Open-Air-Veranstaltung

Sommerfreiraum auf Weberplatz feiert erfolgreichen Einstand

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DJ Bretaud sorgt für eine chillige Atmosphäre auf dem Weberplatz beim Sommerfreiraum.

DJ Bretaud sorgt für eine chillige Atmosphäre auf dem Weberplatz beim Sommerfreiraum.

Foto: Kerstin Kokoska

Essen.   Die Premiere der Veranstaltungsreihe „Sommerfreiraum“ hat mit DJ-Musik und einem Open-Air-Doku-Film Essens Kreative auf den Weberplatz gelockt.

„Die Plätze in dieser Stadt sind oft seltsam leer – da interessiere ich mich besonders für Ansätze, die daran etwas ändern möchten.“ Nicht zuletzt wegen dieser Beobachtung hat sich Johannes Brackmann zur Premiere der Veranstaltungsreihe „Sommerfreiraum“ aufgemacht. So kann er miterleben, wie das Büro der Grünen Hauptstadt und Transition Town dem Weberplatz mit chilliger DJ-Musik, lauschiger Atmosphäre und Open-Air-Dokukino Leben einhauchen. Die Premiere ist durchaus gelungen.

„Eine fantastische Stimmung, etwas wenig Leute“, beschreibt Reinhard Wiesemann, der in geselliger Runde auf einer der schlichten Holzbänke den Abend genießt. Der Gründer des Unperfekthauses engagiert sich mit vielen Initiativen für die nördliche Innenstadt und den Weberplatz, stiftete Geld in die Sanierung der benachbarten Kreuzeskirche und hat das ehemalige China-Restaurant aufgekauft, um dort soziale Projekte zu ermöglichen.

Verlängerung des Feierabendmarkts

Eigentlich hat er hat den Feierabendmarkt besucht, der seit Ende März donnerstags den Weberplatz bespielt: Normalerweise geht dieser um 20 Uhr zu Ende. Doch wie viele Marktbesucher nutzt auch er die Verlängerung durch den „Sommerfreiraum“, um den Abend hier weiter in Gemeinschaft zu verbringen. Die musikalische Brücke zwischen Markt und Open-Air-Film übernimmt DJ Bretaud, die mit elektronischen Klängen Feierabendlaune verbreitet.

Auch Heinz und Ellen Thiem sind bereits für den Markt aus Schonnebeck zum Weberplatz gekommen. „Zu Fuß“, sagt er, „wie fast jede Woche.“ Doch seine Frau und er seien auch neugierig auf den „Sommerfreiraum“ gewesen und freuen sich nun, etwas länger mit Freunden auf dem Platz bleiben zu können. „Es ist ein schöner Treffpunkt, bei dem Jung und Alt zusammenkommen“, beschreibt Ellen Thiem, warum ihr der Platz so gut gefällt. Bis zum Film wollen sie allerdings nicht bleiben: „Wir müssen ja morgen früh wieder arbeiten“, lächelt der 62-Jährige.

Wichtiger Platz für „Essen packt an“

Auch einige Markthändler bleiben länger, so dass die Besucher auch noch nach 20 Uhr Pommes, Grillgut oder Feinkost genießen können. Darunter ist nicht zuletzt der Grill der Initiative „Essen packt an“. Sie ist Stammgast beim Feierabendmarkt und lässt auch beim „Sommerfreiraum“ den Grill noch für einige Zeit heiß. „Einerseits ist das etwas anstrengend, weil wir ja ehrenamtlich unterwegs sind“, räumt Markus Pajonk ein, „andererseits ist das Projekt eine tolle Sache für den Standort, das wir so gerne unterstützen.“ Für seine Initiative, die unter anderem Obdachlosen hilft, nimmt der Platz in den nächsten Monaten eine wichtige Rolle ein – so sind im ehemaligen Chinarestaurant einige Aktionen geplant. „Zum Beispiel laden wir Obdachlose wieder zum Haareschneiden ein“, verrät er.

Gegen 21 Uhr haben die meisten Essensstände jedoch bereits eingepackt, nur noch Bier, Wein und Softdrinks gibt’s direkt auf dem Platz. Kein Problem, manche Besucher rücken einige der Tische zusammen und machen dort ein Picknick mit mitgebrachten Leckereien.

„Der große Demokrator“

Darunter auch Florian Streier: „Der Weberplatz ist ein vergessenes Schätzchen“, sagt er und freut sich über das „sehr engagierte Projekt“: „Vielleicht geht es hier langsam voran“, hofft der Essener Liedermacher.

Je später der Abend, desto mehr Besucher kommen gezielt zum „Sommerfreiraum“. Jens Kobler zum Beispiel kommt gegen kurz vor zehn auf den Platz an: „Ich finde den Film interessant“, sagt er. „Das Thema Bürgerbeteiligung ist spannend.“ Vor allem Vertreter und Anhänger der städtischen Kreativszene sind es, die es späten Abend auf den Platz zieht, weil sie sich für die Doku „Der große Demokrator“ interessieren, und sich auch nicht von ein paar grauen Wolken einschüchtern lassen. Der Film des Kölners Rami Hanze zeigt mit viel Humor, wie man Bewohner eines Viertels bei der Verbesserung ihres Wohnumfelds in die Pflicht nehmen kann. Vielleicht steckt in dem Streifen auch die ein oder andere Idee, die sich übertragen könnte, um den Weberplatz dauerhaft zu beleben

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