Kriminalstatistik

Polizei registriert deutlich weniger Straftaten in Essen

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Essen.   Die Polizei Essen hat 2017 so viele Straftaten aufgeklärt wie seit 30 Jahren nicht mehr. Deutlich weniger Wohnungseinbrüche und Gewalttaten.

„Rasant“, „ganz massiv“, „erheblich“, „deutlich“, „erfreulich“: An Stimmungs-Attributen ist angesichts einer auf breiter Front gesunkenen Kriminalität in dieser Stadt derzeit kein Mangel im Polizeipräsidium. Nach dem Einbruchs-Katastrophenjahr 2015 und einer deutlich gestiegenen Gewaltkriminalität in 2016 konnten Polizeipräsident Frank Richter und Kripo-Chefin Martina Thon am Mittwoch die Präsentation der Kriminalitätsentwicklung fürs vergangene Jahr merklich entspannter angehen.

Weniger Straftaten insgesamt, weniger Wohnungseinbrüche, weniger Eigentums- und Gewaltdelikte und so viele aufgeklärte Fälle wie seit 30 Jahren nicht sind für Richter „sehr gute Zahlen trotz verminderten Personals“.

Denn obwohl die Belastung durch die Videobeobachtung am Rheinischen Platz, eine höhere Polizeipräsenz in der nördlichen Innenstadt, die mobile Wache, neue Aufgaben für den Staatsschutz im Kampf gegen Islamisten und Reichsbürger deutlich zunahm, ohne dass das Land 30 frei gewordene Stellen nachbesetzt habe, konnten 58,3 Prozent aller Straftaten aufgeklärt werden – so viele wie seit 1990 nicht mehr.

Niedrigste Fallzahl der vergangenen sieben Jahre

Das ist ein Erfolg, für den die ganze Behörde aber einen Preis zahlte: „Die Arbeitsdichte ist höher geworden“ machte Richter deutlich und mahnte in Richtung der Landesregierung: „Das kann man nicht unendlich so weiterführen. Wir können die Kollegen nicht klonen.“

55 779 Straftaten des vergangenen Jahres fanden Eingang in die Polizeiliche Kriminalstatistik. Das waren 5671 weniger als noch 2016 - eine Verbesserung um fast zehn Prozent. Diese niedrigste Fallzahl der vergangenen sieben Jahre führt Martina Thon, Leitende Kriminaldirektorin, vor allem auf den Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen (-25,88 %), Fahrraddiebstählen (-36,36 %), Diebstählen aus Kellerräumen (-38,82 %) und Kraftfahrzeugen (-28,84 %) zurück.

Rund ein Zehntel aller Straftaten machten die sogenannten Rohheitsdelikte mit 5205 ermittelten Tatverdächtigen - davon 1756 Nichtdeutsche - aus, die ebenfalls deutlich zurückgingen: Dazu zählen Körperverletzungen, die von 3911 Fällen in 2016 um 100 im vergangenen Jahr sanken. Positiv war auch die Entwicklung bei den Raubdelikten, deren Zahl von 706 auf 521 fiel. Die Straßenkriminalität insgesamt, auf die fast 21 Prozent aller Straftaten entfallen, ging deutlich von 14 045 angezeigten Delikten auf 11 636 zurück.

Neun Menschen wurden gewaltsam getötet

Neun Menschen verloren in 2017 durch Mord oder Totschlag ihr Leben, dazu kamen wie im Vorjahr 13 Versuche, 97 Vergewaltigungen und 1181 gefährliche oder schwere Körperverletzungen.

Bei allen positiven Entwicklungen sieht Kripo-Chefin Thon „noch Luft nach oben“: Etwa bei der Aufklärungsquote von 4,69 Prozent bei den Taschen- oder 6,3 Prozent bei den Fahrraddiebstählen. Sorgen macht der Polizei zudem die Zunahme der „Straftaten zum Nachteil von Senioren“: 425 ältere Menschen gingen Trickbetrügern auf den Leim. 126 waren es im Jahr zuvor. Einziger Trost: In fast 82 Prozent aller Fälle scheiterten die falschen Polizisten, Wasserwerker und angeblichen Enkel.

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