie speziell für Frauen im Dore-Jacobs-Haus in Stadtwald abhält. „Oft kommen Frauen über 40, auf der Suche nach Lebensfreude“, sagt Kristina Mohr. Viele stammten aus sozialen Berufen, fast alle seien theaterbegeistert, wollten das Mädchen in sich selbst wiederfinden, das im Alltag abhanden gekommen sei. Nicht selten befänden sich die Teilnehmerinnen in einer Phase des Umbruchs, hätten Trennungen, Todesfälle, Jobwechsel oder Umzüge hinter sich. Das alles sollten sie im Kurs hinter sich lassen. „Beim Clownsein geht es um Humor, um Gefühle und Träume, die oft zu kurz kommen“, sagt Kristina Mohr. Wer über die knarrende Schwelle des „Knusperhäuschens“ – wie ihre Teilnehmerinnen das historische Dore-Jacobs-Haus gern nennen – trete, lasse den Verstand draußen und konzentriere sich für einige Stunden auf den Körper, höre auf das Bauchgefühl.
„Die Frauen sollen authentisch sein, in sich reinhören, was ihnen Spaß macht, wobei sie Genuss empfinden“, gibt die Profi-Clownin die Richtung vor. Wer sich darauf einlasse, erlerne die weitgehend sinnbefreite Clownssprache, übe komische Gangarten ein, erzähle den anderen seine Träume.
„Für Firmen halte ich auch schon mal Seminare für Frauen und Männer gemeinsam ab“, erklärt Mohr, die als Clownin zum Beispiel mit Benefiz-Auftritten in Flüchtlingsunterkünften oder Zirkusevents in Kindertagesstätten für entspannte Atmosphäre sorgt. Für die acht Auftritte in Flüchtlingsheimen gab es sogar Fördergelder. „Die Menschen dort sind oft traumatisiert. Die Stücke schreibe ich für sie um, so dass am Ende nicht nur die Kinder fröhlich sind, sondern sich die Stimmung auch auf die Erwachsenen überträgt.“
Die 48-Jährige schlüpft dabei in zwei Rollen: Rot-Nasen-Clown Lotte für Kinder und Emmi Meyer als komische Figur mit Musiker-Vergangenheit für Erwachsene. Die Biografie der Figur passt wiederum zu ihrer eigenen. „Ich spiele Alt- und Sopran-Saxofon, schreibe auch selbst Stücke, oft meditative, die ich in Kirchen spiele“, erzählt die vielseitige Künstlerin.
Als nächsten Clowns-Workshop bietet Kristina Mohr am 28. Januar eine Fortbildung für Erzieher und Altenpfleger zum humorvollen Umgang mit Alltagsproblemen im Job an.
Kontakt: www.kristinamohr.de
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