Michael Husemann aus Werden betreut sozial benachteiligte Jugendliche, trainiert Mädchen und Jungen im Kanu-Polo und organisiert Vereinsarbeit als Jugendwart. Um seine Tätigkeit macht er wenig Aufheben.
Wer sind sie eigentlich, die Ehrenamtlichen in den Sportvereinen und die, die sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmern? Einer von ihnen ist Michael Husemann, seit eineinhalb Jahrzehnten aktiv beim Werdener Wassersportverein KG Wanderfalke und zusätzlich seit drei Jahren für den Charity-Verein „Be Strong For Kids“ (BSFK).
„Ich weiß auch nicht genau, wo ich das her hab. Ich war auch schon Jugendleiter bei den Pfadfindern, und da heißt es ja, dass man die Welt besser verlassen sollte, als man sie vorgefunden hat. Aber ich war als Kind häufig in Tageseinrichtungen, und die Erzieherinnen und Erzieher waren sehr gut – ich denke, das hat mich schon auch geprägt“, sinniert Michael Husemann.
Seit seinem 18. Lebensjahr engagiert sich der heute 63-jährige gelernte Rollladen- und Jalousiebauer ehrenamtlich und später dann auch beruflich als Freizeitpädagoge, hat viele Weiterbildungen in einzelnen Bereichen absolviert, in einem Kinderheim gearbeitet und so weiter. Bei seinem Arbeitgeber, der Essener „Bäckerei Peter“, wird er als Freizeitpädagoge eingesetzt und führt u.a. Schulklassen durch die „Backstube“ oder backt mit ihnen. Und die unbezahlten „Nebenjobs“, die sind in seinem Fall fast so etwas wie ein zweiter Hauptjob. „Alles in allem werden das schon 30 Stunden die Woche fürs Ehrenamt sein“, so Husemann: „Aber ich will kürzer treten.“ Mal sehen, ob’s klappt.
Auf die KG Wanderfalke sei er vor ungefähr 15 Jahren einfach auf einer Party angesprochen worden, habe dann „mal so ein Probetraining“ mitgemacht. Gut habe ihm der Wassersportverein mit seinen Aktivitäten gefallen, und dann sei alles sehr schnell gegangen, wie es im Ehrenamt eben häufig ist: Wer sich ernsthaft engagiert, bekommt auch Verantwortung.
Sechs Mal die Woche ist Michael Husemann auf dem Gelände der Wanderfalken an der Ruhr, trainiert hier eine Kanu-Polo-Mannschaft für Kinder und Jugendliche zwischen acht und 14 Jahren, ist Jugendwart des Vereins, organisiert Kindergeburtstage oder begleitet Jugendfreizeiten. Zusätzlich kümmert er sich hier auch um die benachteiligten Mädchen und Jungen des Vereins BSFK, etwa in Stand-up-Paddling-Kursen.
Doch das umreißt wahrscheinlich auch nur einen Teil der Tätigkeiten im Ehrenamt. „Michael ist das Herz beider Vereine“, findet „sein“ Vorsitzender beim BSFK, Jörn Schulz. Der Vereinsvorstand der Wanderfalken lässt hierzu auf Anfrage verlauten: „Michael gehört zu den Menschen, die sich jeder Verein wünscht und die ein Stück ihrer Seele geben – für den Verein, für die Kinder, für die, die ihn brauchen. Wir sind froh, dass er ein Teil unserer Gemeinschaft ist.“
Besonders und bemerkenswert ist dies Engagement, das kann man auf alle Fälle festhalten. Mit seinen Erfahrungen im Umgang mit jüngeren Generationen und seinem beruflichen Know-how bringt er einen Mehrwert in die Vereinsarbeit mit ein. „Bei meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hole ich sie da ab, wo sie stehen. Schwierige Kinder sind auch für mich eine Herausforderung. Mit den schwierigsten Kandidaten würde ich am liebsten alleine arbeiten. Aber es ist klar: Kinder, die Schwierigkeiten machen, haben auch Schwierigkeiten“, gibt er einen Einblick in seine Arbeit, die sowohl sein Berufsleben als auch seine Freizeit bestimmt.
