Essen. Die Kulturstaatssekretärin hat die Ansicht genährt, dass die Nichtvergabe des Fotoinstituts nach Essen keinerlei sachliche Grundlage hatte.
Lokalpatriotismus um jeden Preis ist eine unsouveräne Haltung. Wenn eine andere Stadt nachgewiesenermaßen schöner, kompetenter oder für irgendetwas besser geeignet ist, dann muss man auch einmal ein guter Verlierer sein. Allerdings, und das ist der springende Punkt beim leidigen Thema Bundesfotoinstitut: Wer als zweiter Sieger vom Platz geht, hat zumindest ein Recht darauf zu wissen warum.
Wenn die Wunde um die intransparente Vergabe dieser Institution sich einfach nicht schließen will, wenn es viele in Essen immer noch schmerzt, dass Düsseldorf den Vorzug erhielt, dann wegen der immer noch fehlenden sachbezogenen Begründung für diese Entscheidung. Alle Expertengutachten hatten schließlich im direkten Vergleich ausdrücklich Essen oben stehen sehen.
Claudia Roth beleidigt mit ihrem Schwadronieren die Intelligenz aller Beteiligten
Der Brief von Kulturstaatsministerin Claudia Roth an den Essener CDU-Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer ist in diesem Zusammenhang eine einzige Frechheit und nährt die schon lange bestehenden Zweifel, ob bei der Vergabe alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Wenn Roth von „neuen Erkenntnissen“ schwadroniert, ohne dass sie diese auch nur andeutungsweise nennt, dann beleidigt sie die Intelligenz aller Beteiligten.
Denn wie Matthias Hauer richtig anmerkt, gibt es keine neuen belastbaren Erkenntnisse, die für Düsseldorf sprächen, sonst lägen sie längst auf dem Tisch. Roth verfährt hier nach der zynischen Devise „frisch behauptet, ist halb gewonnen“. Niemand sollte sich deshalb wundern, wenn dieses Verhalten den Widerspruchsgeist in Essen anstachelt. Eine politische Entscheidung die Sachargumente bewusst oder unbewusst ignoriert, kann nicht das letzte Wort sein.
Es wäre übrigens nur zu verständlich, wenn auch der beim Thema Bundesfotoinstitut arg resigniert wirkende Essener OB Thomas Kufen noch einmal öffentlich ein paar kritische Fragen platziert oder – noch besser – den gesamten Vorgang juristisch klären lässt. Man darf als Stadtoberhaupt mal verlieren, aber nicht so.
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