Ruhestand

Herzen öffneten sich ihr in Essen – Abschied von Pfarrerin

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Die evangelische Kirchengemeinde Königssteele verabschiedet Pfarrerin Hanna Mausehund (li.) in den Ruhestand, hier mit Küsterin Anja Rudolph.

Die evangelische Kirchengemeinde Königssteele verabschiedet Pfarrerin Hanna Mausehund (li.) in den Ruhestand, hier mit Küsterin Anja Rudolph.

Foto: André Hirtz / FUNKE Foto Services

Essen-Steele.  Abschied: Nach 40 Jahren im Dienst geht Pfarrerin Hanna Mausehund in den Ruhestand. 23 Jahre war sie in der Essener Kirchengemeinde Königssteele.

40 Jahre lang war Hanna Mausehund als Pfarrerin tätig, davon 23 Jahre in der Kirchengemeinde Königssteele. Sie hat die Menschen in verschiedenen Lebenslagen begleitet und sich im Stadtteil wohl gefühlt. Dort verabschiedet sich die Evangelische Kirchengemeinde nun am kommenden Sonntag (24. September) von ihrer Pfarrerin.

2020 kamen Heiner und Hanna Mausehund nach Essen, übernahmen eine Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Königssteele und haben sich diese geteilt. Heiner Mausehund wurde später Schulpfarrer und als Assessor stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises Essen, er ist bereits Ende 2021 in den Ruhestand getreten. Sein Nachfolger wurde Johannes Heun. Seine Frau Hanna Mausehund blieb als Pfarrerin in der Gemeinde – bis heute.

Im Vergleich zu Norwegen Unterschied in Mentalität und Umgangsformen in Essen

Ursprünglich stammt die Theologin aus Dudweiler an der Saar, wuchs in Gummersbach auf und studierte in Wuppertal, Heidelberg und Marburg Theologie. Nach ihrem Vikariat in Goch und Remscheid und dem anschließenden Hilfsdienst in Remscheid und Tönisheide übernahm sie gemeinsam mit ihrem Mann Heiner eine Pfarrstelle in Velbert. 1993 wechselte das Ehepaar dann in die norwegische Hauptstadt Oslo, wo sie sieben Jahre lang die evangelische Gemeinde deutscher Sprache betreuten, bevor sie nach Deutschland zurückkehrten und in der Steeler Gemeinde heimisch wurden, die jüngst das 150. Jubiläum ihrer Friedenskirche feierte, die seit 1989 unter Denkmalschutz steht.

„Wenn ich auf die letzten 23 Jahre zurückblicke, kann ich sagen: Ich habe mich in Königssteele immer sehr wohl gefühlt, auch wenn ich mich anfangs ans Ruhrgebiet gewöhnen musste“, erklärt sie rückblickend. Im Vergleich zu Norwegen sei der Unterschied in Mentalität und Umgangsformen schon recht groß. „Doch an der Friedenskirche öffneten sich mir nicht nur Räume zum Gestalten und Ausprobieren, sondern auch viele Herzen und Hände.“

So seien, gemeinsam mit zahlreichen Unterstützern, behutsame Veränderungen möglich gewesen – als Beispiele nennt Hanna Mausehund die Einführung eines neuen Konzepts für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden, die Gründung eines Frauenforums, die Öffnung der Kirche für Gebete und stille Andachten auch außerhalb von Veranstaltungen, die Intensivierung der ökumenischen Zusammenarbeit mit der katholischen Nachbargemeinde St. Laurentius sowie die Etablierung neuer Gottesdienstformate und musikalischer Veranstaltungen.

Lebenswelt, Freuden und Sorgen der Menschen und Familien in Essen Teilen

„Ich hatte als Pfarrerin das Privileg, an unglaublich vielen Lebensgeschichten Anteil zu bekommen“, sagt Hanna Mausehund. „Bei Taufen, Trauungen, Beerdigungen, bei Einschulung, Konfirmation und Schulentlassung, bei Seelsorgegesprächen durfte ich für einen Moment eintauchen in die Lebenswelt eines Menschen oder einer Familie und ein Stück ihrer Freuden und Sorgen teilen. Die Begegnungen waren so bunt und vielfältig wie das Leben selbst.“

Sie habe eine Menge lernen dürfen, sei vielen sehr unterschiedlichen Menschen begegnet, habe mit ihnen gelacht und geweint und mit ihnen Gemeinde gestaltet und mit ihrem Mann auch Aktionen des Runden Tisches in Steele begleitet, für den sie sich eingesetzt hat.

Zum Abschied formuliert sie noch Wünsche in Richtung Gemeinde: „Nun freue ich mich auf eine neue Lebensphase mit mehr Muße und der ein oder anderen Neuentdeckung. Die Gemeinde an der Friedenskirche wird ‚meine‘ Gemeinde bleiben. Ich wünsche meinem Kollegen Johannes Heun, dem Presbyterium und allen, die sich hier engagieren und hier ihr geistliches Zuhause finden, Freude am Gestalten, Mut zu Veränderungen und die Zuversicht, dass es ein anderer ist, der die Gemeinde baut und erhält.“

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