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Marathon: Laufen gehört für Essener Ralf Schuster zum Leben

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Bei 99 Kilometer lohnt es sich auch nicht mehr umzukehren. Am Sonntag muss Ralf Schuster in Münster aber „nur“ einen Marathon laufen.

Bei 99 Kilometer lohnt es sich auch nicht mehr umzukehren. Am Sonntag muss Ralf Schuster in Münster aber „nur“ einen Marathon laufen.

Foto: Ralf Schuster

Essen-Kray/Münster.  Wenn am 3. September der Münster-Marathon endet, hat ein Essener seinen 200. Marathon in der Tasche. Wie Ralf Schuster zum Laufen kam.

Hellblau strahlt die Linie auf Münsters Straßen, die den Weg über 42,195 Kilometer weist: Mehr als 2100 Läuferinnen und Läufer werden sich am Sonntag, 3. September, beim 21. Münster-Marathon auf die längste olympische Strecke begeben, und einer unter ihnen feiert ein seltenes Jubiläum: Ralf Schuster vom TC Kray 1892 wird seinen insgesamt 200. Marathon laufen.

Wobei 200. Marathon eigentlich nicht ganz richtig ist, schließlich sind auch einige Ultra-Marathons von längerer Strecke dabei. Denn auch davon hat Schuster schon einige in den Schuhen: Schon zehn Mal hat er beispielsweise die Strecke von 100 Kilometern hinter sich gebracht. Sagen wir es also so: Am Sonntag wird Ralf Schuster vom TC Kray 1892 zum 200. Mal mindestens 42,195 Kilometer bewältigen.

Schuster läuft. Täglich. Seit etwa zwei Jahrzehnten. So genau weiß er das gar nicht. „Da muss ich mal meine Frau fragen. Sie sagt: Ungefähr 20 Jahre.“ Davor habe er keinerlei Beziehung zum Laufen gehabt. „Fußball habe ich gespielt, so wie jeder hier im Ruhrgebiet. Laufen? Langweilig.“ Als Postbeamter habe er gearbeitet, bis er krank wurde. Unter anderem die Knie wollten nicht mehr so richtig.

„Ich hatte zwei, drei Jahre große Probleme, musste quasi wieder lernen mich richtig zu bewegen. Das war schon eine schwierige Zeit damals, aber das Laufen hat mir geholfen.“ Erstmal kürzere Strecken, um wieder in die Bewegung hineinzukommen. „Das war der Einstieg“ erinnert sich der 61-Jährige. „Von da an ging es mir so langsam wieder besser. Und die Strecken wurden länger.“

Laufen ist für Essener Teil seines Lebens

Heute sei Laufen Teil seines Lebens. Zweimal pro Woche geht er zum Lauftreff der TC Kray, an den übrigen Tagen läuft er einfach mal zu Hause los. Täglich eigentlich nie weniger als 15 Kilometer. „Ich laufe viel im Essener Norden oder auch mal rüber nach Bochum.“ Aber was macht man eigentlich, um sich beim Laufen die Zeit zu vertreiben? Wird das nicht langweilig? Offenbar nicht: „Mein Geheimnis ist: Ich laufe so gut wie nie alleine, und dann unterhalte ich mich.“ Wo andere nach Luft japsen, plaudert er. Vorzugsweise mit Birgit Jahn, seiner Laufpartnerin. „Die wohnt bei uns in der Nähe, das trifft sich gut. Wir trainieren zusammen und machen auch Wettkämpfe zusammen.“ Ihr hat er beispielsweise auch bei ihrem ersten Marathon geholfen.

Sein erster eigener Marathon sei übrigens gar nicht so schlimm gewesen wie befürchtet. „Ich bin dann relativ schnell zum Ultra-Marathon übergegangen. Als ich vor meinem ersten 100er stand, da habe ich allerdings schon ein bisschen Bammel gehabt.“ Das sei ja immerhin mehr als ein doppelter Marathon, eine echte Schallmauer. „Aber da läuft man natürlich sehr langsam und schaut sich auch die Landschaft an.“

Dem Münster-Marathon am 3. September blickt er ziemlich gelassen entgegen. Jubiläum hin oder her. Schuster fungiert dann als Brems- und Zugläufer, auch Tempomacher, Pacemaker oder „Hase“ genannt. Das heißt: „Ich laufe ein konstantes Tempo, um in einer bestimmten Zeit im Ziel anzukommen. Und die anderen Läuferinnen und Läufer, die eine ähnliche Zeit erreichen wollen, können sich an mir orientieren.“ Um 9 Uhr geht es los. Dann heißt es erstmal, bloß nicht ins Gedrängel geraten und dann das Tempo halten. Hellblau strahlt die Linie auf Münsters Straßen. Und Ralf Schuster folgt ihr. Zum 200. Mal.

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