Ermittlungen

Terror-Plan in Essen: SEK stürmt Wohnung eines 18-Jährigen

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Terror-Plan in Essen: SEK stürmt Wohnung eines 18-Jährigen

Terror-Plan in Essen- SEK stürmt Wohnung eines 18-Jährigen

Eine Spezialeinheit der Polizei stürmte am Montagabend (16.5.) eine Wohnung in in Essen-Borbeck und führte einen 18-Jährigen ab.

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Essen.  Spezialeinheiten haben eine Wohnung an der Wüstenhöferstraße gestürmt und einen 18-Jährigen abgeführt. Chats über Waffen aufgetaucht?

Im Zuge der Ermittlungen des Generalbundesanwalts gegen einen 16 Jahre alten Schüler aus Essen-Borbeck wegen des Verdachts eines geplanten rechtsextremen Terror-Anschlags auf das Don-Bosco- Gymnasium hat es am Montagabend eine weitere Festnahme gegeben.

Eine Spezialeinheit der Polizei stürmte gegen 20 Uhr eine Wohnung in einem Hochhaus an der Wüstenhöferstraße in Borbeck-Mitte und führte einen 18-Jährigen ab. Am Dienstagmorgen wurde die Wohnung weiter durchsucht. Sprengstoffspürhunde waren dort ebenso im Einsatz wie an der Klopstockstraße, wo die Polizei vor knapp einer Woche in dem Kinderzimmer des Hauptverdächtigen ein rechtsradikales „Manifest“, eine Kladde mit SS-Runen, diverse Waffen und sprengfähiges Material sichergestellt hatte.

Verdacht des Verstoßes gegen das Waffengesetz

Wie Polizeisprecher Matthias Werk am Dienstagmorgen sagte, werde gegen den 18-Jährigen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt. Es seien bei der Durchsuchung der Wohnung, in der der junge Mann nach Informationen dieser Zeitung mit seiner Mutter wohnt, Schusswaffen sichergestellt worden, die jedoch nicht scharf seien. Nach seiner Vernehmung haben die Ermittler den Verdächtigen wieder entlassen.

Haben sich die beiden jungen Männer über Waffen ausgetauscht?

Der 18-Jährige soll sich mit dem 16-jährigen Hauptverdächtigen über Waffen ausgetauscht haben und so ins Visier der Terrorfahnder geraten sein. Eine offizielle Bestätigung der Behörden gibt es dafür bislang nicht. Die Staatsanwaltschaft hat bislang keine Hinweise einer möglichen Mittäterschaft bei den vor einer Woche vereitelten mutmaßlichen Anschlagsplänen.

Die Großeltern des Heranwachsenden, die ebenfalls in dem Hochhaus an der Wüstenhöferstraße wohnen, wissen zu berichten, dass die beiden sich aus einer gemeinsamen Zeit an der Realschule Schloßstraße kennen. Sie hätten sich per E-Mail Fotos von Waffenattrappen geschickt.

Der 16-Jährige, der vor einem Jahr etwa von der Realschule auf das Don-Bosco-Gymnasium wechselte, sitzt weiter in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen wurden am Montag von der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe übernommen. Grund sei „die besondere Bedeutung der Tat“, sagte eine Sprecherin der Behörde.

Den Massenmörder Breivik als Vorbild genannt

Der Don Bosco-Schüler, der dringend verdächtigt wird, einen Sprengstoff-Anschlag auf seine Schule geplant zu haben, hat unter anderem den norwegischen Massenmörder Anders Breivik als Vorbild genannt. Das berichtete am Wochenende das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

Am 22. Juli 2011 hatte der islamfeindliche Rechtsterrorist Anders Behring Breivik (damals 33 Jahre alt) in der norwegischen Hauptstadt Oslo und auf der Insel Utøya in einem Jugendzeltlager insgesamt 77 Menschen getötet. Auch er verfasste ein sogenanntes „Manifest“.

Das „Manifest“ wurde im Kinderzimmer des 16-Jährigen entdeckt

Bei dem Schreiben, das die Ermittler im Zimmer des 16-Jährigen fanden, handelt es sich um eine Word-Datei, die überschrieben ist mit „DBG-Massaker“, wobei DBG offensichtlich für „Don-Bosco-Gymnasium“ steht.

Der Schüler bezeichnet darin folgenschwere Schul-Amokläufe der Vergangenheit wie jene im amerikanischen Columbine (1999), oder im württembergischen (2009) als „Inspirationen“. Er sehe sich „gezwungen, ein Zeichen zu setzen wegen des Untergangs der weißen Rasse“.

Der Täter des Amoklaufs in der Columbine High School erschoss damals zwölf Menschen. „Ich hoffe, ich erreiche mehr Kills“, steht in dem verstörenden „Manifest“, des 16-jährigen Esseners zu lesen, berichtet der „Spiegel“. Seinem Schreiben setzte er ein Zitat Adolf Hitlers voran.

Der reguläre Schulbetrieb am Don-Bosco-Gymnasium hat am Dienstag wieder begonnen; es gab eine Friedensaktion auf dem Schulhof; Schulpsychologen sind vor Ort. Das Gebäude wird dem Vernehmen nach von Security-Kräften bewacht.

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