Dass es hier im Falle eines Berichtes so zentral um ihn und seine Geschichte geht, ist Michael Husemann noch etwas fremd, daran muss er sich erstmal gewöhnen, das merkt man ihm schnell an. Vorgeschlagen für die Serie „Alltagshelden“ wurde er von seinem Vereinsvorsitzenden beim Verein BSFK, Jörn Schulz. Doch so nach und nach wandert der Schirm seiner Mütze, unter der er sich auch ganz gerne ein bisschen versteckt, nach oben – definitiv einer der stillen Helden des Alltags.
Wenn Nächstenliebe zum Ehrenamt wird
David Glaubitz organisiert in der Christus-Kirche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Schonnebeck vom Ende der Herbst- bis zum Anfang der Osterferien den Winterspielplatz für Kinder.
„Eine Gemeinde ist wie eine Familie: Man gibt, aber bekommt auch viel zurück. Und Gemeindeleben lebt eben vom Ehrenamt“, berichtet David Glaubitz und lächelt über das ganze Gesicht. Hier ist jemand völlig im Reinen mit dem, was er tut, denkt man unwillkürlich. Mit „seinem“ Winterspielplatz für Kinder ohne Kita-Betreuungsplatz in der Christus-Kirche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Schonnebeck an der Gareisstraße hat er bislang ganz vielen Eltern ein eben solches Lächeln ins Gesicht gezaubert.
„Ich war 2010 mit meiner ersten Tochter in Elternzeit, und da haben der Pastor und ich uns überlegt, was wir hier in der Gemeinde für Eltern tun können“, blickt der mittlerweile 40-Jährige zurück. Dass Essen an einem chronischen Defizit an Kita-Plätzen leidet, das war den beiden nicht unbekannt. Und da es in den Städten München und ganz um die Ecke in Dorsten bereits sogenannte Winterspielplätze gab, musste das Rad nicht neu erfunden werden. „Nach einem Besuch mit meiner Tochter in Dorsten war ich begeistert. Ich wollte erst klein im Gemeinderaum starten, aber dann sagte der Pfarrer: ,Lass’ uns direkt die Kirche nehmen’“, so David Glaubitz, der sich bereits seit seiner Jugend in der Gemeinde engagiert und zum damaligen Zeitpunkt bereits im Leitungskreis (Vorstand) der baptistischen Gemeinde saß.
Mit einem Team von Ehrenamtlichen gestalteten sie fortan ihre Kirche immer sonntags abends zu einem Kindergarten um. Krabbel-Teppiche sorgen für „Auslauf“, Bobby-Cars und ein Trampolin für Bewegung, Trennwände für übersichtliche Einheiten, ein Spielehaus, eine Kinderwerkbank, Schaumstoffbausteine und vieles mehr für Spaß bei den Kleinen. Zielgruppe waren und sind primär die null bis vier Jahre alten Mädchen und Jungen, aber alle Kinder ohne Betreuungsplatz sind mit einer Aufsichtsperson angesprochen, das Ganze kostenlos zu nutzen. Spenden sind willkommen: Das ging auf – und wie. „Wir sind mit einem Tag in der Woche, mit dem Montag, gestartet. Aber schnell kamen der Dienstag und der Mittwoch hinzu“, schaut Glaubitz zurück. Längst begrüßt er nicht nur Gäste aus allen sozialen Schichten und Stadtteilen, sondern auch aus den Nachbarstädten. Konfessionen spielen keine Rolle, willkommen ist jede und jeder. Bis zu 50 Kinder mit Begleitung finden gleichzeitig Platz in der geräumigen Kirche. „Für die Eltern oder Großeltern ist es eine schöne Auszeit, ihre Kinder hier toben zu lassen“, weiß David Glaubitz, der zusammen mit seinem zehnköpfigen Team den Winterspielplatz vom Ende der Herbst- bis Anfang der Osterferien von 9 bis 12 Uhr öffnet.
Ein herber Einschnitt war die Corona-Zeit, in der der Winterspielplatz zum Schutz der ehrenamtlichen Senioren geschlossen blieb. Erst im vergangenen März ging es an der Gareisstraße wieder los. David Glaubitz: „Als Christ möchte ich etwas für die Menschen tun. Und wenn die Kinder glücklich lächeln, ist das einfach schön.“