Rettungsmedaille

Den brennenden Nachbarn gelöscht: Ehrung für Essener

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Ministerpräsident Hendrik Wüst überreicht Marcus Schwager aus Essen die Rettungsmedaille des Landes.

Ministerpräsident Hendrik Wüst überreicht Marcus Schwager aus Essen die Rettungsmedaille des Landes.

Foto: David Young / dpa

Essen.  Ministerpräsident Hendrik Wüst hat Marcus Schwager die Rettungsmedaille des Landes verliehen - für dessen mutigen Einsatz an der Freytagstraße.

Marcus Schwager hat Menschenleben gerettet und dabei sein eigenes riskiert. Für seinen selbstlosen Einsatz bei einem dramatischen Feuer in der Wohnung einer fünfköpfigen Familie in Frohnhausen hat Ministerpräsident Hendrik Wüst dem Essener die Rettungsmedaille des Landes verliehen. Anlass genug für eine Rückschau.

Es ist der Abend des 30. Januar 2021, als das Feuer bei einer Verpuffung an der Freytagstraße ausbricht. Die Flammen greifen binnen Sekunden auf die Kleidung des Familienvaters (43) über, auch das Mobiliar gerät in Brand. Marcus Schwager hört explosionsartige Geräusche und Hilfeschreie aus der Wohnung über ihm. Der damals 46-Jährige läuft in den Hausflur. Dort sieht er seinen Nachbarn, dessen Kleidung teilweise in Flammen steht.

Zum Glück ist eine Badewanne gefüllt

Sofort läuft Marcus Schwager zurück in seine Wohnung – durch einen glücklichen Zufall ist dort die Badewanne noch gefüllt. Mit einem Eimer nimmt er Wasser auf und löscht die Brände, die vor allem die Hände und Füße seines Nachbarn erfasst haben. Dann bringt er den schwer verletzten Mann durch das Treppenhaus nach draußen und auch seinen eigenen Sohn in Sicherheit.

Die Familie aus der Brandwohnung hat sich in ihrer Panik auf den Dachboden geflüchtet. Darum läuft Marcus Schwager erneut ins Haus und es gelingt ihm, auch die Frau und ihre drei Kinder sicher nach draußen zu bringen. Inzwischen sind weitere Nachbarn mit Feuerlöschern hinzugekommen. Schwager schnappt sich einen Pulverlöscher und läuft damit in die brennende Wohnung. Er kann das Feuer, das sich gefährlich weit ausgebreitet hat, tatsächlich löschen.

Drei Familienmitglieder werden in Kliniken gebracht

Insgesamt haben drei der fünf Familienmitglieder schwere Brandverletzungen erlitten. Nach Eintreffen der Einsatzkräfte werden der 43-jährige Vater, seine gleichaltrige Frau und ein sechsjähriges Kind in Kliniken gebracht. Weitere Rettungskräfte betreuen die zwei Sprösslinge, Kinder der Familie im Alter von sieben und elf Jahren und ein älteres Ehepaar (74 und 72 Jahre), bis sich die Jugendhilfe der beiden Minderjährigen annimmt.

Gegen Mitternacht dürfen die übrigen Bewohner des Hauses wieder in ihre Wohnungen, und Marcus Schwager legt sich erst einmal auf die Couch. An Schlaf ist nicht zu denken. „Dann bin ich ins Grübeln gekommen“, erzählt er am Tag danach in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Er ist froh über das Brandschutzseminar, an dem er als Stuckateur wenige Monate zuvor teilgenommen hat, und er gibt sich bescheiden: „Ich habe das gemacht, was normal ist.“

Es hätte jederzeit zu einer Verpuffung kommen können

Was wohl nicht nur der Ministerpräsident ein wenig anders sieht: „Durch sein schnelles und umsichtiges Handeln hat Marcus Schwager seinem Nachbarn und dessen Familie das Leben gerettet. Dabei befand sich auch Marcus Schwager in Lebensgefahr. Es hätte jederzeit zu einer Verpuffung kommen können und durch das Einatmen der giftigen Gase hätte er sich eine lebensbedrohliche Rauchgasvergiftung zuziehen können“, betonte Hendrik Wüst in seiner Laudatio bei der Verleihung der Rettungsmedaille.

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