Essen-Holsterhausen. Die Essener Elterninitiative unterstützt Familien mit krebskranken Kindern mit einem „Zuhause auf Zeit“. 14 neue Zimmer werden später eröffnet.
Abriss im Frühjahr 2017, Neueröffnung im August 2018: Das war der Plan der Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder, als die Arbeiten an ihrem neuen Gebäude im vergangenen Jahr begonnen hatten. Später wurde der Fahrplan korrigiert, Ende 2018 war das Ziel. Doch auch dann wird das Haus an der Kaulbachstraße/Ecke Steinhausenstraße noch eine Baustelle sein. Nach einigen Verzögerungen geht man in Holsterhausen derzeit davon aus, dass das neue Elternhaus im März oder April 2019 eröffnen wird. Peter Hennig, Vorstandsvorsitzender der Elterninitiative, bleibt dennoch gelassen. „Lieber in Ruhe mit Qualität fertig werden als jetzt Palaver machen.“
Grund für den neuerlichen Verzug auf der Baustelle ist die Hitze der vergangenen Wochen. „Der Außenputz scheitert an den hohen Temperaturen“, erklärt Hennig. „Der würde so schnell anziehen, dass er gar keine Verbindung mit dem Mauerwerk eingehen würde. Es wäre dann nur eine Frage der Zeit, bis er wieder runterfällt.“ Am Wetter könne man nichts ändern, und die verlorene Zeit wieder aufzuholen, sei bei der momentanen Lage in der Baubranche nicht möglich. „Der Markt ist ausgequetscht, man kann nur mit den Leuten arbeiten, die gerade da sind“, sagt Hennig, die Unternehmen hätten viel zu tun. „Wir müssen uns den Stress nicht antun und den Leuten auf den Füßen stehen.“
Elterninitiative fehlen noch 250.000 Euro
Probleme gab es allerdings auch schon beim Rohbau, „da hat das eine oder andere nicht so funktioniert“, formuliert Hennig vorsichtig. Es sei zu einem außergerichtlichen Vergleich mit dem verantwortlichen Unternehmen gekommen, „es ging wie im wahren Leben um Geld. Deshalb hatten wir leichten Stress“, denn die finanziellen Mittel des Vereins seien eingeschränkt.
Aktuell fehlen der Elterninitiative etwa 250.000 Euro, um die gesamten Kosten des Neubauprojekts aus eigenen Mitteln zu stemmen. Zu den ursprünglich geplanten 1,8 Millionen Euro sind noch mehrere 10.000 Euro hinzugekommen, „denn im Zuge des Neubaus haben wir uns die bestehende Immobilie noch mal angeschaut“, erklärt Hennig. „Dabei stellten wir fest, dass mindestens mal außen gestrichen werden müsste. Wir werden die Fassade reinigen und eine etwas andere Farbgebung wählen.“ Der große Baum, der das alte Elternhaus ziert, soll dann auch wieder auf der neuen Fassade in die Höhe wachsen. „Diese Bemalung hat einen unschätzbaren Wiedererkennungswert. Das Haus mit dem Baum kennt man. Wir haben mit dem Künstler, der das vor mehr als 20 Jahren gemalt hat, gesprochen. Er ist bereit, noch mal zu uns zu kommen.“
Bis auf die Fassade seien Zustand und Ausstattung des bestehenden Elternhauses noch in Ordnung, erklärt Hennig. Nur die Küchen seien schon in die Jahre gekommen, „da werden wir noch mal was machen müssen. Und dann hoffe ich, dass wir mit allen, die hier ein uns aus gehen, eine vernünftige Regelung finden: Die Eltern oder Familien, die hier am längsten bleiben und am stärksten belastet sind, haben das Recht, in den Neubau einzuziehen“, sagt Hennig. „Wer zum Beispiel nur für ein paar Tage zu einer Kontrolluntersuchung kommt, braucht ja nicht unbedingt ein Zimmer mit eigenem Bad.“
Mehr Personal, mehr Programm
Wenn der Neubau fertiggestellt ist, wird die Elterninitiative 14 Familien mehr als jetzt an der Kaulbachstraße, in der Nähe des Uniklinikums, unterbringen können. Darauf hat man sich personell bereits eingestellt. „Wir haben zwei Neueinstellungen, die schon eingearbeitet sein sollen, wenn das neue Haus an den Start geht“, sagt Hennig. Solche Schritte sind für den Verein nicht einfach. „Es ist ein interessantes Thema, ein ehrenamtlicher Arbeitgeber zu sein. Das ist eine Herausforderung, denn wenn wir wachsen, muss auch unsere monetäre Ausstattung wachsen.“ Das gelingt der Elterninitiative seit 35 Jahren. Auf diesen Geburtstag sollte eigentlich auch die Einweihung des neuen Hauses fallen. „Das werden wir nicht schaffen. Aber so feiern wir eben zweimal.“
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