Essen. Dass sich im Grend in Essen-Steele der Underground aus Berlin die Ehre gibt, ist eine Überraschung. So dürfte auch die Show am 9. Mai werden.
Gewalt ist keine Lösung? Doch, schon, aber nur, wenn sie in friedlicher Absicht aus Verstärkern und Mikros kommt. Gewalt sind Patrick Wagner (früher Surrogat), Helen Henfling und Jasmin Rilke, ihre Musik ist zwar so verstörend wie ein frontaler Angriff von einem Schläger, der aus der dunklen Ecke kommt, aber letztlich geht es hier um Kunst – zu sehen am Mittwoch, 10. Mai, im Grend in Essen-Steele.
Mehr DAF und Krupps als Rammstein
Brachialer Drumcomputer-Beats, sägende Gitarren und ein tief in die Magengrube gehender treibender Bass treffen bei der Berliner Formation auf Texte, mit denen es Gewalt leider nie auf die Playlists irgendeines Radiosender schaffen würden. „Bei Geburt ein Arschloch“, so beginnt zum Beispiel ihr Stück „Deutsch“. Ja, ja, haben wir alles schon längst bei den Ärzten gehört, wird jetzt sicher mancher denken, doch Gewalt funktionieren anders. Hier gibt es keine Mitsing-Liedchen, sondern knallharte Breitseiten, die eher an die 1980er-Jahre-Industrial-Heroen DAF und Die Krupps erinnern, aber auch Rammstein-Fans ansprechen dürften.
Erfolg lehnen sie ab, zunächst bringen sie einige exklusiv auf 7“ erhältliche Singles heraus und haben erst einmal keine Pläne, dass daraus auch ein Album wird – dann landen sie 2018 im Vorprogramm von Jack White (The White Stripes). Das gut situierte (Alternativ-) Rockpublikum reagiert angemessen entsetzt, als ihnen Gewalt die Ohren öffnet, weitere Einladungen zu Shows im Schlepptau kommerzieller Acts bleiben dann auch aus.
Im Paradies wartet nicht die Erlösung
„Was uns verbindet, ist unsere Gier“, singt Gewalt-Frontmann Patrick Wagner, und wenn er ein Stück schreibt, das „Paradies“ heißt (So ist auch der Titel des Albums), dann wartet dort nach über zehn Minuten Wut, Schweiß und Leiden bestimmt nicht die Erlösung.
Gewalt, Mittwoch, 10. Mai (21 Uhr), Grend, Westfalenstraße 311, Essen-Steele. Support: Tigerjunge. Tickets: 16 Euro (plus Gebühren) im Vorverkauf, 20 Euro an der Abendkassen.
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