Essen. Kamera-Autos sind in Essen unterwegs, um neues Bildmaterial für Google Street View zu sammeln. Warum der Essener FDP-Chef davon gar nichts hält.
Der Essener FDP-Chef und Landtagsabgeordnete Ralf Witzel wettert gegen die US-amerikanischen Internetkonzerne Google und Apple. Der Grund: Google schickt seit wenigen Tagen Kamera-Autos durch Essen und 19 weitere deutsche Großstädte. Sie sollen – zum ersten Mal seit mehr als 13 Jahren – aktuelles Bildmaterial für das Suchportal „Google Street View“ filmen. Der Politiker rät den Bürgern zum Schutz ihrer Privatsphäre allerdings dringend zum Widerspruch „gegen die weltweite Bereitstellung von Bildmaterial über die eigene Wohnung und das Privateigentum“.
Der FDP-Politiker macht „Google Street View“ und „Look Around“ (Apple) schwere Vorwürfe. „Diese internationalen Datenkraken machen ein Milliardengeschäft mit unseren Daten und sind daher bislang nicht als Anhänger eines sensiblen Umgangs mit Persönlichkeitsrechten und der informationellen Selbstbestimmung aufgefallen.“ Wenn diese Anbieter mit meterhohen Präzisionskameras Büro-, Wohn- und Schlafräume in Essen und anderswo abfilmten, sei allergrößte Vorsicht geboten.
Vorwurf: Einbrecher und Autodiebe nutzen Bildmaterial von Street View für Straftaten
Die missbräuchliche Nutzung einmal erhobener Bilddaten und deren auch spätere Zusammenfügung mit anderen Quellen könne ebenso wenig ausgeschlossen werden wie die völlig unbemerkte Datennutzung durch Kriminelle. Witzel: „Bei einer lückenlosen Verfilmung ganzer Stadtteile in der Nahansicht könnten Einbrecher Wohnobjekte und deren Beschaffenheit sowie alternative Fluchtwege im Detail und in aller Ruhe auskundschaften, und niemand bemerkt etwas davon.“ Ebenso erhielten Autodiebe ganz anonym hilfreiche Hinweise, in welchen Straßenzügen sie besonders wertvolle Streifzüge bei gleichzeitig geringem Entdeckungsrisiko durch Nachbarn tätigen können.
Witzel empfiehlt Bürgern, Betrieben, Vereinen und sonstigen Inhabern von Liegenschaften, sich gründlich mit den neuen Systemen auseinanderzusetzen und im Zweifel Vorsicht walten zu lassen. Aber selbst das sei nicht unproblematisch. So müssten sich Eigentümer oder Mieter, die eine Verpixelung ihrer Wohnung begehrten, dafür gegenüber den Konzernen offenbaren und ihre Identität wie Meldeadresse verifizieren. Dadurch gebe es sogar im Widerspruchsfalle einen Datengewinn für die Anbieter.
Widersprüche gegen Street View sollten nach Witzels Empfehlung schon vor Erstveröffentlichung der neuen Aufnahmen an streetview_deutschland@google.com und gegen Look around an MapsImageCollection@apple.com gerichtet werden. Man sollte auf eine Eingangsbestätigung bestehen.
Bei Fragen und Beschwerden helfe auch die Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (LDI) in Düsseldorf weiter.
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